Zügig unterwegs

Vor ein paar Wochen habe ich meine Bahncard 50 gekündigt: Die habe ich nämlich in den letzten beiden Jahren nur selten genutzt. Erst weil ein Jahr lang wegen Corona Reisen nur eingeschränkt möglich oder erwünscht waren. Im Sommer bin ich dann mit dem 9-Euro-Ticket durchs Land gefahren. Und ich habe natürlich wie viele auf den Nachfolger, das 49-Euro-Ticket, gehofft. Doch das lässt ja bekanntlich auf sich warten – und so habe ich mir jetzt wieder eine Bahncard gekauft

Denn statt wie angekündigt Anfang des Jahres soll das 49-Euro-Ticket irgendwann kommen. Wann genau, steht noch nicht fest. „Zügig“, sagten laut NDR Bundeskanzler Olaf Scholz und der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Günther dem Anlass entsprechend, nachdem sich Bund und Länder am Donnerstag angeblich  „endgültig auf die Einführung des bundesweiten 49-Euro-Tickets im Nahverkehr geeinigt“ und „die Unklarheiten bei der Finanzierung … beseitigt“ haben (https://www.ndr.de/nachrichten/info/Bund-und-Laender-einigen-sich-endgueltig-beim-49-Euro-Ticket,mpk348.html) .

Doch „zügig“ ist ein dehnbarer Begriff, das wissen alle, die schon mal auf die Ankunft von Zügen gewartet haben, aus Erfahrung. Und zwischen dem, was ich und viele andere BürgerInnen einerseits und die verantwortlichen PolitikerInnen; Verkehrsbetriebe und Ministerialbeamtinnen andererseits darunter verstehen, liegen Welten – oder genauer gesagt Monate.

Das liegt sicher auch daran, dass die Interessen sehr verschieden sind. Wer oft und viel mit Bussen und Bahnen unterwegs ist, möchte das möglichst bald zum möglichst günstigen Preis tun, sprich, am liebsten Anfang des Jahres oder spätestens im Februar. Bei denen, die über die Tickets entscheiden oder sie verkaufen, sieht das ganz anders aus.

Die Verkehrsunternehmen müssten ihre Preispolitik überdenken – und ändern. Wenn ich beispielsweise von Burgwedel zu meiner Kollegin Foe nach Bad Harzburg fahre, zahle ich regulär ohne Bahncard 50,10 Euro für eine Rückfahrkarte. Zweiter Klasse natürlich. Eine Hin- und Rückfahr ist also teurer als das 49-Euro-Ticket für einen ganzen Monat. Und auch der Monatskarten-Markt bricht den Verkehrsunternehmen weg. So kostet ein Monatsticket für alle Zonen im Großraumverband Hannover satte 115 Euro, wenn man nicht über 63 Jahre alt und Rentnerin oder Pensionär ist.

EntscheiderInnen wie VerkehrsministerInnen, Abgeordnete und andere EntscheiderInnen brauchen selbst  ohnehin keine preiswerten Tickets: Sie können schon jetzt kostenlos Busse und Bahnen nutzen. So sichert laut Wikipedia „Art. 48 Abs. 3 Satz 2 GG … den Abgeordneten (des Deutschen Bundestags) die freie Nutzung aller staatlichen Verkehrsmittel. §16 des Abgeordnetengesetzes präzisiert, dass Abgeordnete alle Verkehrsmittel der Deutschen Bahn frei benutzen dürfen. Hierzu erhalten sie eine Netzkarte 1. Klasse. Im Gegensatz zur Bahncard ist diese jedoch bei Nichtbundeseigenen Eisenbahnen ungültig. Fahrten mit diesen werden einzeln erstattet. Diese Netzkarte darf seit 2012 auch uneingeschränkt privat genutzt werden.“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Abgeordnetenentschädigung#Reisekostenerstattung). Die niedersächsischen Landtagsabgeordnetetn können immerhin dienstlich kostenlos erster Klasse in Niedersachsen und nach Berlin reisen. In anderen Bundesländern gibt es wahrscheinlich ähnliche Regeln. Da ist es doch lästig, wenn die Bahnhöfe voll sind, weil mehr Menschen dank günstiger Tickets Busse und Bahnen häufiger nutzen.

