Wie geht es deiner Mutter?

… heißt heute die Standardfrage in meinem Bekanntenkreis. Denn viele Freunde und Bekannte haben – oder hatten bis vor Kurzen – Väter, Mütter, Eltern und/oder Schwiegereltern, um die sie sich kümmern oder die sie gar betreuen (lassen) müssen. Das Thema Kinder, lange Zeit Gesprächsthema Nummer 1, ist meist vergleichsweise schnell abgehakt: Unsere Kinder sind groß, haben ihr Studium oder die Ausbildung meist schon abgeschlossen. Sie stehen auf eigenen Füßen und leben ihr eigenes Leben. Und wenn ich früher darüber gestöhnt habe, wie schwierig es ist, Kind und Job unter einen Hut zu bringen, weiß ich heute: Im Vergleich zur Betreuung der alten Eltern war die Betreuung der Kinder ein Kinderspiel.

Kleine Kinder leben bei ihren Eltern, alte Eltern leben dagegen oft weit von ihren erwachsenen Kindern entfernt. Die Fahrt zu meiner Mutter an die Mosel dauert etwa ebenso lang wie ein Flug auf die Kanarischen Inseln oder nach Nordnorwegen. Die Kinder kommen irgendwann in den Kindergarten, dann in die Schule. Für alte Menschen gibt es zu wenige gute Betreuungsangebote – außerdem wollen die meisten von Altenheimen, Tagespflege oder anderen Möglichkeiten nichts wissen. Ein Umzug – ob ins Altenheim, eine betreute Wohnung oder nur in den Wohnort der Kinder kommt für die meisten nicht in Frage: Ein alter Baum lässt sich bekanntlich nicht leicht verpflanzen. Und anders als unsere Kinder, für die wir einfach entscheiden konnten und mussten, entscheiden unsere Eltern selbst über ihr Leben – und damit auch über unseres. Denn wenn die Eltern nicht mehr ganz alleine zurechtkommen und unsere Hilfe brauchen – oder wenn wir das Gefühl haben, dass dies der Fall ist -, werden ihre Probleme (auch) unsere.

Was tun, wenn der demente Vater partout nicht einsieht, dass er nicht mehr Auto fahren kann und er eigentlich Führerschein und Auto abgeben müsste? Wenn die Mutter weiter allein in ihrem Haus leben will, das eigentlich viel zu groß geworden ist. Diese Fragen einen uns alle: Singles und Paare, Eltern und Kinderlose.

Eine Bekannte pendelt derzeit zwischen zwei Altenheimen hin und her, weil für ihre Eltern auf die Schnelle kein Platz in einem Heim zu finden war. Ihr Vater hatte sich jahrelang um seine schon pflegebedürftige Frau gekümmert. Als er irgendwann nach einer Operation selbst pflegebedürftig wurde, war es zu spät. Eine Freundin fuhr jahrelang jedes zweite Wochenende von Berlin, wo sie wohnt und arbeitet, nach Süddeutschland, um ihren Vater bei der Pflege ihrer alzheimerkranken Mutter zu entlasten. Meine Mutter kommt noch gut alleine zurecht: Sie  kauft ein, kocht, wäscht und bügelt; nur fürs Putzen hat sie eine Hilfe. Trotzdem fahren meine Schwestern und ich seit Jahren abwechselnd einmal im Monat für mehrere Tage an die Mosel, um ihr Gesellschaft zu leisten, nach dem rechten zu sehen und die Dinge zu erledigen, die mit 92 eben nicht mehr so leicht fallen: Gartenarbeit beispielsweise oder Gardinen waschen.

Früher war das einfacher: Im Haus meiner Eltern lebten meine Oma und zwei Großtanten – in eigenen kleinen Wohnungen, zwei von ihnen weitgehend selbstständig, bis sie über 80-jährig starben. Meine Mutter kümmerte sich um ihre Mutter und ihre Tanten, kaufte ein war im Notfall einfach da. Das war sicher anstrengend, aber es war auch beruhigend, für alle Beteiligten. Und es war machbar, weil alle im gleichen Ort wohnten und in dem Haus genug Platz war. Heute sind die Häuser und Wohnungen kleiner, die Ansprüche und die Entfernungen dafür umso größer.

Meine Schwestern und ich leben eben nicht mehr am gleichen Ort wie meine Mutter, sondern an verschiedenen Orten am anderen Ende der Republik. Vielen meiner Bekannten geht es ähnlich. Und so pendeln wir zwischen unseren Eltern und unserem eigenen Leben und fragen uns gegenseitig: „Wie geht es deinen Eltern?“

Schwimmen – jein bitte

Vorab: Ich liebe Wasser. Von außen. Aber Wasser ist nicht mein Element. Ich vertraue darauf, dass Gott wusste, was er tat, als er uns Menschen erschaffen hat. Wenn er gewollt hätte, dass ich schwimme, hätte er mir Kiemen gegeben oder zumindest Schwimmhäute oder Flossen.

Natürlich weiß ich, dass es Menschen gibt, die scheinbar mühelos durchs Wasser gleiten. Ich bewundere sie, aber ich gehöre leider nicht dazu. Schwimmen gehört zu den Sportarten, die ich nie beherrschen werde. Ich schwimme eher unorthodox: Es gibt Menschen die behaupten, es sehe aus wie eine Mischung aus Kaulquappe und Schaufelbagger, wenn ich kraule. Brustschwimmen klappt einigermaßen, ist aber derzeit wegen meiner Knieprobleme nicht so angesagt.

