Einige, die sich über die lange Pause gewundert und versucht haben, Time to fly aufzurufen, haben es gemerkt: Der Blog war eine Zeit lang nicht zu erreichen. Das hatte einen Grund: Der Blog ist umgezogen. Das klingt einfach, ist es aber nicht. Denn auch Daten lassen sich offenbar nicht immer ganz einfach transferieren. Da unterscheidet sich der Umzug eines Blogs nicht von einem Umzug im richtigen Leben. Und ohne die Hilfe einer Webmasterin hätte ich es nicht geschafft. Danke Silke.
Warum ich es trotzdem getan habe – aus Bequemlichkeit, weil ich von Technik keine Ahnung habe und wegen der Datensicherheit. Um die Sicherheitsupdates kümmert sich jetzt der Anbieter, der meinen Blog hostet. Ich schreibe derweil lieber Blogbeiträge – und zwar wieder regelmäßig. Das ist der erste gute Vorsatz fürs neue Jahr, diesmal schon vor Weihnachten.
Für alle, die meinen Blog abonniert haben, ändert sich nichts, die Adresse ist die gleiche geblieben und der Versand funktioniert hoffentlich auch.
Apropos Umzug: Ich habe seit Sommer noch eine zweite Adresse
sprich einen zweiten Blog. Gemeinsam mit Foe Rodens blogge ich über Pflanzen,
den eigenen und fremde Gärten und Balkongärten. Auch diesen Blog haben wir in
den vergangenen Wochen vernachlässigt. Doch auch das soll besser werden. Denn
Foe zieht um – und kann in der neuen Wohnung endlich den Traum vom eigenen
Garten verwirklichen. Sie hat also ab kommendem Frühjahr viel zu erzählen. Und
wenn die heiße Phase des realen Umzugs vorbei ist, wird sie sicher mit der
Planung beginnen.
Wer will – und es noch nicht getan hat – kann den Blog
abonnieren unter
Letzte Woche war ich in Hildesheim. Die Stadt stand schon lange auf meiner Da-will-ich-unbedingt-mal-hin-Liste – Neudeutsch: To-visit-Liste. Denn obwohl ich schon seit mehr als 30 Jahren bei Hannover lebe, war ich erst einmal in Hildesheim. Und ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich außer der Halle, in der meine damals zehnjährige Tochter Tennis gespielt hat, nichts von der Stadt gesehen habe.
Zuerst dachte ich, ich hätte nichts versäumt. Denn der Weg vom Bahnhof in die Innenstadt erinnerte mich ein bisschen an meinen Besuch in Bielefeld – und machte eher Lust aufs Umkehren: Ein Billigladen reiht sich an den anderen, die Leute in Eile, so als wollten sie nur eins – so schnell wie möglich weg. Vielleicht lag das auch am Wetter, das an diesem Novembertag zeitweise nicht sonderlich einladend war. Aber manchmal trügt der erste Eindruck eben doch. Nicht nur die Stadt, auch das Wetter wurde besser.
Schon der Marktplatz von Hildesheim ist eine Reise wert. Dass die meisten Gebäude im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden, sieht man nicht. Das Rathaus an der Ostseite des Marktplatzes wurde ebenso wieder aufgebaut wie das Tempelhaus mit dem Renaissance-Erker, das Wedekindsche Haus mit den allegorischen Darstellungen an der geschnitzten Fassade, das Rolandhaus mit dem stattlichen gotischen Staffelgiebel, in dem seit Ende des 18. Jahrhunderts die verarmten Töchter evangelischer Bürger leben konnten, und das Bäckeramtshaus mit dem offenen Arkadengang zur Rathausstraße und dem mit Backsteinen gefüllte Fachwerk.
