Vom neuen Jahr, alten Vorsätzen und musikalischen Entdeckungsreisen

Jetzt ist es da, das neue Jahr. Gerade mal anderthalb Tage ist es alt. Und statt neue gute Vorsätze zu fassen, habe ich die alten wieder aus der Schublade geholt. Denn die meisten sind fast ungebraucht – und besonders originell waren sie ohnehin nicht: Einige gehören zu den Top Ten der guten Vorsätze der Deutschen. So wollen laut DAK/forsa 59 Prozent der Befragten wie ich Stress vermeiden oder abbauen, 53 Prozent wollen sich mehr bewegen oder Sport treiben, 48 Prozent wollen mehr Zeit für sich selbst haben.

Durchgehalten habe ich im vergangenen nur wenige gute Vorsätze – dass es mir dabei so geht wie den meisten anderen Menschen ist ein, wenn auch nur schwacher Trost. Immerhin sechs von zehn Befragten schaffen es hierzulande nach einer aktuellen Emnid-Umfrage nicht, ihre Vorhaben umzusetzen.

Immerhin habe ich am ersten Tag des neuen Jahres Sport getrieben und mir danach um Stress abzubauen gleich Zeit für mich in der Sauna gegönnt. Ich habe Yoga gemacht, einen Liter Wasser getrunken, nicht gearbeitet – zwei arbeitsfreie Tage pro Woche sollen es in diesem Jahr sein; an Wochenenden und Feiertagen will ich (meist) nicht arbeiten. Ich will regelmäßig bloggen und weil unrealistische Ziele das Scheitern vorprogrammieren, sollen es in diesem Jahr etwa 30 Blogbeiträge werden. So viele habe ich auch im letzten Jahr etwa geschafft. Dass ich am zweiten Tag des neuen Jahres meinen ersten Blogbeitrag veröffentliche, ist immerhin ein guter Ansatz: Im vergangenen Jahr war ich einen Tag später dran.

Ich habe mir auch vorgenommen, im neuen Jahr mehr Musik zu hören. Denn ich merke, dass es mir gut tut. Und weil ich zu den Fossilen gehöre, die richtige CDs hören und nicht nur Musik vom Handy, habe  ich mir zu Weihnachten eine kleine Stereoanlage für mein Zweitschlafzimmer geschenkt.

Leider bin ein musikalischer Analphabet. Ich habe keine Ahnung von Musik und wenn mich jemand nach meiner Lieblingsmusik fragte, würde ich mit den Schultern zucken. Gut, ich mag Cello- und Blockflötenmusik, dann Bach (vor allem das Weihnachtsoratorium), die Musik aus Tanz der Vampire, die Scorpions, Queen (die alten Sachen mit Freddy Mercury) und Chormusik (von gregorianisch bis Opern und Musicals).

Eine Freundin aus Wien, bekennender Mozartaddict, hat mir das Requiem von Mozart ans Herz gelegt – mit einem Dirigenten (Nikolaus Harnoncourt) und einem Chor (Arnold Schoenberg Chor), von denen ich bisher natürlich noch nie gehört hatte. Es  gefällt mir ausgesprochen gut, obwohl ich mit Mozart bisher wenig am Hut hatte. Deshalb meine Bitte an die Leserinnen und Leser meines Blogs: Nennt mir eure/Ihre Lieblingsmusik, damit ich sie mir anhören und Neues entdecken kann. Ich bin gespannt.

 

Ich bin wieder da …

Ja, es gibt mich noch und meinen Blog auch noch. Dass ich in den letzten beiden Monaten keinen Beitrag geschrieben und mich auch im wirklichen Leben sehr rar gemacht habe, hatte verschiedene Gründe. Der erfreulichste: Ich habe endlich mein Buch zu Ende geschrieben – und es jetzt veröffentlicht.

Weil es zwar keine richtige Weihnachtsgeschichte ist, aber doch mit Weihnachten zu tun hat, musste es noch kurz vor Weihnachten sein.

Es heißt

„Die wahre Geschichte der Weihnachtshexe Befana“

und ist ab sofort als E-Book und als Taschenbuch bei allen großen Händlern erhältlich. Das E-Book ist für alle E-Book-Reader geeignet.

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Cover E.Book: Zeichnung: Foe Rodens/Hintergrundbild: rvika/Shutterstock

Die Geschichte basiert auf der Legende über die Weihnachtshexe Befana, die Kindern in Italien die Geschenke bringt, und erzählt die andere, die feministische und natürlich wahre Version. Ähnlichkeiten mit einer lebenden Person ließen sich leider nicht vermeiden.

Mit Weihnachtsgeschichten ist es so eine Sache, zumindest mit dieser. Die Idee ist vor ein paar Jahren in der Vorweihnachtszeit entstanden, als ich an einem Artikel über die Gabenbringer in aller Welt gearbeitet habe (der dann nie erschienen ist). Zwei Jahre lang habe ich immer nur in der Vorweihnachtszeit an der Geschichte geschrieben, also quasi bei Keksen und Kerzenschein.  Wahrscheinlich wäre das Buch erst am Sankt Nimmerleinstag fertig geworden. Doch dann habe ich mir – was den Schreibprozess angeht – Erich Kästner zum Vorbild genommen. Er hat, so steht es im Vorwort zu seinem Buch „Das fliegenden Klassenzimmer“,  nämlich das Schreiben immer wieder aufgeschoben, bis ihm seine Mutter gedroht hat, dass er ohne fertige Weihnachtsgeschichte auch keine Weihnachtsgeschenke bekommt. Das wirkte. Kästner fuhr mitten im Sommer in die Alpen und schrieb mit Blick auf die schneebedeckte Zugspitze über Schneeballschlachten und vorweihnachtliche Ereignisse und Sorgen. Zur Zugspitze bin ich nicht gefahren, aber ich habe das ganze Jahr über an der Geschichte gearbeitet, leider nicht immer so konsequent, wie ich gewollt oder geplant hatte.