Weil ich nicht laufen kann und schwimmen angeblich gut für die Gesundheit sein soll, bin ich in diesem Sommer, der ja kein wirklicher Sommer war, trotzdem manchmal morgens zum Schwimmbad gefahren, wenn keine schwerwiegenden Gründe dagegen sprachen:  zu viel Arbeit beispielsweise, zu kalt, Wasser zu nass oder keine Lust. Inzwischen habe ich auch die fast perfekte Zeit gefunden: irgendwann kurz nach sieben, wenn die Hardcore-Frühschwimmer schon weg und die Schüler aus dem nahegelegenen Schulzentrum noch nicht da sind.

Oles Kampf mit dem Wasser oder die Erfindung des Aquajoggings

Dann schwimme ich meine Bahnen oder genauer gesagt: Ich kämpfe mit dem Wasser. Dabei denke ich oft an einen Jungen – nennen wir ihn Ole –, den ich vor über 20 Jahren kennenlernte, als meine eigene Tochter noch klein war und irgendwelche Schwimmabzeichen machte. Ole war jünger als die anderen Kinder im Seepferdchen-Kurs, aber er machte mit, vielleicht weil er mit seinem großen Bruder schwimmen lernen wollte – oder weil seine Mutter  wollte, dass er früh schwimmen lernte.

Mit  klassischem Schwimmen hatte Oles Schwimmstil wenig zu tun. Er strampelte heftig mit Armen und Beinen und hielt sich irgendwie über Wasser. Aber nie habe ich vorher und nachher jemanden gesehen, der sich so heftig im Wasser bewegte, ohne vorwärts zu kommen. Für die fürs Seepferdchen vorgeschriebenen 25 Meter brauchte er gefühlte Stunden. Aber aufgegeben hat er nicht. Nicht nur bei mir hinterließ Ole einen bleibenden Eindruck. Auch meine Nachbarin erinnert sich genau an ihn – vor allem daran, dass er den Kopf krampfhaft in den Nacken legte, damit sein Gesicht nicht unter Wasser kam. Der Wasserlage war das natürlich eher abträglich. Seine Beine hingen nach unten, er lief mehr, als er schwamm. Wahrscheinlich haben wir die Erfindung des Aquajoggings erlebt, ohne es zu wissen.

Ole ist längst erwachsen und – weil sich ja bekanntlich früh übt, wer ein Meister werden will – wahrscheinlich ein ausgezeichneter Schwimmer. Ich leider nicht. Mein Kampf mit dem Wasser endet meist mit einem für mich schmeichelhaften unentschieden. Unentschieden, weil ich bislang noch nicht ertrunken bin und weil ich je nach Lust und Laune ja 600 bis 1000 m schaffe (für mehr als 1000 m reicht meine Lust nie). Schmeichelhaft, weil ich weiß, dass das Wasser eigentlich stärker ist: Es könnte mich verschlingen, wenn es nur wollte. Will es aber nicht. Aber ganz sicher bin ich nie.

Wie gesagt: Schwimmen ist nicht mein Sport. Dennoch werde ich es vermissen, wenn das  Schwimmbad in ein paar Tagen schließt. Das liegt vielleicht an meinem Ururururahn Tiktaalik. Wenn nämlich Darwin recht hat, stammen wir alle von den Fischen ab. Vor x-Millionen Jahren verließ der  „lange Frischwasserfisch“ das Wasser und ging an Land. Verdenken kann ich es ihm nicht. Nur seine Kiemen hätte er vielleicht für mich mitnehmen sollen.

Lieber Dritte/r?

Nein, ich habe mir den Wecker nicht gestellt. Da ich aber ohnehin wach war, habe ich mir heute Morgen ab 5 Uhr das Finale der Frauen im Beachvolleyball angesehen. Ich habe keine Ahnung von Volleyball und bin kein Volleyballfan, aber die Spiele von Laura Ludwig und Kira Walkenhorst bei den Olympischen Spielen von Rio haben mich wirklich begeistert. Sie haben sich so souverän und beeindruckend ins Finale gespielt – und verdient gewonnen. Wie sie es schaffen, in dem großen Sandkasten die Bälle anzunehmen und dann noch kontrolliert über das hohe Netz im gegnerischen Feld zu platzieren, ist mir ein Rätsel. Weder vom heftigen Wind noch von den Buhrufen des brasilianischen Publikums haben sie sich nicht aus dem Konzept bringen lassen. Chapeau.

Die Siegerehrung hat wieder einmal bewiesen, dass die Dritten meist zufriedener mit ihrem Platz und ihrer Medaille sind als die Silbermedaillengewinner/innen. Die Amerikanerin Misty May-Treanor und Kerri Walsh freuten sich richtig über ihren dritten Platz, obwohl sie schon dreimal – in Athen, Peking und London – Olympiasiegerinnen waren und es diesmal „nur“ Bronze war. Aber sie hatten das  kleinen Finale und damit die Medaille  gewonnen, für die Brasilianerinnen endete das Turnier mit einer Niederlage. Und natürlich hatten die Amerikanerinnen mehr Zeit, sich an ihre Platzierung zu gewöhnen, als Barbara und Agatha, die ja noch anderthalb Stunden vorher auf den Olympiasieg gehofft hatten. Eine der beiden Brasilianerinnen – Agatha glaube ich – weinte noch bei der Siegerehrung. Nicht vor Freude über die Silbermedaille, sondern weil sie das Filiale verloren und Gold verpasst hatte. Es ist eben doch alles relativ.