Auch die Michaeliskirche und der Mariendom sind nach dem Krieg auferstanden aus Ruinen – und zählen mit ihren sakralen Kunstwerken seit 1985 zum Unesco Weltkulturebe. Der Mariendom, ursprünglich Mitte des 9. Jahrhunderts gebaut, ist eine der ältesten Bischofskirchen Deutschlands. Mir gefällt die Schlichtheit – und natürlich der Kreuzgang mit dem angeblich 1.000 Jahre alten Rosenstock, dem Wahrzeichen der Stadt und des Bistums Hildesheim. Der ist im Übrigen keine Edel-, sondern eine gewöhnliche Heckenrose (Rosa canina L)
Der Sage nach soll Kaiser Ludwig der Fromme, Sohn und Nachfolger von Karl dem Großen, Anfang des 9. Jahrhunderts ein Reliqiengefäß in den Rosenstock gehängt haben. Als er es wieder an sich nehmen wollte, gelang ihm das nicht. Für Ludwig war das ein göttliches Zeichen – und Anlass, dort eine Kapelle zu errichten.
Im März 1945 verbrannte die Rose bei einem Bombenangriff und wurde verschüttet. Doch anders als der Dom überlebte die Rose ohne menschliche Hilfe: Aus ihr wuchsen noch im gleichen Jahr wieder neue Triebe. Womit bewiesen wäre (oder für alle unter meinen Leserinnen und Lesern, die Latein sprechen wie ihre Muttersprache J: Quod erat demonstrandum): Die Natur braucht uns Menschen nicht. Sie kommt auch ohne uns zurecht.
Außerdem war ich im Roemer und Pelizaeus Museum, das seinen Namen nicht den Römern verdankt, sondern seinen Begründern Hermann Roemer und Wilhelm Pelizaeus. Besonders gut hat mir das Prunkstück, die Altägypten-Sammlung, gefallen; die Sonderausstellung Voodoo war dagegen definitiv nicht mein Ding.
Zum Besuch der Michaeliskirche mit dem berühmten Deckengemälde aus dem 13. Jahrhundert haben meine Zeit bzw. meine Kunst- und Kirchenbegeisterung nicht mehr gereicht. Aber ich komme gewiss bald wieder. Denn ich habe mir die Museumskarte Hildesheim gekauft, mit der ich bis Ende nächsten Jahres auch das Dommuseum das Dommuseum, das Stadtmuseum im Knochenhauer Amtshaus und das Besucherzentrum Welterbe Hildesheim besichtigen kann.
Alle Jahre wieder, kurz bevor die Uhren Ende Oktober wieder umgestellt werden, endet auch für unsere Zimmerpflanzen die Sommerzeit: Sie kehren aus der Sommerfrische auf der Terrasse in den Wintergarten zurück, wo sie unterm schützenden Glasdach die kalten Monate verbringen.
Dass sie eng zusammenrücken und in Reih und Glied stehen müssen, ist für die Einzelgänger unter ihnen sicher weniger schön, aber besser als kalte Füße und abgefrorene Blätter ist es allemal. Denn Sanseveria, Zitrus, Olive, Strelizie und Co vertragen eben keine niedrigen Temperaturen.
Einige Pflanzen bekommen bei der Gelegenheit einen neuen Topf, weil sie dem alten entwachsen sind. Die Sanseveria gedeiht besonders prächtig: Sie ist Anfang vergangenen Jahres bei uns eingezogen ist, als meine Mutter aus ihrem Haus in das Altenheim im Nachbarort gezogen ist. Damals habe ich die Pflanze geteilt und nur einen von fünf Ablegern behalten (https://timetoflyblog.com/2018/02/19/nachrichten-aus-dem-winter-garten/).
Der ist groß geworden und hat für weiteren Nachwuchs gesorgt – so sind inzwischen zwei weitere Ableger in den Harz gezogen. Auch in unserem Haus sanseveriat es jetzt in fast allen Zimmern und das ist gut so. Denn der Bogenhanf soll einer Studie zufolge Schadstoffe aus der Luft filtern und auch nachts bei Dunkelheit noch Sauerstoff abgeben. Dass sie pflegeleicht sind, spricht ebenfalls für die Pflanzen. So haben sie es nicht übel genommen, dass sie nach heftigen Regenfällen knöcheltief im Wasser gestanden haben, obwohl als ehemalige Wüstenpflanze ja eher Trockenheit mögen.