Dass Befanas Geschichte gerade noch rechtzeitig vor Weihnachten fertig geworden ist, verdanke ich Foe Rodens. Sie fand die Geschichte von Anfang an „supertoll“ und witzig, obwohl es eigentlich gar nicht ihr Genre ist. Das hat mich ermutigt weiterzuschreiben. Und als das Buch endlich fertig war, hat sie es lektoriert und korrigiert. Sie hat die Befana gezeichnet und die Cover für das E-Book und die Printversion gestaltet. Last but not least hat sie mich moralisch und technisch beim Hochladen unterstützt. Tusen Takk, Foe.

Danke auch an die Probeleser/innen Margrit, Ursula, Uschi und Utz (in alphabetischer Reihenfolge). Eure Anregungen und Hinweise haben mir sehr geholfen, haben mir Mut gemacht, das Buch zu veröffentlichen, und dazu beigetragen, dass viele Fehler gefunden und beseitigt wurden. Dass es trotzdem sicher nicht fehlerfrei ist, liegt nicht an ihnen, sondern eher an mir. Denn ich habe bei der Eingabe der Korrekturen noch manches verändert – und dabei sicher auch den ein oder anderen Fehler eingebaut.

Das Ebook kostet 3,99 Euro, das Taschenbuch 8,99 Euro, bei Amazon kommen je nach Anbieter  (2,95 Euro) Versandkosten hinzu*. Ich freue mich über Käufe, natürlich auch über Rezensionen. Zwei gibt es schon. Ganz herzlichen Dank dafür.

Eva Walitzek Befana Cover klein
Cover Tachenbuch: Zeichnung: Foe Rodens/Hintergrundbild: rvika/ShutterstockGib eine Beschriftung ein

Hier ein paar Links zu den Händlern (alphabetisch), dort gibt es auch eine Leseprobe:

Amazon

https://www.amazon.de/Die-wahre-Geschichte-Weihnachtshexe-Befana-ebook/dp/B077TG3Q2V/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1512203902&sr=8-1&keywords=9783742764188#reader_B077TG3Q2V

epubli

https://www.epubli.de/shop/buch/die-wahre-geschichte-der-weihnachtshexe-befana-eva-walitzek-9783745061185/69932

Google

https://play.google.com/store/search?q=9783742764188&c=books

Hugendubel

https://www.hugendubel.de/de/quickSearch?searchString=Eva+Walitzek&facetNodeId=-1&mainsearchSubmit=Suche

Kobo:

https://www.kobo.com/de/de/ebook/die-wahre-geschichte-der-weihnachtshexe-befana

Thalia

https://www.buch.de/shop/home/suchartikel/die_wahre_geschichte_der_weihnachtshexe_befana/eva_walitzek/EAN9783742764188/ID90071096.html

Weltbild

https://www.weltbild.de/artikel/ebook/die-wahre-geschichte-der-weihnachtshexe-befana_23882727-1?rd=1

PS: Foe Rodens ist übrigens nicht nur eine sehr gute Lektorin, sondern auch eine begabte Schriftstellerin: Ihr Buch „Der Fluch des Schlangenmenschen“ ist ein heißer Tipp nicht nur für Fantasyfans. Es erscheint in den nächsten Tagen auch als Taschenbuch.

* man kann die Versandkosten sparen, wenn man auf andere Angebote klickt und dann bei epubli direkt bestellt.

Raum ist in der kleinsten Hütte …

… oder im kleinsten Wohnmobil. Unseres ist mit knapp 7 Quadratmetern ziemlich klein – kleiner als die Küchen in der Wohnung unserer Tochter bzw. in unserem Haus. Und trotzdem haben wir zu dritt fast zwei Wochen lang einen schönen Urlaub darin verbracht. Nicht etwa im sonnigen Süden, wo man ohnehin die meiste Zeit draußen verbringt, sondern in Skandinavien, zwischen Helsinki und Tromsö, wo die Tage und vor allem die Nächte im September schon recht frisch sind.

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Klein, aber vielseitig – und mit wunderschöner Aussicht.

Geteilt haben wir drei Erwachsene  den recht begrenzten Platz außerdem mit dem technischen und fotografischen Equipment, das drei computer- und fotoaffine Menschen so brauchen. Denn Nordlichter zu sehen und zu fotografieren war für zwei von drei Reisenden ein Ziel unserer Reise, wenn nicht gar das Hauptziel. Deshalb hatten wir neben diversen Kameras auch zwei große Stative mit an Bord. Und natürlich die Kleidung, die nötig ist, um ganze oder halbe Nächte fast regungslos draußen an der Kamera zu verbringen. Diese Kleidung ist entsprechend voluminös – unsere Tochter fühlte sich eingehüllt in den dick gefütterten Fishermann-Anzug ihres Vaters wie ein Teletubby oder das in Reifen gekleidete Männchen aus der Michelin-Werbung. Doch das modisch eher unvorteilhafte Outfit nahm sie gerne in Kauf, weil sie damit nachts ohne zu frieren das Polarlicht-Blitzgewitter am Himmel fotografieren und bewundern konnte.

Multifunktionell: Vom Ess- zum Schlafzimmer

Wenn er nicht gerade getragen wird, fand dieser Anzug indes, ebenso wie der Polaranzug meines Mannes, in den Mini-Schränken eines Mini-Wohnmobils keinen Platz, sondern musste irgendwo sonst verstaut werden: tagsüber meist auf dem Doppelbett, in dem mein Mann und ich nachts schliefen, nach den nächtlichen Fotosessions irgendwo vorne  auf oder vor dem Beifahrersitz. Der Fahrersitz war tagsüber einer von drei Sitzplätzen – wahlweise am Ess-, Schreib oder Wohnzimmertisch. Nachts verwandelte sich, zusammen mit (Schreib-, Ess-, Küchen- oder Wohnzimmer-) Tisch und Sitzbank in das Bett unserer Tochter, also quasi ins Kinderzimmer.  Das teilte sie wiederum nach nächtlichen Fotosessions mit ihrem Fotoequipment, weil  die Ablage hinten derweil als Elternschlafzimmer diente. Aber das nahm sie für tolle Impressionen und beeindruckende Bilder gerne in Kauf.