Kleine Renten, große Unterschiede

Am 4. August war – von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt – equal pension day. In diesem Jahr stand der Tag unter dem Motto unter dem Motto „fünf vor zwölf – Altersarmut von Frauen“.

Der traurige Hintergrund des Tages, der seit 2014 vom Verband berufstätiger Mütter e.V. (VBM) initiiert wird: Erst Anfang August, also nach 19 Monaten, erreichen Frauen die gleiche Rente wie Männer in den zwölf Monaten des vergangenen Jahr. Die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern potenziert sich im Alter und wird zur wahren Kluft. Während die Löhne und Gehälter von Frauen in Deutschland rund 22 Prozent niedriger sind als die der Männer, bekommen Frauen nach einer aktuellen Studie der Hans-Böckler-Stiftung durchschnittlich 57 % (!) weniger eigene Rente. Immerhin hat sich die Rentenlücke, neudeutsch Gender Pension Gap, in den vergangenen Jahren verringert: 2007 waren es noch 59,6 %. Was wieder einmal beweist: Der Fortschritt ist eben doch nur eine Schnecke.

Kein Wunder also, dass Frauen im Alter öfter arm sind als Männer: Nach Angaben des Statistischen Bundesamts waren 2013 in Deutschland 17 % der Frauen ab 65 Jahren armutsgefährdet, bei den gleichaltrigen Männern nur 13%.

Schnelle Besserung ist nicht in Sicht, Altersarmut ist kein Problem der älteren, manchmal noch schlechter ausgebildeten Frauen. Nach einer Studie des Bundesfamilienministeriums befürchten mehr als die Hälfte der Frauen im Alter zwischen 30 und 50 Jahren, dass sie trotz ihrer beruflichen Qualifikation und trotz ihrer Erwerbstätigkeit im Alter nicht von ihrer eigenen Rente leben können. Bei den geschiedene Frauen sind es sogar fast drei Viertel (74 %), bei den alleinerziehenden Frauen über zwei Drittel (68 %). Zum Vergleich: 77 % der befragten Männer glauben, dass ihre Rente im Alter ausreicht.

Damit, dass Frauen benachteiligt werden, haben Renten- und Lohnlücke nichts zu tun, sagen manche Wirtschaftsexperten. Frauen entscheiden sich eben oft für Berufe, die schlechter bezahlt werden, und arbeiten öfter für Unternehmen, die weniger bezahlen. Sie steigen viel häufiger als Männer – der Familie wegen – vorübergehend dem Beruf aus, arbeiten nach der Babypause der Kinder wegen oft Teilzeit und machen (auch deshalb) seltener Karriere. Wer wenig verdient, bekommt im Alter eben weniger Rente. Denn die Rente spiegelt ist abhängig von der Erwerbsleistung, nicht von der Lebensleistung. Das ist eigentlich schade – und irgendwie ungerecht. Genau wie die Tatsache, dass typische Frauenberufe schlechter bezahlt werden als typische Männerberufe. Wieso verdient der Techniker, der Maschinen wartet und repariert, eigentlich mehr als die Krankenschwester oder die Altenpflegerin, die Menschen gesund pflegt oder ihnen ein menschenwürdiges Leben im Alter ermöglicht? Und warum wird es besser bezahlt, Computerprogramme zu entwickeln als das Potenzial von Kindern? Klar, das bisschen erziehen und pflegen kann jede(r); das haben Frauen in der Familie schon immer gemacht. Unbezahlt, versteht sich. Die Geringschätzung weiblicher Arbeit.

Zeit, dass sich das ändert. Geschlechtergerechtigkeit ist erreicht, wenn typische Frauenberufe bei gleichwertiger Ausbildung und Qualifikation genauso gut bezahlt werden wie typische Männerberufe, meinen laut Studie „Mitten im Leben“ 96 % der befragten Frauen zwischen 30 und 50 Jahren. Für 92 % ist es ein Zeichen für Geschlechtergerechtigkeit, wenn Frauen etwa so viel eigene Rente bekommen wie Männer. Doch bis dahin ist es ein weiter Weg.Und der Fortschritt ist leider doch nur eine Schnecke.

Für alle, die es interessiert, drei interessante Links mit interessanten Informationen zum Thema

http://www.boeckler.de/pdf/p_wsi_report_29_2016.pdf

http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/18/061/1806148.pdf

http://www.bmfsfj.de/RedaktionBMFSFJ/Abteilung4/Pdf-Anlagen/20160307-Studie-Mitten-im-Leben,property=pdf,bereich=bmfsfj,sprache=de,rwb=true.pdf

Keine Treuepunkte bei der Bahn

Treue lohnt sich nicht. Zumindest nicht in geschäftlichen Beziehungen. Das merkt man beispielsweise, wenn man einen (Bau-)Kredit verlängern will. Die Konditionen von fremden Banken, bei denen man anfragt, sind meist wesentlich günstiger als die der Hausbank – obwohl die weiß, dass man seit Jahren die Raten immer pünktlich bezahlt hat. Und die günstigen Strom- und Gastarife bekommt man bei Energieversorgern nur im ersten und zweiten Jahr nach Vertragsabschluss. Dann geht die Schnäppchen-Jagd von Neuem los, wenn’s billig bleiben soll.