Auch die Pflanze, deren Namen ich nicht kenne, hat sich ihrer neuen Heimat in unserem (Winter)Garten hervorragend angepasst. Wir haben vor ein paar Jahren einen kleinen Ableger mit aus Spanien gebracht. Der erste Topf ist längst zu klein – und inzwischen sind sie zu viert.
Meine Vogeltränke hat den Umzug indes nicht überlebt: Sie ist mir beim Reinigen aus der Hand geglitten; der Boden ist zersprungen. Die grünen Frösche auf der Umrandung sind glücklicherweise heil geblieben. Sie umhegen jetzt den blauen Enzian, dem es offenbar schwer fällt, sich einzugewöhnen. Im Beet nebenan blühen die Rosen immer noch und die lila Krokusse wieder. Von ihren gelben Verwandten zeigt sich dagegen im Herbst kein einziger.
Auch die Gaultheria schaut unterm Herbstlaub hervor und erinnert mich daran, dass Weihnachten naht (Gut, beim Einkauf im Supermarkt ist es ohnehin nicht zu übersehen). Bald werde ich mir wieder neue Gaultherias fürs Haus kaufen, denn ich mag ihre dunkelgrünen Blätter und die leuchtend roten Scheinbeeren. Leider halten sie es im Haus nicht lange aus: Es ist ihnen zu warm und vielleicht vermissen sie die frische Luft. Deshalb werde ich sie nach ein paar Wochen wie ihre Artgenossen im vergangenen Jahr auswildern, damit sie ein bisschen Farbe in den winterlich grauen Garten bringen.
… vor allem an Tagen wie diesem, die sich eher novembrig trüb – Grau in Grau – statt oktobrig golden präsentieren. an dem die To-do-Liste scheinbar endlos und neben beruflichem auch sonstiger Stress angesagt ist. An Montagen wie diesem geht mir Bob Geldofs Song „I don’t like Mondays“ nicht aus dem Kopf – und die Geschichte von Brenda Ann Spencer, die Geldof zu dem Song inspirierte.
Brenda Ann Spencer hat im Januar 1979 aus ihrem Schlafzimmerfenster auf eine gegenüberliegende Schule geschossen, dabei den Direktor und den Hausmeister erschossen und acht Kinder und einen Polizisten verletzt. Das halbautomatische Gewehr hatte sie zu Weihnachten von ihrem Vater geschenkt bekommen. Er hatte ihr auch das Schießen beigebracht.
Spencer war bei ihrem Amoklauf 16, sie wurde zu zweimal 25 Jahren bis lebenslänglich verurteilt und sitzt seither im Gefängnis. Alle Haftprüfungen und Gnadengesuche wurden bislang abgelehnt. In Deutschland und in vielen anderen Staaten wäre sie schon lange wieder frei; sie hätte eine zweite Chance auf ein normales Leben bekommen und sie vielleicht genutzt. Und ich frage mich einmal wieder, was das für ein Land ist, das Kindern Waffen unter den Weihnachtsbaum legt und sie für immer einsperrt, wenn sie durchdrehen und tun, was man ihnen beigebracht hat: schießen.
„Es war so, als würde man Enten in einem Teich erschießen“, soll Brenda Ann Spencerlaut Wikipedia nach der Verhaftung gesagt haben. Und nach dem Grund für die Morde gefragt: „Ich mag keine Montage.“
Und während ich an die Frau denke, die fast so alt ist wie ich und ihr ganzes Erwachsenenleben hinter Gittern verbracht hat, beschließe ich, dass ich eigentlich keinen Grund habe, Montage nicht zu mögen. Trotz der langen Wochen-to-do-Liste und obwohl die Woche gerade erst begonnen hat. Nur diesen vielleicht, der so trüb daherkommt.
Im vergangenen Jahr haben unsere Apfel- und Kirschbäume, die Brombeeren und Erdbeeren so viel getragen wie noch nie. In diesem Jahr haben sie sich eine Pause gegönnt. Nur die Traubenernte fällt in diesem Jahr wieder sehr üppig aus.