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Multifunktionell: mal „Kinderzimmer“ …
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… mal Esszimmer. (Foto: Utz Schmidtko)

Die abendlichen und morgendlichen Umräumaktionen waren zweifellos eine logistische Herausforderung: Nele beherrschte nach ein paar Tagen den Umbau vom Tisch in Bett und umgekehrt wie im Schlaf. Wir arbeiteten beim Umräumen Hand in Hand, reichten alles von vorne nach hinten  – und umgekehrt  – weiter. Das, was in der Logistik als chaotische Lagerhaltung bezeichnet wird, hat sich bei uns bewährt. Und wir brauchten nicht mal einen Computer, um den Überblick zu behalten.

Verloren haben wir nichts, dafür aber die Erkenntnis gewonnen, dass wir auch, zumindest mal für eine kurze Zeit, mit weniger Platz auskommen, als wir im Alltag genießen. Manchmal ist weniger genug. Und manchmal genügt eben doch eine kleine Hütte …

Private Gartenschau

Im Sommer bin ich am Wochenende oft zur privaten Gartenschau unterwegs. Denn von Mai bis September öffnen in Hannover und der Region erfreulicherweise viele Gartenbesitzer ihre Pforten für Gartenfans. Rund ein Dutzend Gärten habe ich in diesem Jahr schon besichtigt. Einige zum ersten Mal, andere habe ich mir schon ein paarmal angesehen – und kann mich doch nicht daran sattsehen. Und ich bin immer wieder fasziniert, welche großen und kleinen Traumgärten sich hinter den Gartenzäunen verbergen.

Jeder Garten ist anders – und jeder ist auf seine Art schön, ein Gesamtkunstwerk. Mal sind es die Farben und die Pflanzenvielfalt, mal die Sitzecken, mal irgendwelche Kleinigkeiten – hier ein Spiegel, da eine Skulptur oder mal eine alte Wiege. Und immer wieder die Gartenteiche.

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Geniale Idee – Wiege für Rosenbabys im Garten von Silke Rex

Ganz oft denke ich „So einen Garten möchte ich auch haben“ – aber ich weiß, wie viel Arbeit dahinter steckt und dass ich die Zeit (noch) nicht aufbringen kann oder möchte. Ich gebe zu: Ich besichtige lieber fremde Gärten, als im eigenen zu arbeiten. Und alle, die meinen Blog regelmäßig lesen, wissen es ja: Mir fehlt einfach der grüne Daumen!

Weil ich an diesem Wochenende eine Pause einlegen musste, hier ein kleiner Fotorückblick.

Auftakt nach Maß: In diesem Jahr zum ersten Mal dabei: der tolle Garten von Silke Rex – ganz viele Rosensorten, kombiniert mit Stauden.

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Farbenpracht

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Profis am Werk: der Naturgarten von Sylvia und Klaus Stannek:

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Gartentraum – Traumgarten
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Entspannung pur

Lustwandeln in einem Garten mit altem Baumbestand und neuem Schwimmteich bei  Susanne Eckardt

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Alte Statuen …
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… lauschige Sitzplätze …
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… und ein kleiner Teich zum Schwimmen.

 

GartenLeben in der Alten Gärtnerei

Übrigens: Dass ich nicht heimlich Gartenzäune spähen muss, sondern mich in aller Ruhe umsehen kann, verdanken ich – und  viele andere Gartenfans – auch Gesa Klaffke-Lobsien und Kaspar Klaffke. Die beiden haben mit einem befreundeten Paar die Idee Anfang der 90er-Jahre aus England importiert. Dort zeigt das Schild „Garden open Today“  schon seit mehr als 100 Jahren an, dass an diesem Tag nicht nur der Blick über den Gartenzaun erlaubt, sondern das Betreten des Gartens ausdrücklich erwünscht ist. Gesa Klaffke-Lobsien koordinierte die Aktion Offene Pforte in und um Hannover von 2001 bis 2015.

Im ersten Jahr öffneten in der niedersächsischen Landeshauptstadt gerade mal 26 Gartenbesitzer ihre Pforten für andere Gartenfans; in diesem Sommer sind es in und um Hannover fast 170. In anderen Städten und Gemeinden machte das Beispiel ebenfalls Schule.

Der Garten von Gesa Klaffke-Lobsien und Kaspar Klaffke gehörte zu den ersten, die besichtigt werden durften. Die beiden leben in einer alten Gärtnerei und haben die ehemaligen Gewächshäuser in ein Gartenparadies in der niedersächsischen Landeshauptstadt verwandelt.

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Die Strukur der alten Gärtnerei blieb erhalten.

Ihr Garten stand lange auf meiner Will-sehen-Liste, doch mal regnete es in Strömen, mal war ich irgendwo anders und ein paar Mal habe ich den Termin einfach verpasst. In diesem Jahr habe ich es endlich geschafft und einen Artikel für das Online-Magazin wohnwerken geschrieben. Wer will, findet den Text zum Nachlesen unter

https://issuu.com/schluetersche/docs/wohnwerken_04

Über ihr „GartenLeben in der Alten Gärtnerei“ haben Gesa Klaffke-Lobsien und Kaspar Klaffke ein Buch geschrieben. Die zweite Auflage ist im März 2017  im Verlag zu Klampen erschienen.