Doch ich sollte nicht über Privilegien anderer lästern – schließlich genieße ich selbst welche, und zwar nicht einmal qua Amt, sondern allein wegen meines Alters. So kostet meine Seniorennetzkarte für die Öffis in der Region Hannover nur ein Drittel der normalen Monatskarte. Und auch die Bahncard bekomme ich für die Hälfte des regulären Preises, weil ich älter als 65 bin. Ich nutze das gerne – wirklich richtig finde ich es allerdings nicht.

Obwohl die Bahncard für mich preiswerter ist als für die meisten, habe ich lange gerechnet, ob sie sich für mich wirklich lohnt. Das hängt nämlich zum einen davon ab, wie „zügig“ das 49-Euro-Ticket wirklich kommt. Und natürlich davon, wie oft und wohin ich mit der Bahn fahren werde.

Schließlich habe ich mir die Bahncard doch gekauft. Denn als Rentnerin habe ich mehr Zeit – und die möchte ich auch nutzen, um zu reisen. Wenn die Fahrkarte nur die Hälfte kostet, muss ich nicht jedes Mal aufs Neue darüber nachdenken, ob ich mir eine teures Ticket kaufen möchte – oder doch lieber zu Hause bleibe. Die Freiheit, einfach loszufahren, ist sicher 117 Euro wert.

Blogumzug

Es ist vollbracht. Der dritte Umzug innerhalb einiger Wochen ist – hoffentlich erfolgreich – beendet. Er hat mich viel Zeit und mehr Nerven gekostet als der Zimmertausch in der oberen Etage und der Umzug der Pflanzen in den Wintergarten, obwohl die meiste Arbeit eine Webmasterin für mich erledigt hat. Denn nicht ich bin umgezogen, sondern mein Blog. Geplant war das nicht, aber unverhofft kommt ja bekanntlich oft.

Eigentlich hatte ich mir fest vorgenommen, im November, dem Schreibsovieldukannst-Monat, jeden zweiten Tag einen Blogbeitrag zu schreiben und zu veröffentlichen. Und in der ersten Monatshälfte klappte das auch ganz gut. Doch dann vertrug sich ein kleines Sicherheitsprogramm, Neudeutsch Plug-in, das ich schon lange meinem Blog installiert habe, nicht mehr mit einem WordPress-Update. Die Folge: Ich wurde aus meinem eigenen Blog ausgesperrt und der Blog war auch zeitweise nicht mehr im Internet erreichbar.

Der Fehler war mit der freundlichen Unterstützung eines ebenso kompetenten wie freundlichen Servicemitarbeiters schnell behoben. Allerdings tauchte er einen Tag später in alter Frische und mit dem gleichen Resultat wieder auf – und ich brauchte wieder Hilfe eines Servicemitarbeiter, der diesmal nicht so freundlich war. Er ließ mich nicht nur spüren, dass er mich für eine IT-Idiotin hielt, sondern er wusste leider auch nicht, wie ich das Problem dauerhaft lösen könnte. Darauf, alle paar Tage in der Warteschleife meines Bloghosters zu hängen, hatte ich definitiv keine Lust.

Für mich war das ein Grund, ein paar Änderungen anzugehen, die längst überfällig waren. Meine berufliche Website hatte ich schon vor einiger Zeit stillgelegt, weil ich sie als Rentnerin nicht mehr brauche. Und weil ich zwar gerne Blogbeiträge schreibe, es mir aber keinen Spaß macht, mich mit Blogtechnik zu beschäftigen, habe ich beschlossen, meine beiden Blogs – timetofly und Chaosgärtnerinnen – zusammenzulegen. So wächst, um Willy Brandt zu zitieren, wieder zusammen, was zusammengehört. Alle meine Gartenbeiträge aus den vergangenen Jahren sind jetzt auf diesem Blog nachzulesen.