Finanziert werden die Super-Rabatte für Neukunden von altmodischen Deppen wie mir, die – ich gebe es zu teilweise aus Bequemlichkeit – jahrelang bei den gleichen Unternehmen bleiben. So bin ich in meine Krankenkasse quasi hineingeboren – ich bin im Großen und Ganzen zufrieden und wechsle auch nicht, nur weil der Zusatzbeitrag jetzt vielleicht ein bisschen höher ist als bei anderen Kassen und die Sonderleistungen nicht ganz so hoch. Bäumchen-wechsel-dich- und Geiz-ist-geil-Mentalität sind nicht mein Ding – und feilschen kann ich nicht einmal auf dem Flohmarkt.

Als überzeugte Bahnfahrerin habe ich natürlich auch eine Bahncard, die sich alle Jahre wieder um ein weiteres Jahr verlängert. Bequem für die Bahn, teuer für mich, weil ich die neue Bahncard ja nicht immer gleich im Anschluss an die alte brauche. Und von Sonderaktionen zu diversen (Sport-)Großereignissen, bei denen es nicht nur Bahncards zu sehr günstigen Preisen, sondern auch Zusatzgewinne gibt, profitiere  ich natürlich auch nicht: Denn warum soll ich mir die EM-Bahncard für drei Monate kaufen, wenn ich schon eine habe. Bei anderen Sonderaktionen werden wohl auch ausschließlich oder überwiegend Gelegenheits-Bahncardkäufer berücksichtigt, um sie zu ködern. So flatterte einer Freundin unlängst ein aufwendig aufgemachtes Angebot ins Haus: Sie konnte zwischen einer Bahncard 25 für 10 Euro für ein Jahr und einer Bahncard 50 für 100 Euro und noch ein paar Gequetschte wählen.

Die vergünstigte Bahncard 50 hätte ich auch gerne und wenn ich demnächst 60 werde, werde ich sie auch kaufen. Leider läuft meine alte Bahncard 25 schon einen Monat vor meinem Geburtstag aus – mir die vergünstigte Bahncard quasi als Treuerabatt schon mit 59 Jahren und elf Monaten und ein paar Tagen zu verkaufen, ist – anders als Super-Sonderangebote für Gelegenheitsfahrer – leider nicht möglich.

Dem Mitarbeiter des Bahncard-Services tat es zwar sehr leid, dass ich „nicht in den Genuss unserer Sonderaktion gekommen“ bin (glaub ich ihm nicht). Er versteht zwar meine Sichtweise (wirklich nett), aber „die Möglichkeit Ihnen vor dem ersten Geltungstag eine ermäßigte BahnCard auszustellen haben wir leider nicht.“ Könnte man aber vielleicht ändern, um treue Kunden nicht zu verärgern.

Hierfür bittet er um Verständnis – bekommt er aber nicht. Denn das mögliche Upgrade von der Bahncard 25 auf die Bahncard 50 nach meinem Geburtstag ist mit erheblichem Aufwand verbunden: ich muss ins Reisezentrum (und dazu in die nächste Großstadt fahren), eine Erstattungsantrag ausfüllen … Und dass die Auswahl der Kunden für solche Aktionen ausschließlich nach dem Zufallsprinzip erfolgt und dass alle Kunden die gleichen Erfolgsaussichten haben, halte ich ebenso für ein Gerücht wie die Behauptung, dass Züge pünktlich, Zugtoiletten sauber und die Renten sicher sind. Oder dass Treue sich lohnt.

Von sieben Schläfern, Siebenschläfern und Meteorolügen

Heute ist Siebenschläfertag und auch viele, die eigentlich nicht an Bauernregeln und anderen „Hokuspokus“ glauben, sind froh, wenn  die Sonne scheint. „Das Wetter am Siebenschläfertag sieben Wochen bleiben mag“, heißt nämlich eine von vielen ähnlichen (Wetter)Regeln für diesen Tag.

Auch die Meteorolügen bestätigen, dass an der Regel was dran ist – zumindest gelegentlich. Wie die Eisheiligen, die Schafskälte oder der Altweibersommer zählt der Siebenschläfertag bzw. die Woche danach zu den sogenannten Witterungsregelfällen oder Singularitäten, das sind Wetterlagen, die zu bestimmten Zeiten mit hoher Wahrscheinlichkeit auftreten. Um den 27. Juni stellen sich oft bestimmte Großwetterlagen ein, die sich dann ziemlich konstant halten und das Wetter in den nächsten (sieben) Wochen bestimmen. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Wetter so bleibt, wie es heute bzw. in den kommenden Tagen ist, schwankt je nach Region und Statistik zwischen 55 und 80 Prozent. Viel genauer sind die meisten Wetterprognosen auch nicht.

Für alle, die noch nicht selbst nachgeschaut haben: Laut wetter.de ist das Wetter in dieser Woche eher unbeständig, hier, bei Hannover, ist es eigentlich nicht so schlecht. Bis jetzt scheint die Sonne und einigermaßen warm ist es auch. Die Wetterexperten prognostizieren für die kommenden Tage in dieser Gegend bis zu 9 Stunden Sonne pro Tag und wenig Regen. Das klingt doch gar nicht so schlecht. Zumindest regnet und gewittert es nicht ohne Unterlass, wie vor ein paar Tagen.