Von Horror- und Balkongärtnerinnen

Manchmal fällt der Apfel doch weit vom Stamm. Und manche Talente und Eigenschaften überspringen eine oder gar zwei Generationen, ehe sie bei den Kindern oder Enkeln wieder zum Vorschein kommen. Ich bin trotz meines Faibles für schöne Gärten leider eine Horrorgärtnerin. Als Gott – oder wer auch immer – die grünen Daumen verteilte, habe ich wohl schlicht gepennt oder war gerade in einem (Garten)Buch versunken. Nachträglich lässt sich das, wie wir aus Schillers Gedicht von der Teilung der Welt wissen, nicht mehr korrigieren. Wer zu spät kommt, den bestraft bekanntlich das Leben oder der Garten. (Für alle, die sich an das Gedicht nicht mehr genau erinnern: „Was tun?“ spricht Zeus, „die Welt ist weggegeben“, zum Nachlesen http://www.ub.uni-heidelberg.de/wir/geschichte/schiller.html).

Ich bin also, wenn es um Pflanzen geht ziemlich talentfrei. Ich weiß nicht, wie viele Rittersporn ich in den vergangenen Jahren gepflanzt habe – überlebt hat nur ein einziger. Sonnenblumen werden weggefressen, sobald ich sie gesetzt habe. Und selbst die Maiglöckchen verschwinden auf unerklärliche Weise. Erst in diesem Frühjahr habe ich wieder rund ein Dutzend aus dem Garten meiner Mutter in unseren umgesiedelt – mit wenig Erfolg. Und auch die Veilchen aus dem Harz blühen im warmen Klima im niedersächsischen Flachland nicht auf, sondern sind wie vom Erdboden verschluckt.

Richtig gut gedeihen in meinem Garten vor allem Pflanzen, die man früher gemeinhin Unkräuter nannte: Giersch zum Beispiel, Brennnesseln, Sauerampfer oder Gänseblümchen. Außerdem einige ganz Robuste, die sich offenbar von nichts abschrecken lassen wie Beinwell, Topinambur oder auch Zwergastern. Die sind zwar allesamt hübsch anzusehen, aber leider so einnehmend, dass sie sich anschicken, die letzten Winkel meines Gartens zu erobern. Sogar dem Giersch machen sie an manchen Stellen das Leben schwer.

Bei größeren Pflanzaktionen leihe mir manchmal den grünen Daumen meiner Tochter aus. Sie hat nämlich das Talent ihrer Oma väterlicherseits geerbt, die früher als Floristin arbeitete. In ihrer alten Wohnung unterm Dach wuchs die Petersilie meterhoch. Und das Orangenbäumchen bog sich unter der Last der Früchte, während unsere wesentlich größeren Zitruspflanzen zwar blühen (und dabei herrlich duften), aber seit einigen Jahren kaum mehr Früchte tragen.

Bei der Vogelschutzhecke hat der Ausleih-Trick funktioniert: Die Heckenrosen, die wir vor drei Jahren gemeinsam gepflanzt haben, sind inzwischen recht hoch und wachsen in die Breite; Apfelbeeren, rote Heckenberberitzen, Kornelkirschen und Weißdorn, die ich ein paar Wochen später alleine gesetzt habe, brauchen wohl noch eine Zeit, bis sie wie geplant Vögeln katzenfreie Nistmöglichkeiten und Nahrung bieten.

Heckenrosen
Heckenrose am Teich.

Seit ein paar Monaten hat meine Tochter einen eigenen Balkon, den sie in einen Mini-Nutzgarten verwandelt. Kartoffeln, Gurken, Paprika und Tomaten pflanzt sie dort, diverse Kräuter und ein ganzes Obstsortiment: Heidelbeeren, Himbeeren, Erdbeeren, Stachelbeeren, Melonen und sogar einen kleinen Apfelbaum. Der fühlt sich offenbar in seinem Pflanzsack pudelwohl  – und ich bin fast sicher, dass er mehr Früchte tragen wird als der große Apfelbaum in unserem Garten. Der hat im vergangenen Jahr seine wenigen Früchte auf unserem Rasen verteilt, ehe sie reif waren. Auf dem Balkon meiner Tochter gestaltet sich die Ernte wahrscheinlich recht einfach, auch wenn sie üppig ausfällt. Denn bei dem Mini-Baum fällt der Apfel sicher nicht weit vom Stamm.

Heidelbeerblüte
Früh blüht, was einmal  Heidelbeeren werden wollen. Foto: Nele Schmidtko
Balkon Heidelbeeren, Apfel und Kartoffeln
Platz ist auf dem kleinsten Balkon – für Kartoffel, Apfelbaum, Him- und Stachelbeeren und Tomaten (von rechts). Foto: Nele Schmidtko

 

Wien ist eine Reise wert

Wien also. Die Stadt stand schon lange auf meiner Wunschliste, bislang hatte ich es aber noch nicht geschafft. Ein Schreibretreat im writers‘ studio war ein willkommener Anlass, das Vorhaben endlich umzusetzen, ehe aus dem immer Aufgeschoben doch ein Aufgehoben wurde. Zwei Tage schreiben, zwei Tage Wien entdecken. Hin und zurück ging‘ mit dem Nightliner der Bahn. Nachts, wenn ich ohnehin schlafe, so spare ich Zeit, zumindest gefühlt.

Der Auftakt war suboptimal: Der Zug, obwohl erst in Hamburg eingesetzt, hatte in Hannover bereits eine Stunde Verspätung (aber das ist eine andere Geschichte). Endlich eingestiegen, schlief ich auf den zur Liegefläche zusammengeschobenen Sitzen besser als erwartet meinem Ziel entgegen und kam, der Bahn sei Dank, recht ausgeruht in Wien an.

Sonja, meine Gastgeberin in Wien, erwies sich als Glücksfall. Wir verstanden uns auf Anhieb: Wir sind etwa gleich alt, unsere Töchter ebenfalls. Wir schreiben und lesen gerne, teilen die Leidenschaft für Papier und schöne Bücher und haben ähnliche politische Ansichten. So freuten wir uns Sonntagabend gemeinsam über die Wahl von Emmanuel Macron zum französischen Staatspräsidenten. Nach den Niederländern lassen auch die Wahlen in Frankreich hoffen. Liberté, Egalité, Le Pen adé.