Aus drei eins zu machen, sollte nicht nur den Aufwand, sondern auch die Kosten verringern. Doch es war viel schwieriger als gedacht, aus meinen alten Hostingvertrag für drei Websites in einen anderen, preiswerteren für nur einen Blog  zu wechseln. Angeblich hätte der ganze Blog neu aufgebaut, alle Inhalte neu installiert werden müssen. Ich habe gefühlt stundenlang in Warteschleifen gehangen, auf Rückrufe gewartet und verschiedene Angebote verglichen. Dass mir jeder Mitarbeiter, mit dem ich gesprochen habe, etwas anderes empfohlen hat, hat die Sache nicht erleichtert. Irgendwann war ich völlig genervt und habe mich entschieden, den Anbieter zu wechseln. Das hat geklappt, obwohl mein alter, teurer Vertrag sich in der Zwischenzeit automatisch um ein Jahr verlängert hatte. Doch offenbar war mein alter Anbieter ebenso genervt wie ich und hatte keine Lust mehr auf eine Kundin, die die Unterstützung braucht, auch wenn sie seit Jahren dafür zahlt.

Ob mit dem neuen Webhoster alles besser wird, muss sich zeigen; immerhin hat meine Webmasterin mit ihm gute Erfahrungen gemacht. Für ihn sprach auch, dass meine Daten täglich gesichert werden – und natürlich werden sie in Deutschland gespeichert, in einem Rechenzentrum in Frankfurt. Ein Wechsel von einem Vertrag in den anderen soll problemlos möglich sein – das hat mir der Mitarbeiter hoch und heilig versprochen. Und für den Fall der Fälle hat man mir Hilfe beim Umzug angeboten.

Heute Morgen habe ich jetzt die Nachricht bekommen, dass „der Transfer der Domain timetoflyblog.com erfolgreich abgeschlossen“ und „in Kürze“ wieder abrufbar ist. Dieser Beitrag ist also der erste aus der neuen Blog-Wohnung zu euch schicke. Mag sein, dass in der Adresszeile noch nicht der gewohnte Name steht. Ich hoffe aber, dass er Beitrag gut bei allen AbonnentInnen ankommt.

Die letzte Rose des Sommers

Ja, ich weiß, ich habe es schon (mehr als) einmal geschrieben, und ich werde es wahrscheinlich noch öfter tun: „Sommerbild“ von Christian Friedrich Hebbel ist eines meiner Lieblingsgedichte. Nun ist der Sommer längst vorbei, auch wenn sich der November bis vor einigen Tagen manchmal so anfühlte. Und heiß war es an jenem Morgen, als das Foto entstand, auch nicht. Im Gegenteil, die Temperaturen lagen deutlich unter null. Es hatte in der Nacht sogar ein wenig geschneit.

Doch als ich die roten Rosen in unserem Garten sah, kam mir das Hebbelgedicht in den Sinn. Denn auch unsere Rose im Rosenbeet ist, wie die von Hebbel besungene, „als ob sie bluten könnte, rot“. Allerdings ist sie wohl weit widerstandsfähiger als ihre Artgenossin, die der Flügelschlag eines Schmetterlings zerstörte. Sie trotzte selbst dem Frost, der ihr ein paar Eiskristalle auf ihre tiefroten Blütenblätter zauberte, und blühte weiter.

Ihre Zeit ist jedoch jetzt vorbei, ebenso wie die ihrer kleinen, unscheinbaren Verwandten im selben Beet. Aus der weißen Erdbeerblüte wird sicher keine Erdbeere mehr. Die Zeit der Christrose hat dagegen gerade erst begonnen. Sie ist früh dran in diesem Jahr, vielleicht weil der Sommer ungewöhnlich warm war und sich lange hinzog. Denn meist blüht sie erst im Dezember, passend zum Namen immer zur Weihnachtszeit.

Ein seltenes Bild: Erdbeeren (links) und Christrosen blühen in der Regel nicht zur gleichen Zeit.

Wer das Gedicht von Christian Friedrich Hebbel nachlesen möchte, findet es unter https://www.aphorismen.de/gedicht/7163

Kammermusik und Kunst

Unverhofft kommt ja bekanntlich oft. Zum Beispiel die Einladung zu einem Konzert der Reihe WORT.KLANG – Beyond the Sound , die Anfang der Woche in meinem E-Mail-Postfach gelandet ist. Sie gehörte auf jeden Fall zu den schönen Überraschungen der Woche.