Mit dem gleichnamigen Nagetier hat der Siebenschläfertag übrigens nichts zu tun. Die sieben Schläfer, die dem Tag seinen Namen gaben, waren nach einer Legende junge Christen aus der Gegend von Ephesos, die wegen ihres Glaubens verfolgt wurden. Sie flüchteten in eine Höhle, wurden entdeckt und eingemauert. Sie starben jedoch nicht, sondern schliefen 195 Jahre lang. Sie sollen am 27. Juni 446 zufällig entdeckt worden und dann aufgewacht sein.  Der französische Bischof Gregor von Tours hat die Geschichte, die es in verschiedenen Sprachen und Versionen gibt, ins Lateinische übersetzt.

Das Wetter kann der richtige Siebenschläfer (Glis glis) nach Angaben der Deutschen Wildtier Stiftung zwar nicht vorhersagen. Braucht er auch nicht, denn er ist nachtaktiv und für ihn ist es deshalb nicht so wichtig, ob und wie lange die Sonne scheint. Aber er weiß immerhin, wie die Bucheckernernte wird. Das interessiert die meisten Menschen weniger, die mausähnlichen Nagetiere mit dem buschigen Schwanz aber schon. Gibt es nämlich viele Bucheckern, bekommen sie viel Nachwuchs; können sie sich nicht satt fressen, haben sie offenbar auch keine Lust auf anderes und ziehen sich wieder  in ihre Schlafhöhle zurück – für elf Monate und nicht „nur“ von September bis Mai, wie in normalen Jahren. Je nach (Groß)Wetterlage gar keine dumme Idee.

 

Zimmer frei

Zugegeben, ich bin überrascht. Ein bisschen vom Ergebnis der Brexit-Abstimmung, aber eigentlich nur, weil in der Nacht nach dem Referendum laut Internet-Meldungen die Brexit-Gegner vorne lagen. Am Morgen war es dann doch anders. Richtig überrascht bin ich aber darüber, dass die Politiker und die EU-Beamten von diesem Ergebnis so überrascht sind – und dass angeblich keiner darauf vorbereitet war. Wieso eigentlich nicht? Zwar lagen wohl zumindest seit dem Mord an der britischen Labour-Abgeordneten Jo Cox in den Umfragen wohl die Brexit-Gegner vorne. Aber es war bis zuletzt ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Man musste zumindest damit rechnen, dass die Briten – genauer gesagt die Waliser und Engländer – für einen Ausstieg stimmen würden. Wieso war der Brexit also undenkbar?

Dass niemand ernsthaft darüber nachgedacht hat, was wäre wenn, kann ich kaum glauben. Weder all die Politiker und Beamten, die doch sonst fast alles regeln bis hin zur zulässigen Krümmung der Banane, noch all die Wirtschaftsweisen und Zukunftsforscher, die sonst um eine Prognose nie verlegen sind. Niemand hat (angeblich) einen Plan B oder zumindest konkrete Vorstellungen, wie es weitergehen soll. Das nenn‘ ich wahrhaft vorausschauendes Handeln! Dass die Aktienkurse abgestürzt sind, war zu erwarten, denn eigentlich brauchen die Börsianer ja nur gelegentlich einen Vorwand – den hat der Brexit geliefert.

Welche Auswirkungen der Brexit haben wird, kann ich wirklich nicht beurteilen – deshalb habe ich mir auch lange überlegt, ob ich über das Thema schreiben soll. Ich habe zu wenig Ahnung von Politik und noch weniger von wirtschaftlichen Zusammenhängen. Aber ich denke manchmal, es ist wie beim Jahrtausendwechsel: Alle haben mit Riesenproblemen gerechnet, weil viele Computer nicht darauf programmiert waren – und dann ist nix passiert. Kein Computerchaos, keine Abstürze, nix.

Der Brexit wird sich sicher einiges verändern, vor allem wahrscheinlich für die Briten selbst. Denn es ist wie bei jedem Auszug: Mit der neu (oder wieder) gewonnenen Freiheit, kommen auch neue Pflichten, die im Alltag recht lästig sein können. Vielleicht bedeutet der Brexit nicht nur das Ende der EU-Mitgliedschaft, sondern auch ein Ende des Vereinigten Königreichs. Denn viele Schotten wollen lieber zur EU gehören als zu Great Britain – es wird wohl schon bald ein  neues Unabhängigkeitsreferendum geben. Da passt es gut, dass im europäischen Haus gerade ein Zimmer bzw. eine Wohnung frei wird. Und vielleicht wächst in Irland jetzt wieder zusammen, was bis 1920 zusammengehört hat. Viele junge Briten sind auch nicht begeistert vom EU-Austritt – und die englischen Fußballvereine befürchten Schlimmes, wenn EU-Ausländer plötzlich richtige Ausländer werden und dann nicht mehr ohne Weiteres in England spielen dürfen. Was wird jetzt aus der Premier League – und wie schneiden englische Vereine dann in europäischen Wettbewerben ab? Vielleicht hätten die Brexit-Gegner damit für den Verbleib in Europa werben sollen.

Ich bin ein bekennender Europa-Fan: Ich glaube an und hoffe auf ein Vereintes Europa. Vor allem wenn ich von der Mosel durch Nordfrankreich fahre, wird mir bewusst, wie wichtig die Gemeinsamkeit ist, welches Privileg es ist, in einem vereinten Europa zu leben. Hier haben sich Deutsche und Frankreich so lange bekämpft und bekriegt, hier sind so viele Menschen sinnlos gestorben. Wenn ich jetzt nach Frankreich fahre, bin ich kein Feind mehr, sondern (zumindest fast) Freund.