Wien sehen

Sonja hat eine schöne Wohnung mit Balkon mit wirklich toller Aussicht, die ich sofort übernehmen würde. Und sie nahm sich einen ganzen Nachmittag Zeit, mir ihre Stadt zu zeigen. Die kennt sie als geborene und begeisterte Wienerin und lizenzierte Fremdendführerin besser als die meisten anderen. Ich bekam also eine ganz private, kompetente Stadtführung gratis: Stephansdom, Hofburg, Secession, Albertina, Staatsoper, Kaisergruft … – alles nur von außen, weil es am Wochenende zu voll und der Tag einfach zu schön war. Und wegen unserer gemeinsamen Vorliebe für Papier und Bücher kamen wir natürlich auch an einem kleinen, aber feinen Schreibwarenladen und zwei Buchhandlungen nicht vorbei.

Wien lebendiges Museum
Wien ist ein Open-Air-Museum – aber ein sehr lebendiges.

 

Wir aßen belegte Brote, genauer gesagt Brote mit verschiedenen Aufstrichen, bei Trzesnniewski, einem Stehimbiss in der Dorotheengasse, und bekamen wenig später ohne zu warten einen Platz in einem winzigen, meist voll besetzten Café. Eine große Ausnahme, vor allem an einem Sonnabendnachmittag. Wir schlenderten durch  den Burggarten, über den Heldenplatz, wo am folgenden Montag das Fest der Freude über die Befreiung von der nationalsozialistischen Herrschaft stattfand, und durch den Volksgarten. Schade, dass die Rosen noch nicht geblüht haben. Mehrere tausend Pflanzen sollen es sein und mehrere hundert Sorten. Beim nächsten Mal …

Wien Rosen
Tausende Rosen, leider die meisten noch nicht blühend.

Am Spätnachmittag kehrten wir beim Heurigen ein: Wir saßen in einem windgeschützten Innenhof in der Sonne,  haben eine Kleinigkeit gegessen und  einen Sommergespritzten mit gemischtem Satz getrunken. Das ist, lernte ich, eine österreichische  Spezialität: Kein anderes Land darf Wein so nennen (für all die, die es genau wissen wollen: festgehalten in der EU-Verordnung 607/2009 vom 14. Juli 2009).

Für einen Wiener Gemischten Satz müssen in einem Weinberg, der in Österreich Weingarten heißt, mindestens drei verschiedene Rebsorten angebaut werden. Sie werden gemeinsam geerntet und gekeltert. Ein gemischter Satz kann aus bis zu 20 unterschiedlichen Rebsorten bestehen. Grüner Veltliner sei meist drin, sagte Sonja. Egal was: Es schmeckte auf jeden Fall lecker. Für den Sommergespritzten werden ein Drittel Wein und zwei Drittel Wasser gemischt. Ich verdünnte noch mehr, weil ich keinen Alkohol vertrage und fürs Schreiben am nächsten Tag fit sein wollte.

Writers‘ Studio

Ich hatte zwar die weiteste Anreise, war aber die Erste im writers‘ studio. Beim Schreibretreat schreibt jeder für sich allein, arbeitet an seinen eigenen Projekten. Das klappte gut, vielleicht lag es an der anregenden Umgebung, vielleicht auch daran, dass ich meiner inneren Kritikerin (nein, ihren Namen verrate ich nicht) direkt zu Beginn eine Reise auf die Insel Criticos spendierte. Da darf sie ein paar Wochen bleiben, da ist sie unter ihresgleichen und fühlt sich hoffentlich so wohl, dass sie ihren Aufenthalt verlängert.

Zwei Tage Freizeit zum Schreiben – ich habe die besondere Atmosphäre genossen,  an unterschiedlichen Texten gearbeitet und dabei meinen Schreibplatz öfter gewechselt. In Innenhof stellte ich meinen Stuhl direkt neben den Fliederstrauch (ich liebe den Duft). Ich habe an einem Schreibtisch von Werkhaus geschrieben (den wollte ich schon immer mal ausprobieren), in der Küche des writers‘ studios, in der Mittagspause auf einer Bank am nahegelegenen Donaukanal und natürlich auch am großen Tisch.

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Schreibidyll im Innenhof des writers‘ studios …
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… und Schreibpause drinnen.

Kunst in Wien

Gegen den grauen Himmel und den Nieselregen an meinem letzten Tag in Wien – beides von den Meteorolügen nicht vorhergesagt – verordnete ich mir farbenfrohe Hundertwasser-Kunst. In dem Mitte der 80er Jahre von Friedensreich Hundertwasser und dem Architekten Josef Krawina geplanten Haus in der Löwengasse gibt es 50 Wohnungen und viel Farbe, aber zumindest von außen wenig gerade Linien. Die sind laut Hundertwasser „eine vom Menschen gemachte Gefahr“ und „dem Menschen, dem Leben, der gesamten Schöpfung wesensfremd“. Das stimmt und passt zu mir, den meine Linien geraten immer krumm und bucklig. Gegenüber lockte das Hundertwasservillage mit vielen Shops mit Hundertwasser- und Wiensouvenirs schon am Morgen sehr viele Menschen. Das Hundertwasser-Museum sparte ich mir für den nächsten Wien-Besuch, stattdessen gehe ich in die Albertina, vor allem wegen der Dauerausstellung von Monet bis Picasso. Die erwies sich leider – von ein oder zwei Ausnahmen abgesehen – als fast malerinnenfrei. Frauen kommen fast nur als Modelle vor. Immerhin ist eine eigene Ausstellung der österreichischen Malerin Maria Lassnig gewidmet, die  ich bisher nicht kannte. Und auch an der Rolltreppe durfte sich eine Künstlerin, Lotte Lyon, verewigen.