Wie ich in den Verteiler gekommen bin, weiß ich nicht, und Inge-Rose Lippok, bei der ich nachfragte, wusste es auch nicht. Die Künstlerin organisiert die Projektreihe zusammen mit Tatjana Prelevic und Dr. Simone Liedtke mit Studierenden der Hochschule für Musik und Theater Hannover.

Ich kannte die Projektreihe ebenso wenig wie das Trio Manuka. Und auch von zwei der vier Komponisten, deren Werke auf dem Programm standen – von Phillippe Gaubert und Bohuslav Martinu –, hatte ich zugegebenerweise noch nie etwas gehört. Ich habe die Einladung vor allem deshalb angenommen, weil zum Trio Manuka neben einer Flötistin (Katharina Sasse) und Lioba Schmidt am Klavier auch eine Cellistin (Luisa Schröder) gehört. Das Cello ist und bleibt mein Lieblingsinstrument.

Die drei jungen Musikerinnen spielten Musik zwischen Romantik und Moderne, neben Kompositionen von Gaubert und Martinu auch Stücke von Carl Maria von Weber, Claude Debussy und – als Zugabe – Johann Sebastian Bach. Der Konzertbesuch hat sich gelohnt, auch, aber nicht nur wegen der Musik. Denn ohne die Einladung hätte ich den Veranstaltungsort gewiss nie entdeckt. Der liegt nämlich eher versteckt im vierten Stock eines Hauses in der Lortzingstraße. Unten am Haus weist nur ein unscheinbares Schild auf die Galerie LortzingArt hin, die es seit mehr als anderthalb Jahrzehnten gibt.

Kunst und Kammermusik: Vor dem Konzert können einige Bilder besichtigt werden. Foto: Utz Schmidtko

Gerade mal 30 ZuschauerInnen haben in der Galerie, gleichzeitig das Atelier von Inge-Rose Lippok, Platz. Es ist ein „Konzertsaal“ mit besonderem Flair, und wir werden gewiss wiederkommen, um an anderen Konzerten, Lesungen und Ausstellungen teilzunehmen, die hier regelmäßig stattfinden. Und wenn ich auch nicht weiß, wie ich in den Verteiler geraten, so bin ich doch sicher, dass ich darin bleiben und auch künftig eingeladen werden will.

Mehr Informationen zur Künstlerin und zum Programm gibt’s unter

www.irlippok.de

www.lortzingart.de

Zimmerwechsel

Manche Leute ziehen um, wenn sie in Rente gehen. Ich beschränke mich darauf, die obere Etage, seit dem Auszug meiner Tochter vor allem mein Reich, umzuräumen. Nicht zum ersten Mal, wie die LeserInnen meines Blogs wissen – und wahrscheinlich war es auch nicht die letzte Umräumaktion.

Vor ziemlich genau einem Jahr habe ich meine Arbeitsbereiche getrennt: das Schreiben von den Korrekturarbeiten, für die ich einen größeren Monitor brauche. Der nimmt leider viel Platz auf meinem Schreibtisch ein und dominiert – groß und schwarz, wie er ist – das kleine Arbeitszimmer optisch.

Nach dem Umräumen: Mein neues altes Arbeitszimmer …

Weil ich weniger arbeiten möchte, komme ich künftig mit einem Arbeitszimmer aus. Das „Korrekturzimmer“ zum „Kunstraum“ umzufunktionieren, war eine leichte Übung: Ich musste nur das Notebook, den Monitor und einige Bücher in das andere, jetzt einzige, Arbeitszimmer bringen, um Platz für meine Malutensilien schaffen. Jetzt muss ich sie nur noch nutzen und im wahrsten Sinne des Wortes mehr Farbe in mein Leben bringen.

ein Platz zum Malen …

Bei der Gelegenheit habe ich auch mein Keyboard wieder hervorgeholt und aufgebaut. Denn Klavier oder besser gesagt Keyboard spielen gehört zu den Dingen, die ich noch lernen möchte. Es ist ja angeblich nie zu spät, neu anzufangen, und Julia Cameron zitiert in ihrem Buch einen alten Witz, den ich aber noch nicht kannte:

„Frage: Weißt du, wie alt ich sein werde, wenn ich gelernt habe, Klavier zu spielen?