Ja, ich bin Europa-Fan. Aber wirklich traurig bin ich über den Brexit nicht – und viele, mit denen ich über das Thema gesprochen habe, auch nicht. Nicht wenige sind genervt – nicht von Europa, sondern von der Rosinenpickerei. Eigentlich wollten die Engländer nicht wirklich dazugehören; sie sind immer ihren eigenen Weg gegangen: Dagegen ist nichts einzuwenden, Aber alle Vorteile mitnehmen wollen, aber möglichst nichts geben wollen, geht meiner Meinung nach gar nicht. So funktioniert keine Gemeinschaft t – und erst recht keine Zweckgemeinschaft. Es ist das alte Wohngemeinschaftsprinzip: Wer mit essen will, muss auch mal einkaufen, kochen oder spülen. Wer dazu nicht bereit ist, muss für sich bleiben und sein eigenes Süppchen kochen.

Dass es einen Domino-Effekt geben wird, befürchte ich nicht, auch wenn die Rechten und die Nationalisten jetzt überall Morgenluft schnuppern, vom EU-Austritt träumen und Referenden ankündigen. Aber ich bin optimistisch, dass die meisten Menschen die Vorteile, die Europa uns allen bietet, erkennen – und darauf nicht verzichten wollen. Trotz manchem Ärger über Missstände, Bürokratie und undemokratische Strukturen. Es wird sich einiges ändern – nicht nur für die Briten, sondern auch für die übrigen 27 EU-Staaten. Oder um beim Bild der Wohn- oder Hausgemeinschaft zu bleiben: Wir brauchen einen neuen Putzplan.

Meer und Feuerberge

Eine Woche Lanzarote, zum ersten Mal auf den Kanarischen Inseln, zum ersten Mal überhaupt außerhalb von Europa, zumindest geografisch. Wir landen nach vier Stunden Flug am Abend in einer anderen Welt. Schwarze Berge, riesige Steinfelder, in denen bizarre Felsen noch genauso aussehen wie vor fast 300 Jahren, als die Erde fünf Jahre Feuer spuckte und glühendes Magma über fast die ganze Insel floss, Menschenleben, Dörfer und fruchtbare Landstriche zerstörte. Ein Viertel der Insel war – und ist, so scheint es noch heute – mit Lava bedeckt.

Es gibt auf Lanzarote mehr als 300 Feuerberge (Montanas del Fuego), die je nach Gestein und Licht rot oder schwarz aussehen. Im Nationalpark Timanfaya soll der Film „Planet der Affen“ gedreht worden sein; die NASA testete hier vor der Landung auf dem Mond das Mondfahrzeug, verrät mein Reiseführer. An eine Mondlandschaft erinnern die schwarzen, kargen Geröllfelder wirklich – und daran, wie wenig Menschen im Ernstfall gegen die Natur  ausrichten können. Mein Mann, Amateur-Astronom, Weltraum- und Science-Fiction-Fan ist von der Landschaft begeistert; ich bin beeindruckt: Zum ersten Mal stehen wir in einem echten Vulkan.

Im Vulkan DSC_6928
Im Vulkan

Aber mir fehlt schon bald das Grün. Pflanzen  und Tiere sind auf Lanzarote rar. Auf dem kargen Boden wachsen offenbar nicht einmal „Unkräuter“ freiwillig. Kanarienvögel, die ja von den Kanarischen Inseln stammen, haben  wir nur ein einziges Mal gesehen und gehört – in einem Käfig vor einem Café auf der Plaza Leon y Castillo in Haria.

Hier, im Tal der tausend Palmen im Norden der Insel, ist es grüner als an dem meisten anderen Orten: Es gibt nicht nur viele Palmen, die dem Tal seinen Namen gaben, in den Gärten blühen Bougainvilleen und Hibiskus. Gärtnern und Landwirtschaft sind hier eine mühsame Angelegenheit: Um einzelne Pflanzen werden runde Mäuerchen aus Lavagestein aufgeschichtet, um sie vor dem Wind und dem Austrocknen zu schützen. Steine gibt es auf der Insel zu Genüge. Wein wird auf Lanzarote auch angebaut, vor allem rund um La Geria im Süden der Insel. Die Rebstöcke werden oft nicht nur ummauert, sondern  in trichterförmigen Gruben gepflanzt. Welch ein Gegensatz zu den Weinfeldern und Weinbergen in Deutschland, Festlandspanien, Italien und Frankreich.

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Ummauert: Reben auf Lanzarote

Vom Mirador de Guinate in der Nähe von Haria hat man einen wunderschönen Blick auf die kleine Nachbarinsel la Graciosa. Und anders als beim berühmten, ein paar Kilometer nördlich gelegenen Mirador del Rio sind wir hier allein: Nur ein anderes deutsches Paar taucht kurz auf, schaut, fotografiert und verschwindet wieder. Der von César Manrique gestaltete Mirador del Rio gehört zu den größten Touristenattraktionen der Insel: Ein Besuch lohnt wirklich: des Ausblicks und der Architektur wegen.

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Kaffeepause mit grandiosem Ausblick auf La Graciosa.