Allerdings müssen wir die Trauben mit den Vögeln teilen. Das tun wir gerne, denn es ist genug für alle da. Zum Naschen, für einige Gläser Traubengelee und für ein paar Flaschen selbstgemachten Traubensaft reicht das, was sie uns übriglassen, allemal. Nur die wüsten Beschimpfungen, die wir uns anhören müssen, wenn wir unsere Terrasse betreten, missfallen mir. Denn schließlich ist es auch mein Garten.
Der Ruccola breitet sich inzwischen überall im Garten aus, vorzugsweise auf der Terrasse. Und auch Tomaten haben wir in diesem Jahr mehr geerntet denn je –neben winzigen Johannisbeertomaten und grün-gelben Zebratomaten erstmals auch hängende Tomaten.
Premiere hatten Zuccinis, Gurken, Feldsalat und Spinat, Letztere in meinem neuen Hochbeet. Was dort so üppig aussah, war auf dem Teller dann leider kaum mehr als eine kleine Handvoll – dafür aber sehr schmackhaft.
Wohl nicht mehr ernten werden wir in diesem Jahr die Paprika, die Foe auf ihrer Fensterbank aus Paprikakernen gezüchtet (https://chaosgaertnerinnen.de/paprika-und-anderer-salat) und dann in unserem Garten ausgewildert hat. Sie sind nicht nämlich leider bislang nur fingerkuppengroß. Vielleicht dann im nächsten Jahr.
… den bestraft das Leben. Diese Worte von Michail Gorbaschow haben sich auch heute wieder bewahrheitet. Bevor morgen der Herbst beginnt, wollte ich noch einen Punkt von meiner To-do-Liste für diesen Sommer erledigen: schwimmen im Natelsheide See in Bissendorf Wietze. Anderthalb Jahr bin ich auf dem Weg zum Altenheim, in dem meine Mutter gelebt hat, nah am See vorbeigefahren, nie habe ich es geschafft. Im August war ich schon einmal auf dem Weg zum See, als aus heiterem Himmel Gewitterwolken aufgezogen sind und ich umkehrte.
Heute Morgen bin ich dann wieder losgezogen, um im See zu schwimmen, auf der Seeterrasse einen Milchkaffee zu trinken, aufs Wasser zu schauen und die Sonne zu genießen. Doch als ich ankam, war der Campingplatz, auf dem der See liegt, geschlossen. Kein Kaffee, die Stege gesperrt, und im See hatten sich Algen und Seerosen ausgebreitet. Mit ihnen wollte ich nicht um die Wette schwimmen. Wer zu spät kommt …
Zu einem Bad im See bin ich dann doch noch gekommen, wenn auch der Weg vom Natelsheide in Wedemark-Wietze zum Wietzesee in Langenhagen wesentlich weiter und im wahrtsten Sinne steinig war. Wer auch immer den Radweg mit so grobem Schotter hat belegen lassen – er hat sicher noch nie in seinem Leben auf einem Rad gesessen. Besonders schön war auch der restliche Weg nicht, dafür hatte ich den Wietzesee fast für mich.
Nur ein paar Sonnenhungrige lagen am Strand bzw. auf der Wiese, im Wasser war niemand. Mein Bad im See war zugegebenerweise kurz, denn das Wasser war zwar sehr klar, aber auch sehr kalt. Doch nach der langen Radtour kam die Abkühlung gerade recht.
Schön wars am See, und ich bin sicher, dass ich wieder hinfahren werde – auch wenn ich mir eine andere Route suchen werden. Und im nächsten Jahr werde ich es sicher schaffen, im Natelsheidesee zu baden. Und ich werde diesen Plan gewiss nicht wieder aufschieben.
Nein, ich mag keine Orchideen, zumindest keine auf Fensterbänken ihr kümmerliches Dasein fristen (https://chaosgaertnerinnen.de/nicht-nur-tropisch). Und trotzdem steht jetzt eine auf der Fensterbank in meinem Arbeitszimmer. Ich habe sie quasi von meiner Mutter geerbt. Ich hatte sie ihr vor einem halben Jahr geschenkt, weil sie Orchideen immer gemocht hat. Warum, weiß ich nicht, vielleicht weil sie einen Hauch von Luxus und große weite Welt in ihr Leben gebracht haben.