Antwort: Genauso alt, wie wenn du nicht Klavierspiele lernst.“ (Julia Cameron, Es ist nie zu spät, neu anzufangen, S. 46)

Das stimmt. Und wenn ich auch in diesem Leben sicher keine Klaviervirtuosin mehr werde, so reicht es doch vielleicht für einfache Stücke oder Lieder. Auf jeden Fall ist es eine gute Übung fürs Gehirn – mit der rechten und linken Hand unterschiedliche Melodien zu spielen, ist eine echte Herausforderung.

… ein Platz fürs Keyboard …

Eine (körperliche) Herausforderung war es, das zwar nur 90 cm schmale, aber massive und entsprechend schwere Bett im Zimmer meiner Tochter gegen ein 1,40 m breites zu tauschen. Mein Mann hatte das Bett vor Jahren so gebaut, dass es hüpfende und tobende Kinder problemlos aushielt. Weil es nicht nur verschraubt, sondern auch verleimt war, ließ es sich nicht auseinanderbauen und musste als Ganzes abtransportiert werden.

Dass das Treppenhaus in unserem Haus eher eng und verwinkelt ist, erleichterte die Aufgabe nicht. Doch wir haben sie gemeistert – schließlich sind mein Mann und ich im Möbelrücken sehr geübt: Unser Meisterstück haben wir abgelegt, als wir das Badezimmer im Erdgeschoss renovierten und zu zweit eine mehrere Zentner schwere gusseiserne Badewanne ins Freie bugsierten.  Das ist zwar schon Jahre her, aber bei Aktionen wie diesen erinnern wir uns immer daran – sicher auch, um uns Mut zu machen.

Das alte Bett haben wir dem Fairkaufhaus gespendet – es kann in einer anderen Familie noch mehrere Kinder-Generationen überstehen. ich schlafe jetzt auf der Bettcouch, die bisher auf der „Empore“, dem kleinen Platz neben der Treppe, stand. Von meinem neuen Schlafplatz direkt unter dem Dachfenster kann ich jetzt nachts den Himmel und, sofern das Wetter mitspielt, Mond und Sterne sehen. Wenn ich nachts wachliege, denke ich manchmal über einen Satz von Kant nach – es ist, um ehrlich zu sein, einer der wenigen, die ich kenne und halbwegs verstehe: „Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: der bestirnte Himmel über mir und das Gesetz in mir.“

ein Platz zum Schlafen …

Meist lese oder schreibe ich aber, bis ich wieder müde werde, und manchmal höre ich auch Musik. Ein Regal mit einigen meiner Lieblingsbücher und -CDs steht in Griffweite – und mein Bett ist jetzt breit genug für die Dinge, die ich gerne um mich habe: diverse Notiz- und Tagebücher, beispielsweise, Bücher, die ich gerade lese oder lesen möchte, Bunt- und andere Stifte und ein Tablett für meine Kaffeetasse. Denn in den Wintermonaten, wenn ich lange vor Sonnenaufgang wach bin, schreibe ich meine Morgenseiten gerne gemütlich im Bett sitzend – bei einer Tasse Kaffee.

Erst wenn die Tage im Frühjahr wieder länger werden, werde ich meine Morgenseiten-Höhle verlassen und wieder auf die Empore umziehen. Von dem kleinen Schreibplatz, den ich mir dort eingerichtet, habe, kann ich dann wieder morgens beobachten, wie die Sonne langsam hinter den Häusern hervorkommt und der Tag langsam erwacht.

… und last, but not least, der neue Schreibplatz auf der Empore

Netzkarte

Ich habe lange darauf gewartet. Als die in Hannover und Umgebung für den öffentlichen Personennahverkehr zuständige „Überlandwerke und Straßenbahnen Hannover AG“, kurz ÜSTRA, vor zwei Jahren ankündigte, dass die Monatskarte 63plus – rund 40 Euro preiswerter als die normale Monatskarte – durch die Seniorennetzkarte ersetzt wird, habe ich mich sehr gefreut. Denn die Seniorennetzkarte für den Großraum Hannover gilt schon ab 60 und kostet nur 30 Euro im Monat. Im Abo ist die Karte sogar noch günstiger. Im Vergleich zur normalen Monatskarte, die für alle drei Zonen 115 Euro kostet, ist sie also ein echtes Schnäppchen.