Wien Maria Lassnig
Und es gibt sie doch: Malerinnen, Sonderausstellung Maria Lassnig.
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Rolltreppe – Kunst und Wirklichkeit.

Schreiben in einem Wiener Café ist eigentlich ein Muss, wenn man auch um zu schreiben nach Wien fährt. Leider war das Musik Café Schwarzenberg, das mir Sonja empfohlen hat, sehr voll, aber es war so, wie ich mir ein richtiges Café in Wien vorgestellt habe – einschließlich der beängstigend vornehmen Kellnerinnen und Kellner. Zum Schluss noch einen Abstecher in den Belvedere-Garten. Fürs Schloss selbst und für Schönbrunn reichte die Zeit nicht mehr. Aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben …

Wien Belvedere
Belvederegarten.

(K)ein Kaffee

Über mein schwieriges Verhältnis zu Kaffeemaschinen habe ich schon geschrieben (www.timetoflyblog.com/2016/01/31/kaffee-bitte/). Dass ich mit der Hightechgerät meiner Freundin gewisse Schwierigkeiten habe, kann ich ja noch hinnehmen. Dass ich aber auch an einer eher simplen Maschine kläglich scheitere, gibt mir  zu denken.

Sonja, meine Gastgeberin bei meinem Wienaufenthalt, hat eine solche Maschine. Und als sie mir kurz nach meiner Ankunft einen Kaffee aufbrühte, sah alles ganz einfach aus. Bis es am nächsten Morgen selbst versuchte. Ich machte alles wie gesehen: Anschalten, warten, bis es aufhört zu blinken, Kaffeegröße auswählen (Espresso oder Lungo) auswählen, all diese Aufgaben löste ich noch ganz souverän. Doch nach der Öffnung, um die Kapseln, einzufüllen, suchte ich vergeblich. Der Bügel, an dem ich zog, bewegte sich nicht. Und auch sonst zeigte sich die Maschine wenig kompromissbereit: Ohne Kapsel spendierte sie mir nur heißes Wasser. Und ich stand da wie der Ochse vor dem berühmten Berg.

Sonja zeigte mir dann noch einmal, wie‘s geht: anschalten, Bügel hochstellen – auch wenn er Widerstand leistet –,  Kapsel einlegen, Bügel runterdrücken, wählen, Kaffee marsch.

Neuer Tag, neues Glück. Am nächsten Morgen näherte ich mich der Kaffeemaschine ganz souverän: Wasser nachfüllen, anschalten, warten, bis das Blinken aufhört, Bügel hochziehen – Sesam öffne dich –, Kapsel einlegen, Bügel schließen, Kaffeetasse unterstellen, Lungo bitte. Es brodelte und zischte, die Kapsel plumpste wie vorgesehen in den Auffangbehälter – und raus kam: heißes Wasser. In meiner Verzweiflung und meiner Gier nach frischem Kaffee suchte ich im Internet nach einer Bedienungsanleitung: Ich hatte alles richtig gemacht – und startete einen zweiten Versuch, auch, weil es keine andere Möglichkeit gibt, die Kapseln einzulegen: Sie passen nur in eine Richtung. Auch Maschinen machen Fehler, vielleicht war auch ihr einer unterlaufen.

Wieder schluckte die Maschine dankbar meine Kapsel – und spuckte nur heißes Wasser aus. Diesmal, wie um mich zu entschädigen, nicht nur in die Tasse, sondern auch aus einer nicht sichtbaren Öffnung auf die Arbeitsplatte. Ich wischte das Wasser auf, bevor es die Küche überschwemmte. Meine Gastgeberin fand heraus, dass ein versteckt liegender Auffangbehälter randvoll war – und die beiden Kapseln immer noch verschlossen. Während Sonja neben mir stand, funktionierte die Maschine reibungslos. der Vorführeffekt eben.

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Corpus delicti

Aller guten Dinge sind drei. Und so wagte ich an meinem letzten Tag in Wien einen letzten Versuch – mit dem festen Vorsatz, die Flugtauglichkeit der Kaffeemaschine zu testen, falls sie nicht macht, was ich will. Same procedure as yesterday, nur dass ich mich diesmal auch beim Herunterdrücken des Hebels nicht davon beeindrucken lasse, dass er Widerstand leistet. Meine Geduld ist erschöpft. Wird schon sehen, was er davon hat. Und siehe da: Es funktioniert. Ich bekomme meinen Kaffee und die Maschine darf an ihrem Platz in der Küche im vierten Stock bleiben.

Ich habe wieder neue Erkenntnisse gewonnen:

Wer zu zaghaft ist, den bestraft das Leben, sprich die Kaffeemaschine.

Wahrscheinlich sind Kaffeemaschinen wie Hunde: Sie spüren, wenn jemand Angst vor ihnen hat und reagieren aggressiv oder machen – wie bei mir – was sie wollen.

Zu Hause habe ich die Konsequenz gezogen: Ich brühe meinen Kaffee von Hand auf. Das Milchaufschäumgerät möchte ich indes nicht missen, aber es weiß, wer Chefin ist: Es gehorcht mir (mehr oder weniger) auf Knopfdruck.

Fehmarn – Besser spät als nie

Manchmal frage ich, warum ich manches erst so spät für mich entdeckt habe. Die Herrenhäuser Gärten beispielsweise, die ich zum ersten Mal besucht habe, als ich schon ein paar Jahre bei Hannover lebte. Seitdem habe ich eine Dauerkarte und gehe oft hin, wenn ich in Hannover bin. Oder Fehmarn. Dabei ist die Ostsee-Insel angeblich die sonnenreichste Insel Deutschlands. Campingplätze gibt es zwar nicht gerade wie Sand am Meer, aber doch sehr viele. Und auch die Entfernung ist einigermaßen akzeptabel. Ohne Stau braucht man von zu Hause aus nur etwa drei Stunden.

