Gestern hat sie wieder begonnen, die Fastenzeit. Mit der Kirche habe ich im Alltag zwar wenig im Sinn, trotzdem will ich dem alten kirchlichen Brauch folgen und in den sechseinhalb Wochen bis Ostern fasten – also auf Dinge ganz verzichten oder den Konsum zumindest einschränken.
Das nehmen sich immer mehr Menschen vor. Nach einer aktuellen repräsentativen Umfrage von DAK und Forsa halten 63 Prozent der Befragten einen mehrwöchigen Verzicht auf ein bestimmtes Genussmittel oder Konsumgut für sinnvoll, bei einer ähnlichen Forsa-Umfrage im Jahr 2012 waren es nur 53 Prozent.
73 Prozent der Fastenfans könnten – oder wollen? – laut DAK auf Alkohol verzichten, 67 Prozent auf Schokolade und Bonbons. Die Bereitschaft zum Handy- und Computerfasten wuchs im Vergleich zur Vorjahresbefragung von 21 auf 29 Prozent, die zum Verzicht auf das Auto von 15 auf 20 Prozent. Die traditionelle Enthaltung beim Fleischverzehr könnten sich 46 Prozent der Befragten vorstellen.
Meine eigenen Verzichtideen sind also nicht besonders Originell: Alkohol ist überhaupt kein Problem, weil ich sehr wenig Alkohol trinke; Schokolade, Eis und Salzstangen fallen mir schon schwererer. Der Verzicht auf Handy und Computer ist schon aus beruflichen Gründen nicht machbar. Und ohne Kaffee geht gar nichts; das kommt also nicht infrage.
Seit ich am Rosenmontag den Tweet eines Studienfreunds aus Mainz vom Umzugswagen mit der kotzenden Erde gesehen habe (Peter Zschunke @pedromiramis), denke ich über Plastikfasten nach – und überhaupt in der Fastenzeit möglichst umweltbewusst zu leben. Also beispielsweise kein abgepacktes Obst und keine Einwegflaschen mehr kaufen. Auch auf meine Lieblingsjoghurtsorten (Natur und Ananas), die es nur in Plastikbechern gibt, muss ich verzichten. Es wird nicht leicht, das ahne ich, denn noch während ich darüber nachdenke, habe ich den guten Vorsatz schon zum ersten Mal gebrochen. Weil ich nicht zu Hause bin, habe ich die erste Tasse Morgenkaffee nicht wie gewohnt aufgebrüht, sondern habe eine dieser praktischen Mini-Kaffeetüten benutzt – und unnötigen Verpackungsmüll produziert. Kein optimaler Start also.
Bei der Recherche für diesen Blogbeitrag bin ich dann auf die gemeinsame Fastenaktion für Klimaschutz und Klimagerechtigkeit 2019 gestoßen, an der sich elf evangelische Landeskirchen und drei katholische Bistümer beteiligen. Jan Christensen, Umweltpastor der Nordkirchen, ruft dazu auf, den Klimaschutz in den Mittelpunkt der eigenen Fastenzeit zu stellen und eine klimafreundliche Lebensweise auszuprobieren! Jede Woche steht unter einem anderen Motto: Achtsam essen, beispielsweise, fairer Konsum und anders unterwegs beispielsweise. Die sechste Woche ist dann (möglichst) plastikfrei. Das klingt gut. Die Aktion gefällt mir und ich werde mitmachen – und vielleicht trotzdem noch auf Schokolade, Eis und Alkohol verzichten.
Zum Einstieg, in der ersten Woche, geht es um Zeit für sich selbst und die Mitgeschöpfe, Routinen des Alltags zu hinterfragen, zu entschleunigen. Denn laut Website heißt Fasten auch „innehalten und zur Ruhe kommen.“ Das passt gut, denn in dieser Woche habe ich keine Redaktions- und Abgabetermine. Ich soll, so Empfehlungen in der Aktions-Broschüre, meine Sinne schärfen, dem Alltäglichen mehr Aufmerksamkeit schenken und einen anderen Blickwinkel auf meine Umgebung und meine Mitmenschen suchen. Ein Tagebuch, um meine Gedanken und Ideen festzuhalten, habe ich auf jeden Fall schon mal zur Hand – und das passende Tischset liegt zufällig vor mir, während ich diese Zeilen schreibe. Carpe diem steht darauf, also nutze oder besser genieße den Tag, wie der römische Dichter Horaz in seiner Ode An Leukonoë empfahl.
Mehr über die Aktion, eine Broschüre und andere Materialien zum Download gibt es unter
http://www.klimaschutz-ekvw.de/klimafasten/einladung/
http://www.klimaschutz-ekvw.de/klimafasten/downloads-und-druckdateien/
….ich bin dann beim Plastikfasten dabei!! Mamo…Margrit morgen
Schön, freut mich