Um so enttäuschter war ich, als ich erfuhr, dass ich vorläufig leer ausging. Denn nutzen können die Seniorennetzkarte nur Rentnerinnen und Rentner – und das sind bei den Menschen zwischen 60 und 66 Jahren vor allem die, die eine gute Rente bekommen und sich die Abschläge, mit denen ein früheren Renteneintritt erkauft wird, leisten können. Alle, die mit über 60 noch arbeiten wollten oder mussten, die arbeitslos waren, wenig verdienten oder als Selbstständige durch Corona Aufträge verloren hatten, mussten weiter teure Karten kaufen. Darüber, dass sie durch die hohen Ticketpreise die Freiheit und Mobilität ihrer besser verdienenden AltersgenossInnen mitfinanzierten, habe ich mich wirklich geärgert.  

Ich halte diese Regelung immer noch für – vorsichtig formuliert – sehr unsozial. Aber als Rentnerin habe ich jetzt auch Anspruch auf die preiswerte Monatskarte – und ich nutze sie gerne und viel. In der ersten Woche war ich viermal allein unterwegs – zweimal habe ich andere mitgenommen. Das ist nämlich am Wochenende von morgens bis abends und an Wochentagen ab 19 Uhr möglich.

Wahrscheinlich werde ich das lang ersehnte RentnerInnen-Privileg aber nur bis zum Ende des Jahres nutzen. Wenn im Januar das 49 Euro-Ticket eingeführt wird, steige ich sicherlich um. Die Möglichkeit, über die Grenzen des Großraumverbands Hannover (GVH) hinaus Busse und Bahnen zu nutzen, ist mir sicher 19 Euro wert.

Einige Ziele, die ich häufiger ansteure, erreiche ich ohnehin nur oder besser mit Nahverkehrszügen. Die Fahrt in den Harz ist mit IC oder ICE nicht nur teurer, sondern auch länger und umständlicher, weil man mindestens einmal mehr umsteigen muss. Nach Hamburg, wo die Enkelkinder wohnen, kommt man mit dem ICE sicher schneller. Aber der Zeitvorteil ist eher gering – und wird dadurch oft aufgefressen, dass die ICEs nach Hamburg sehr oft verspätet sind. Der Metronom, der Nahverkehrszug, der Göttingen und Hamburg verbindet, hält nicht nur jede Stunde bei uns im Ort, während seine schnelleren Brüder ohne Halt vorbeidonnern. Und er ist – meist – pünktlicher als sie.


SchreibSoVielDuKaNo

Nein, ich habe meine Fähigkeit, ganze Wörter oder Sätze zu bilden, nicht verloren. Und ich werde künftig auch nicht nur in unverständlichen Kürzeln sprechen oder schreiben. Aber kurz nachdem ich gestern meinem Blogbeitrag über den Nanowrimo veröffentlicht habe (https://timetoflyblog.com/nanowrimo), habe ich auf Instagram den #SchreibSoVielDuKaNo entdeckt. Zwei Instagrammerinnen, Kathinka Engel und Kyra Groh, haben im letzten Jahr den „Schreib so viel du kannst November“, ganz kurz KaNo, ins Leben gerufen – quasi einen nanowrimo light und stressfrei: „Für Leute wie uns, die den Gemeinschaftsaspekt des Nano mögen, aber den Druck nicht können, weil sie Schwächlinge sind. Oder sensibel. Oder einfach keine Lust drauf haben“, wie eine der Initiatorinnen am 26. Oktoberauf Facebook schrieb (https://www.facebook.com/kathinkaengel1/).