Trotzdem haben wir Fehmarn bislang im wahrsten Sinne des Wortes immer links liegen gelassen. Wenn wir ans Meer wollten, sind wir meist vor Lübeck gen Osten abgebogen, um auf den Darß zu fahren. Vielleicht lag‘s daran, dass unser erster und bis dato einziger Fehmarn-Aufenthalt nicht wirklich gelungen war: Der Campingplatz hatte uns trotz fünf Sternen nicht wirklich gefallen. Das gemietete Mobilheim war dunkel, ohne Blick aufs Meer, das Wetter durchwachsen. Und zu allem Überfluss quälte unsere Tochter eine schmerzhafte Augenentzündung, sodass wir fast nach Hause gefahren wären. Kurz: Der Urlaub damals stand offenbar unter keinem guten Stern, vielleicht waren wir einfach zur falschen Zeit am falschen Ort.

Der erste Eindruck ist ja bekanntlich oft entscheidend. Und so dauerte es rund 20 Jahre, bis wir einen zweiten Versuch wagten: zu einer anderen Zeit, diesmal im Frühjahr, an einem anderen Ort, auf dem Campingplatz Flügger Strand. Bekannte, die den Platz seit Jahren kennen, hatten ihn uns empfohlen.

Aus dem Auto
Das Meer immer im Blick
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Im Vorgarten

Zu Recht: So eine schöne Aussicht hatten wir auf noch keinem Camping- oder Stellplatz in Deutschland. Wir standen in der ersten Reihe, direkt in den Dünen. Rund um die Uhr konnte ich vom Wohnmobil aus das Meer sehen. Auch das Wetter spielte drei Tage lang mit: Es war so, wie die Meteorolügen es vorhergesagt hatten: Die Sonne schien den ganzen Tag, ehe sie abends wie ein roter Feuerball im Meer versank, bestaunt von uns und anderen Campinggästen, die sich dazu am Strand einfanden. Es war faszinierend zu sehen, wie dieses Schauspiel (fast) alle in seinen Bann zog.

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Beeindruckendes Schauspiel: Sonnenuntergang auf Fehmarn (Foto: Utz Schmidtko)

Tagsüber war der Strand oft fast menschenleer, bei unseren Strandspaziergängen trafen wir nur wenige. Nur ein paar Angler standen immer am Strand oder gelegentlich auch bis zur Brust im Wasser. Bemerkenswert war die Ruhe. Obwohl rund um uns alle Stellplätze belegt waren und manche Dauercamper das lange Wochenende nutzten, um ihre Wohnwagen für die bevorstehende Campingsaison fit zu machen, war es still, sehr still. Meist hörte man nur das Branden der Wellen an den Strand und das Brausen des Winds, der uns kräftig um die Ohren blies.

Keine Frage, der Platz ist ideal für eine kleine (digitale) Auszeit zwischendurch. Die mobilen Daten funktionierten auf meinem Smartphone nicht, WLAN gibt es zwar auf dem Campingplatz, aber wir wollten keins. Drei Tage ohne Internet, ohne E-Mails und Computer. Aufs Meer sehen statt fernsehen. Lesen (fast 700 Seiten, „Meine geniale Freundin“ von Elena Ferrante und „Fluch des Schlangenmenschen“ von Foe Rodens, beide Bücher haben mir sehr gut gefallen), schreiben (wieder mal per Hand), fotografieren und malen. Ich bin wieder mal gelaufen (fast schmerzfrei), 162 Stufen hoch auf den Flügger Leuchtturm gestiegen, habe Tai Chi am Strand geübt und die Seele baumeln lassen. Nur gebadet habe ich nicht, obwohl ich das eigentlich wollte. Denn das Wasser war zwar glasklar und verlockend, aber so kalt, dass mir schon meine Füße fast abgefroren sind, als ich ein bisschen durchs Wasser watete.

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Flügger Leuchtturm von unten …
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… und Blick von oben auf die Fehmarnsundbrücke

Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben: Ich werde es nachholen, wenn wir das nächste Mal nach Fehmarn fahren. Das wird sicher nicht wieder 20 Jahre dauern. Denn Fehmarn hat das Zeug, meine deutsche Lieblingsinsel zu werden.

PS: Für alle, die es genauer wissen wollen: Die Sanitäranlagen sind modern, sehr gepflegt und sehr sauber, das Essen im Restaurant Dünenhaus bei Annette war prima (wir konnten auf der Terrasse essen), der Service sehr freundlich: Dass wir am Abreisetag bis abends bleiben wollten, um den Stau um Hamburg zu umgehen, war kein Problem. So macht Camping Spaß.

Eine geschenkter Sonntag

Man kann planen, so viel man will, es kommt immer anders. Oder unverhofft kommt oft. Dass das stimmt, kann ich nur bestätigen. Ich mag es, wenn alles nach Plan verläuft – und bin doch Spezialistin darin, Pläne über den Haufen zu werfen. Meist eher unfreiwillig. Manchmal denke ich, irgendeine (höhere) Macht wartet nur darauf, dass ich einen Termin in meinen Terminkalender eintrage – um dann etwas dagegen zu unternehmen.

Vor ein paar Tagen beispielsweise. Dass ich am Dienstag zu meiner Mutter an die Mosel fahren wollte, war lange geplant – der Termin genau eingepasst zwischen Korrekturterminen von zwei Zeitschriften, für die ich arbeite. Doch weil wir mit der ersten Zeitschrift früher fertig waren als vorgesehen, disponierte ich um, wollte schon am Montag  fahren. Ich hatte gerade meine Mutter informiert und wollte die Fahrkarte buchen, als der Anruf kam: Eine Frau, die ich  interviewen sollte, hatte ausgerechnet am Montagnachmittag für mich Zeit. Alles auf Anfang, zurück auf Los. Sprich: zum ursprünglichen Reisetermin. Wie gut, dass ich inzwischen 60 bin und eine Bahncard 50 für Senioren habe und deshalb flexibel bin.