Meine Mutter selbst hat nicht viel von der Welt gesehen, und ich glaube, sie hatte auch nie den Wunsch. Zuerst, als sie jung und die Kinder klein waren, konnten meine Eltern es sich nicht leisten, zu verreisen. Ihre erste Urlaubsreise haben wir, ihre Töchter, ihnen zur Silbernen Hochzeit geschenkt. Danach sind sie regelmäßig in Urlaub gefahren, einmal im Jahr, meist für zwei Wochen, oft mit dem älteren Bruder meiner Mutter und seiner Frau. Meist ging es irgendwo nach Deutschland: in den Harz, in den Bayerischen Wald, an den Bodensee und auch mal an die Nordsee. Ein oder zweimal waren meine Eltern in Österreich. Geflogen ist meine Mutter nie, die CO2-Bilanz ihres Lebens ist sicher vorbildlich.
Als ich mich am Donnerstag endgültig von meiner Mutter verabschiedete, mochte ich die Orchidee nicht zurücklassen. Was mit den anderen Orchideen passiert ist, die meine Mutter von der Mosel mit in das Heim nach Bissendorf genommen hat, weiß ich nicht. Vielleicht stehen sie jetzt auf den Fensterbänken meiner Schwestern. Wahrscheinlicher ist, dass meine Schwestern sie dem Entrümpler überlassen haben, als sie vor neun Wochen meine Mutter in das Heim nach Norderstedt gebracht haben. Genau wie alle Möbel meiner Mutter, mit Ausnahme des Fernsehers.
In Bissendorf hat die Orchidee eifrig geblüht, aber der Umzug ist ihr nicht bekommen. Vielleicht war ihr der neue Platz zu dunkel, vielleicht lag es an der Pflege. Wer auch immer sich um sie gekümmert hat: Er oder sie hatte wenig Ahnung. Immer, wenn ich meine Mutter besucht habe, habe ich die Pflanze trockengelegt: Ich habe das Wasser ausgeleert, das halbhoch im Übertopf stand. Denn Orchideen mögen ja bekanntlich keine nassen Füße. Vielleicht hat sich die Blume auch ihrer Besitzerin angepasst, die sich immer mehr aus dem Leben zurückgezogen hat. Denn Pflanzen fühlen weit mehr, als man bislang gedacht hat. Sie kommunizieren miteinander, führen ein geheimes, uns Menschen unbekanntes Leben. Und vielleicht fühlen sie ja auch mit uns.
Als ich die Orchidee in der Seitentasche meines Rucksacks mit nach Hause genommen habe, sah sie so trostlos aus, dass mich eine Frau im Zug angesprochen hat. „Ob die Blume die Fahrt wohl überlebt?“, fragte sie. Ich erzählte ihr, dass ich sie von meiner Mutter geerbt hätte, die in der Nacht gestorben sei. Sie wünschte mir herzliches Beileid und viel Glück.
Auf meiner Fensterbank gefällt es der Orchidee offenbar. Schon nach wenigen Stunden hat sich die erste Blüte geöffnet, weitere werden wohl folgen. Und während ich das schreibe, denke ich, dass es vielleicht ein Zeichen ist – ein Zeichen, dass es meiner Mutter jetzt besser geht, wo immer sie auch ist.
Meine Mutter war ein sehr gläubiger Mensch – und überzeugte Katholikin. Sie hat, so lange es ihr möglich war, nie eine Sonntagsmesse versäumt. Sie ist selbst mit über 90 noch regelmäßig in die Kirche gegangen. Und sie hat oft gebetet. Für sich, mit uns, als wir klein waren, mit meinem Vater, als er dement war. Es hat mich berührt, wenn ich gehört habe, wie sie miteinander gebetet haben, wenn sie ihn ins Bett brachte. Und ich hatte immer das Gefühl, dass es sie tröstet.