Wörter werden beim Kano, anders als beim Nanowrimo, nicht gezählt – oder, um noch einmal Kathinka Engel zu zitieren, es geht nicht um den „Word-Count“. „Es geht um Spaß und darum, mit sich und dem Schreiben zufrieden zu sein.“

Das gefällt mir und deshalb mache ich mit, obwohl mir die Instagram-, Facebook- und Web-Welt im Allgemeinen und die Sprache der Nutzerinnen, pardon Userinnen, im Besonderen ziemlich fremd sind – und wohl auch bleiben. Auch wenn ich als Social-Media-Oma nur ahne, was Badges oder Shareables sind, und es vielleicht auch nie erfahren werde, weil ich nicht weiß, was swipen bedeutet, folge ich #SchreibSoVielDuKaNo auf Instagram – und aktiviere bei der Gelegenheit auch meinen Instagram-Account wieder, der seit Monaten still vor sich hinschlummert. Und meinen zweiten Blogbeitrag habe ich ganz nebenbei auch verfasst. Manches geht eben doch schneller, als frau denkt.

NaNoWriMo

Heute, am 1. November, beginnt der „National Novel Writing Month” („Nationaler Monat des Roman-Schreibens”), kurz der NaNoWriMo – und ich habe beschlossen, in diesem Jahr bei dem Schreibprojekt mitzumachen. Ich will zwar keinen Roman schreiben und auch das offizielle Ziel des Projekts – in nur 30 Tagen ein Buch von mindestens 50.000 Wörten zu schreiben – ist für mich, bekennende Langsamschreiberin, völlig utopisch: Ich bin schon zufrieden, wenn ich bei in einem Monat 50.000 Zeichen aufs Papier oder in die Datei bringe.

Denn ich gehöre – zumindest bei meinen „privaten“ Schreibprojekten – zu denen, für die der Amerikaner Chris Baty das Projekt vor mehr als 30 Jahren eigentlich erfunden hat: Ich komme bei Blogs, Geschichten und Co oft nur langsam voran, weil mein innerer Zensor gerne mit am Schreibtisch oder am Computer sitzt und an allem, was ich schreibe, herummäkelt. Leider gelingt es mir nicht immer, ihn – oder genauer gesagt sie – zum Schweigen zu bringen. Und so überarbeite ich schon während ich schreibe, das Geschriebene immer, immer wieder.

Natürlich weiß ich, dass das kontraproduktiv ist – und ich bewundere wirklich alle, die in einem Monat 50.000 Wörter schreiben können. Im Jahr 2009 schafften das laut Wikipedia immerhin mehr als 30.000 der mehr als 165.000 AutorInnen, die sich offiziell am NaNoWriMo beteiligen. Das Schreibprojekte wird übrigens immer beliebter: Im ersten Jahr waren es gerade mal 21 MitschreiberInnen, im vergangenen Jahr haben laut Neobooks-Newsletter mehr als 400.000 teilgenommen, darunter 17.600 aus Deutschland.

Ich zähle nicht dazu, denn ich habe mich nicht offiziell zum NaNoWriMo angemeldet: Ich bin zu alt – oder vielleicht auch zu klug –, unerreichbaren Zielen hinterherzuhecheln. Weil mir aber die Idee gefällt, veranstalte ich meinen eigenen, privaten Schreibmonat und setze mir Ziele, die zu mir passen: So habe ich mir vorgenommen, jeden Tag mindestens eine Stunde zu schreiben – und im November an jedem zweiten Tag einen Blogbeitrag zu veröffentlichen. Auf diese Weise bessere ich meine Blogbilanz auf. Was ich mir am Neujahrsmorgen vorgenommen habe – zwei Blogbeiträge pro Woche – schaffe ich in diesem Jahr wohl nicht mehr; aber vielleicht gelingt es mir ja mindestens, mehr Beiträge als im vergangenen Jahr zu veröffentlichen.

Alle, die jetzt der Schreibehrgeiz gepackt hat, können sich auf der offiziellen Website informieren und registrieren (https://nanowrimo.org/). Infos auf Deutsch gibt es natürlich bei Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/NaNoWriMo) oder auch im Epubli-Blog (https://www.epubli.de/blog/nanowrimo).

Notabene: 50.000 Worte in 30 Tagen – das sind etwa 1.650 Wörter täglich. Dieser Blogbeitrag hatte bis zu diesem Nachsatz etwa 420 Wörter. Um das NaNoWriMo-Tagessoll zu erreichen, müsste ich fast viermal so viel schreiben – jeden Tag, auch am Wochenende.