Doch manchmal ist es gut, wenn Pläne sich ändern. Der unverhofft freie Sonntag und der halbfreie Montag bescherten mir einen wunderschönen Sonn(en)tag am Meer – mit strahlend blauem Himmel, Sonne satt, langen Spaziergängen am Strand und im Watt, Füßen im Sand. Selbst der Wind hatte ein Einsehen und blies an diesem geschenkten Frühlingstag ausnahmsweise nicht.

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Am Meer – Füße im Sand (Fotos: Utz Schmidtko
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Körbe am Strand

Und so konnten wir in der Sonne sitzen, Latte Macchiato und Eis im Strandcafé von Döse und einen Fischteller im vielleicht besten Fischimbiss in und um Cuxhaven genießen.

Nur das Meer machte mal wieder, was es wollte: Es war wieder einmal nicht da, als wir kamen, und schon wieder weg, als wir am Montag wieder nach  Hause fuhren. Doch das war laut Tidenkalender genau nach Plan.

Frühjahrsputz im Garten

Vor ein paar Tagen habe ich bei der Gartenarbeit eine Leiche entdeckt. Sie hing zwischen den durchgeweichten Blättern der Seerose, die ich mit dem Kescher aus dem größeren meiner beiden Miniteiche gefischt habe. Glücklicherweise sah sie nicht so furchterregend  aus, wie es die Pathologen in Krimis immer wieder behaupten. Bleich war sie, allerdings nicht aufgedunsen,  obwohl sie schon eine ganze Weile im Wasser gelegen haben muss.

Das lag sicher daran, dass er – oder sie, das Geschlecht konnte ich leider nicht erkennen – auch einen Großteil seines/ihres Lebens im Wasser verbracht hat. Nicht in diesem Teich, sondern in dem kleineren direkt daneben. Vielleicht ist er vor dem Frost in den größeren und tieferen Teich geflüchtet. Gerettet hat es ihn nicht. Ich habe den kleinen Frosch unter der Sanddornhecke begraben, die ist so stachlig, dass sicher kein Tier ihn ausbuddeln wird.

Neuer Teichbewohner

Ein Nachfolger ist auch schon wieder bei uns eingezogen.  Als ich die Lilien am Rand des kleinen Teichs freigeschnitten und freigerupft habe, hüpfte irgendetwas vom Rand ins Wasser. Es ist wie bei Königs: Der Frosch ist tot, es lebe der Frosch. Vielleicht ist er ja ein verwunschener Prinz? Wenn ja, wird er weiter inkognito bleiben: Ich werde sein Geheimnis nicht lüften. Einen Frosch gegen die Wand zu werfen, wie es Königstöchter offenbar gelegentlich tun, käme mir nie in den Sinn.

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Neuer Frosch am kleinen Teich. Foto: Utz Schmidtko

Ziemlich rigoros bin ich allerdings beim Frühjahrsputz im Garten jenen Pflanzen an meinem Teich zu Leibe gerückt, die meine Lilien überwuchert und fast erstickt haben. Ich hatte sie erst im vergangenen Jahr dorthin gesetzt, weil es vor den Heckenrosen etwas grüner sein sollte. Damit, dass sie ihre Aufgabe so übereifrig erfüllen würden, habe ich nicht gerechnet – jetzt habe ich sie strafversetzt, an den Zaun zum Nachbargrundstück, wo ich jedes Jahr unter Flieder, Haselnuss und anderen Büschen der Allianz aus Efeu und Giersch ein Stück mehr Boden abringe.

Und da ich schon beim Ausgraben war, habe ich mit der Brombeerhecke weitergemacht. Wir hatten sie vor Jahren gepflanzt, wohl in Erinnerung an die wildwachsenden Brombeeren, die ich gerne esse, wenn ich im Sommer an der Mosel bin. Als ich noch klein war, sind wir im Sommer manchmal losgezogen, haben die Mehren, wie sie in meinem Heimatort heißen, gepflückt, um Marmelade davon zu kochen. Leider haben die Brombeeren in unserem Garten überhaupt nicht geschmeckt; dafür sind überall stachlige Triebe aus dem Boden gewachsen. Weil ich meist ohne Handschuhe arbeite, habe ich mir manchen Dorn in den Finger gerammt. Jetzt war meine Geduld am Ende – ich habe eine Grenze gezogen. Rechts der Gartenhütte werde ich Himbeeren pflanzen, hinter der Gartenhütte dürfen die Brombeeren weiterwuchern und mit Sandorn, Felsenbirne und Heckenrose links der Hütte zu einer stacheligen Vogelschutzhecke verwachsen. Die ist noch ziemlich kahl, in meinen Kräuterbeeten zeigen sich die ersten Kräuter bereits wieder: Zitronenmelisse und Minze, Rosmarin und Sauerampfer, Waldmeister und Bärlauch haben den Winter gut überstanden. Mein Salbei bereitet mir allerdings Sorgen. Und ob sich die Lavendelpflanzen von dem radikalen Rückschnitt erholen, den ich ihnen vor ein paar Wochen verpasst habe, wird sich zeigen. Angeblich sollen die Sträucher so dicht und voll nachwachsen, wie ich es aus der Provence und von Fotos kenne. Wenn nicht, werde ich es mit einer neuen Sorte versuchen, deren Name vielversprechend klingt: Blue Dwarf, blauer Zwerg. Winterhart soll diese Sorte  sein, langlebig und hoffentlich unempfindlich. Denn das ist bei meinem fehlenden gärtnerischen Talent überlebenswichtig.

Mein lesender Zwerg sitzt geduldig auf seinem blauen Kissen aus. Seine Jacke hat längst verloren hat, doch dass scheint ihn nicht zu stören. Ganz vertieft er in seine Lektüre trotzt er nur noch mit seiner roten Mütze bekleidet seit Jahren Wind und Wetter.

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Lesender Zwerg im Blaukissen. Foto: Utz Schmidtko