Ein weiteres Highlight: die Jameos del Agua im Nordosten der Insel. In einem Lavastollen, angeblich dem längsten der Welt, ist an zwei Stellen die Decke eingestürzt. Dazwischen liegt ein mit Salzwasser gefüllter See, der smaragdgrün schimmert, wenn die Sonne durch das Loch in der Decke fällt. In das Schwimmbecken im  Jameo grande, dem größeren „Schornstein“, wäre ich am liebsten reingesprungen, doch das ist ebenso verboten wie Münzen in den unterirdischen See zu werfen. Das verträgt nämlich der weiße Mönch gar nicht, der im Lagunensee lebt. Für alle, die sich mit Fauna ebenso wenig auskennen wie ich: Der weiße Mönch ist ein blinder Höhlenkrebs, der nur noch auf Lanzarote lebt. Gesehen haben wir ihn nicht – und ich bedaure das nicht wirklich, denn er sieht angeblich eher aus wie eine Spinne und ist gerade mal zwei Zentimeter groß. Gestaltet wurde die Grotte übrigens ebenfalls von César Manrique – dem Maler, Bildhauer und Architekten, an dem auf Lanzarote kein Weg vorbeiführt.

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Die unterirdische Heimat des weißen Mönchs

Mit seiner Malerei kann ich zugegebenerweise nicht  viel anfangen, auch seine Skulpturen und das Haus in Haria, in dem Manrique  in den letzten Jahren vor seinem Tod gelebt hat, fand ich nicht so toll. Als Architekt hat  mich Manrique eher überzeugt. Das von ihm gestaltete  Haus in Tahiche ist wirklich sehenswert (wenn es auch nicht an Dalis Haus in Cadaques heranreicht, an das es mich erinnert hat). Es steht auf einem Grundstück, das beim Vulkanausbruch von 1730 mit Lavaströmen bedeckt wurde. Die untere Etage besteht aus fünf Höhlen, durch unterirdische, teilweise weiß gekalkte Stollen gelangt man von einer Vulkanblase in die andere. Die Einrichtung und die Kunstwerke passen einfach, es ist toll anzusehen: Kunst, Architektur  und Natur verschmelzen wirklich gekonnt – aber leben möchte ich unter der Erde sicher nicht.

Wohnen im Vulkan DSC_7077
Wohnen im Vulkan

Ein echter Gegensatz:  Der letzte Abend in der Bar des Gran Hotels in Arrecife. Die liegt im 17. Stock und man genießt einen tollen Blick über die Stadt. Das Gran Hotel ist übrigens das einzige richtige Hochhaus in der Inselhauptstadt. Das ist sicher auch Cesar Manrique zu verdanken, der sich beispielsweise dafür eingesetzt hat, dass in Puerto del Carmen, dem größten Touristenort der Insel, seit den 70er-Jahren nur noch ein- und zweigeschossig gebaut werden durfte.

Ach ja, gewohnt haben wir im Hotel Lancelot in Arrecife. Eine gute Entscheidung, auch wenn wir am am ersten Tag Probleme hatten, es zu finden. Weil die Straße vor dem Hotel gesperrt war, sind wir mehrmals im Kreis gefahren. Später hat uns dann das Navi sicher aus der Stadt raus und über die Insel gelenkt – und uns dabei viel Spaß bereitet. Unser Smartphone-Navi spricht nämlich noch schlechter Spanisch als ich, aus Calle Leon y Castillo wurde dann beispielsweise Calle Leon ypsilon Castillo.

Unser Hotel lag übrigens direkt am Strand. Vom Balkon im dritten Stock hatten wir einen tollen Blick aufs Meer. Einfach zwischendurch mal zu schwimmen war deshalb kein Problem. Der Service war prima, Abend- und Frühstücksbuffet auch (ein bisschen mehr Käse beim Frühstück wäre allerdings gut).

Insgesamt: ein schöner Urlaub, tolles Wetter, viele Impressionen. Wir haben viel gesehen, auch dank Jeanette, einer Freundin, die seit über 20 Jahren auf der Insel lebt und uns viele gute Tipps gegeben hat. Ob ich wiederkomme: Irgendwann vielleicht. Es war interessant, aber Lanzarote ist nicht meine Insel: zu karg, zu viele Steine, zu wenig grün. Aber im Winter, wenn es in Deutschland kalt und ungemütlich ist, sicher eine Alternative.

Rhapsodie in Lila: Rosen, Rittersporn

Manchmal denke ich, ich habe eine Chance – die Chance, dass es in meinem Garten nur einmal halb so toll aussieht wie in den zahlreichen Gartenbüchern, die ich mein eigen nenne. Wenn die Rose Rhapsodie in Blue, die ich im vergangenen Jahr von unseren Nachbarn geschenkt bekommen habe, nicht nur blüht, sondern auch duftet und ich voller Stolz feststelle, dass sie farblich toll zum lilanen Fingerhut und zur rosa Rose daneben passt.

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Rosen, Fingerhut und Buchsbaum-Stier

Wenn nach mehreren Versuchen an verschiedenen Standorten endlich ein Rittersporn überlebt – dass die Lupinen daneben nicht einmal halb so groß werden wie die im Garten meiner Nachbarin nehme ich dafür gerne in Kauf.

