Heute Morgen hatte ich einen Logenplatz. Während mein Mann – wie es sich für den Vorsitzenden des Vereins Sternwarte Sankt Andreasberg gehört – die Mondfinsternis bei frostigen minus 10 Grad im Harz gemeinsam mit einigen Vorstandskollegen, einem Kamerateam und mehr als 50 Teilzeit-Mondbewunderern beobachtete, saß ich gemütlich in meinem Bett. Mit einer Tasse Kaffee in der Hand sah ich aus dem Fenster, wie aus dem Vollmond allmählich eine Sichel wurde und dann im Kernschatten der Erde als sogenannter Blutmond sichtbar wurde. Der schien genau genommen nur wirklich rot, wenn ich durch meine Kamera schaute, womit wieder einmal bewiesen wäre, was schon Antoine de Saint Exuperys kleiner Prinz wusste: Das Wesentliche ist für das Auge unsichtbar. Ob allerdings die Kamera es erfasst, erscheint mir fraglich.
Den Mofi-Logenplatz habe ich mir redlich verdient: Schließlich bin ich der wahre Mondfan in der Familie. Ich mag den Mond nicht nur, wenn er sich wie heute oder bei der Mondfinsternis im Sommer spektakulär verhüllt. Ich nehme ihn so, wie er gerade ist: zu- und abnehmend, voll oder neu. Und ich verteidige ihn jedesmal heroisch, wenn mein Mann und andere Amateur-Astronomen ihn als Lichtsau. und Schlimmeres beschimpfen, nur weil er ihrer Meinung nach zu hell scheint und ihnen an manchen Tagen den Blick auf die Sterne erschwert.
Ihnen sei ein für allemal gesagt: Der Mond hat die älteren Rechte, er war schon da, bevor Ihr überhaupt das Teleskop erfunden habt. Und unsere Vorfahren waren dankbar, wenn er ihnen in dunklen Nächten ein bisschen Licht spendete. Das Verschwinden des Mondes, heute ein Medienspektakel, machte ihnen eher Angst. So fürchteten die alten Chinesen, dass ein Drache den Mond verschlingt, bei den Wikingern war‘s angeblich ein Wolf. Der rote Mond galt früher als schlechtes Omen.
Ich tue mein Bestes, um die kollektive Missachtung durch die Amateur-Astronomen von heute wieder gut zu machen. Ich versuche, den Mond positiv zu stimmen, indem ich ihm Gedichte vorsage oder gelegentlich ein Lied vorsumme – guter Mond, du gehst so stille, beispielsweise, oder die Mondnacht von Joseph von Eichendorff.
Auswahl gibt’s genug. Denn Dichter und Schriftsteller haben den Mond zu allen Zeiten geschätzt – und ihn immer wieder besungen. Vielleicht ist die Mondkarte beim Tarot deshalb eine gute Karte für Schriftsteller und Künstler: Sie verheißt ihnen Glück und Inspiration.
Mich hat der Mond, der längst wieder aus dem Schatten der Erde hervorgekommen ist, zwar nicht zu großen Werken, aber immerhin zu diesem Blogbeitrag inspiriert, den ich statt meiner üblichen Morgenseiten geschrieben habe. Das hat sich der Mond, finde ich, redlich verdient.
Hallo Eva!
Danke für die wunderbaren Mond-Gedanken und das tolle Foto von Utz!
Das frühe Aufstehen hätte sich gelohnt!
Beim nächsten Mal…
LG Uschi und Horst