In den letzten Wochen und Monaten habe ich meine Mutter oft gefragt, ob wir miteinander beten sollen. Sie hat jedes Mal genickt, und dann betete sie los, wie sie es schon als Kind gelern und auch uns gelehrt hat: „Vater unser“, „Gegrüßet seist du Maria“ und immer auch „Müde bin ich geh zur Ruh“.
Dieses Gebet passt am besten zu ihrer Situation, denn sie ist müde geworden. Sehr müde. Bei meinen beiden letzten Besuchen hat sie fast nur noch geschlafen. Und beim letzten Besuch hatte sie sogar das Beten verlernt. Sie nickte wie immer, als ich sie fragte, ob sie beten wollte, doch als ich sie fragte, was, sagte sie – nichts. Ich betete, oder soll ich sagen, ich sagte die Gebete, die sie ihr Leben lang kannte. Ich merkte, dass sie nach den Worten suchte, sie aber nicht mehr fand. Was bleibt, habe ich mich gefragt, wenn am Ende selbst das schwindet, was einem ein Leben lang Halt gab. Und mir fielen die Worte ein, die Jesus gesagt haben soll, bevor er starb: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Mk,15,34; Mt, 27,46). (Den genauen Wortlaut und die Quelle habe ich, ich geb’s zu, gegoogelt.)
Weil auch ich von „Müde bin ich geh zur Ruh“ nur noch die erste Strophe vollständig kannte, habe ich im allwissenden Netz auch danach gesucht – natürlich gefunden. Das Gebet ist von Luise Hensel; von der letzten Strophe gibt es zwei Versionen, von denen mir die, die ich nicht kannte, besser gefällt. Und es gibt das Gebet, als Gute-Nacht-Lied für Kinder, als cd und auf mp3.
Ich werde das Lied, bevor ich wieder zu meiner Mutter fahre, herunterladen und ihr vorspielen. Und ich werde es mit ihr beten, weil sie es immer getan hat und weil es so gut zu ihrer Situation passt: Müde bin ich, geh zur Ruh
Wenn man, wie ich, im flachsten Flachland in Deutschland wohnt und die nächste interessante Landschaft ein ganzes Stück entfernt liegt, dann muss man beim Fotografieren mit den kleinen Motiven Vorlieb nehmen, wie Blumen, Baumrinden, Moos. Aber auch im Urlaub, inmitten der schönsten weiten Landschaften beschäftige ich mich gerne mit den Details.
Wenn ich dann zehn Minuten an einem Baum herumfotografiere, um eine bestimmte Musterung der Rinde in einer bestimmten Position als Bild festzuhalten, ernte ich schon mal seltsame Blick von vorbeigehenden Spaziergängern. Und ich frage mich dann immer, ob sie die Kunst, die die Natur erzeugt, wirklich nicht sehen – aber Kunst ist ja auch immer eine Frage des Geschmacks, wenn man bedenkt, dass auch eine Fettecke schon als Kunstwerk galt (bis sie m.E. zu Recht gesäubert wurde).
Am Computer spiele ich im Anschluss gerne mit Farben, Kontrasten und Overlays, verpasse den Fotos auch mal einen Aquarell-Look oder arbeite Elemente aus anderen Bildern hinein (auf Neudeutsch „composing“). Manchmal bearbeite ich mehr, manchmal weniger. Auch das alles ist natürlich Geschmackssache.
Aber für den Fall, dass meine Fotokunst Euch auch gefällt und ihr Euch eines der Bilder auf eine Tasse, als Postkarte oder als anderes Fotoprodukt drucken lassen möchtet, könnt Ihr das in meinem Shop tun: https://www.pictrs.com/foerodens
Dort gibt es natürlich nicht nur Blumen/Pflanzenfotos, sondern auch Bilder und Bildbearbeitungen aus den Kategorien Architektur, Natur/Landschaften, Tiere und Wolken. Von manchen Motiven, wie zum Beispiel dem neuseeländischen Farn, stehen auch verschiedene Versionen zur Verfügung.