 

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Kleine Lupine, großer Rittersporn

Auf das Rundbeet, das wir im vergangenen Jahr (oder war es schon vor zwei Jahren) angelegt haben, bin ich wirklich stolz. Es ist fast so schön (wenn auch viel kleiner) wie  der Garten bei der Kunstscheune in Barnstorf, der für mich ein Vorbild war. Hier wachsen neben Rittersporn auch endlich wieder Stockrosen, die aus irgendeinem Grund vor Jahren aus unserem Garten ausgewandert waren, und diverse Rose: richtige Rosen, dazu eine Pfingstrose (noch sehr klein) und eine Christrose (dito), außerdem  eine Teehortensie, Lavendel und mehrere Erdbeerpflanzen. Ich mag es wild und bunt.

Natürlich ist das viel zu viel in dem kleinen Beet, und es war garantiert ein Fehler, noch zwei Tomatenpflanzen dazwischen zu quetschen, nur damit sie sich an den beiden Metallstangen in der Mitte emporranken können. Aber als ich sie vor gut einem Monat, noch vor der letzten Eisheiligen, gepflanzt habe, waren die Pflanzen in der Nachbarschaft noch recht klein – und überall noch soooo viel Platz.

Lilien und Fingerhut DSC_6709
Wider heimisch: Fingerhut, hier mit Lilien

Ich gebe es zu: Ich habe die Natur und ihre Kraft mal wieder unterschätzt. Und natürlich hatte ich mal wieder keinen Plan. Weniger wäre mehr, aber jetzt ist wohl nicht der richtige Zeitpunkt, umzupflanzen. Die kalte Sophie konnte ihnen nichts anhaben, vielleicht ist das ein gutes Zeichen. Vielleicht spornt sie das Gedränge um sie herum an. Die Erdbeeren scheinen auf jeden Fall sehr wohl zu fühlen; sie sind größer und kräftiger als ich sie von dem Garten meiner Eltern an der Mosel in Erinnerung habe. Und sie tragen viele Früchte: Ich hoffe auf reiche Ernte. Die ersten drei Beeren haben wir heute probiert, garantiert biologisch, ohne Dünger und ohne Pflanzenschutzmittel.

Kunst in Burgwedel

Ich bin ein Kunstbanause. Was Malerei (und leider auch Musik) angeht, bin ich völlig talentfrei, ambitions- und ahnungslos. Wenn ich ein Bild sehe, kann ich sagen: gefällt mir oder gefällt mir nicht. Wenn es hoch kommt, weiß ich auch noch, warum (wegen der Farben, wegen des Motivs (Noldes Mohnblumen zum Beispiel) oder einfach nur so. Die Qualität eines Bildes oder einer Skulptur kann ich indes nicht beurteilen. Ist es Kunst, Kunsthandwerk oder nur Kitsch? Ich weiß es nicht – und es ist mir irgendwie auch egal.

Ich habe zwar keine Ahnung von Kunst, aber ich interessiere mich sehr dafür, wie Künstler leben und arbeiten. Vielleicht hoffe ich insgeheim, dass es mich inspiriert (wenn schon nicht zum Malen, dann doch zum schreiben); ein Schuss Voyeurismus ist zugegebenerweise auch dabei. Aus diesem Grund ist Kunst in Bewegung für mich ein Pflichttermin. Seit 2006 öffnen Künstler – Profis und Amateure – einmal im Jahr ihre Ateliers und ihre Gärten oder präsentieren in öffentlichen Gebäuden, zum Beispiel im Rathaus, in der Seniorenbegegnungsstätte oder im Amtsgericht, ihre Werke.

In den ersten Jahren sind die Burgwedeler in Scharen von einem Ausstellungsort zum anderen gezogen; die meisten mit dem Fahrrad oder zu Fuß, weil Burgwedel zwar offiziell Stadt, aber eigentlich ein überschaubares Dorf ist. Ich erinnere mich genau, dass sich im Atelier eines der Initiatoren zehn oder mehr Leute drängten. Kunst in Bewegung hat viele bewegt. An diesem Wochenende war, so scheint es mir, das Interesse geringer. Irgendwie hat die Veranstaltung ein wenig von ihrem Charme eingebüßt. Der lag für mich (nicht nur, aber) auch in der privaten Atmosphäre, die in den letzten Jahren verlorengegangen ist. Ich mochte den Blick hinter die Kulissen und  finde es schade, wenn auch verständlich, dass nicht mehr so viele Künstlerinnen und Künstler ihre Ateliers öffnen wie in dern ersten Jahren. Außerdem machen einige meiner Lieblingskünstlerinnen wie Christina Jehne nicht mehr mit. Andere sind nach Wettmar „abgewandert“.

Deshalb habe ich mich diesmal auf ein Kurzprogramm, d. h. auf die privaten Ausstellungsorte beschränkt, auf den verwunschenen Garten von Elke Seitz beispielsweise mit den zahllosen Spiegeln. Ich war bei Lieselotte Schuster und natürlich im Atelier von Inka Dybus. Ihre Glaskunstwerke faszinieren mich immer wieder – besonders toll wirken sie in ihrem Garten: ein Gesamtkunstwerk.

Im Spiegel - im Garten von Elke Seitz
Im Spiegel – im Garten von Elke Seitz

 

Inka Dybus - Glaskunst im Garten
Inka Dybus – Glaskunst im Garten

 

Atelier von Inka Dybus
Atelier von Inka Dybus

Nächste Woche geht’s weiter – bei Sommerspaziergang in Wettmar.