Es ist nie zu spät …

… neu anzufangen“  lautet der Titel eines Buches von Julia Cameron, das ich mir sofort nach seinem Erscheinen im Jahr 2017 gekauft habe. Damals war ich gerade 60 geworden und der Untertitel heißt „Der Weg des Künstlers“ ab 60.*

Nun glaube ich nicht, dass ich eine Künstlerin bin oder jemals werde, aber es geht in Julia Camerons Büchern – oder zumindest die beiden, die ich gelesen habe – eigentlich nicht darum, (große) Kunst, was immer es sein mag, zu schaffen. Sondern sie will Menschen ermutigen, an ihre Kreativität zu glauben, herauszufinden, was sie gerne tun möchten – und damit anzufangen, egal ob sie Klavier spielen, Gedichte schreiben, sich sozial engagieren, Fische züchten oder Vögel beobachten wollen.

„Wenn wir behaupten, es ist zu spät für uns, mit etwas anzufangen, drücken wir damit in Wirklichkeit aus, dass wir nicht bereit sind, Anfänger zu sein“, schreibt Julia Cameron, und ich glaube, sie hat recht.

Trotzdemhabe ich das Buch vor fünf Jahren wieder zur Seite gelegt. Irgendwie fehlte mir die Zeit und es war für mich einfach noch nicht der richtige Zeitpunkt. Denn es richtet sich an Menschen, die in Rente gehen – und von der Rente war ich damals noch mehr als sechs Jahre entfernt. Jetzt ist es so weit, und ich habe vor ein paar Wochen das Zwölf-Wochen-Programm gestartet.

Vier Komponenten sind in allen zwölf Wochen gleich: die Morgenseiten, ein Künstlertreff sowie zwei Spaziergänge von 20 Minuten pro Woche und die Memoiren, die sich in jeder Woche mit einem bestimmten Zeitabschnitt (Faustformel Lebensalter geteilt durch zwölf) befassen. Hinzu kommen jeweils bestimmte Aufgaben und Denkanstöße. Die Freiheit, eine oder andere Aufgabe abzuwandeln oder auszulassen, nehme ich mir. Und manche Woche dauert bei mir eben nicht 7, sondern 14 Tage.

Drei der vier „Basistechniken“ gehören ohnehin schon länger zu meinem Alltag: Spaziergänge oder Wanderungen beispielsweise. Weil ich wegen meiner Knieprobleme nicht mehr laufen, also joggen, kann, habe ich mir zum Ziel gesetzt, täglich mindestens 8000, besser 10.000 Schritte zu gehen. Das schaffe ich zwar nicht jeden Tag, aber im Durchschnitt der Woche haut es meist hin.

Morgenseiten schreibe ich seit Jahren – meist kurz nach dem Aufstehen, allerdings nicht immer, wie von Julia Cameron gefordert, mit der Hand, sondern oft am Computer. Ich habe mämlich festgestellt, dass ich dann offener schreibe – und manchmal schreibe ich nahtlos von den Morgenseiten an einem meiner Schreibprojekte weiter.

Die Idee des Künstlertreffs hat mirschon gefallen, als ich zum ersten Mal in einem anderen Buch Julia Camerons darüber gelesen habe: Einmal in der Woche einen Termin mit sich selbst einplanen, etwas unternehmen, was Spaß macht, etwas Neues entdecken oder etwas Altes, halb vergessenes, wiederzuentdecken – das hat was. In der Vergangenheit habe ich mir dafür allerdings nur selten die Zeit genommen. Das soll sich jetzt ändern und ich habe in den vergangenen sechs Wochen schon einiges unternommen: Ich habe mir zum Beispiel zahlreiche Ateliers hannoverscher KünstlerInnen angesehen, ein samisches Museum, zwei Kunsthandwerk-Ausstellungen und einen Skulpturenpark besichtigt und im Café Winuwuk Kaffee getrunken und geschrieben.

Bei meinen Aktivitäten steht oft Kunst im Mittelpunkt. Irgendwie schleiche ich um das Thema wie die berühmte Katze um den heißen Brei – wohl weil ich noch nicht wirklich den Mut habe, selbst anzufangen zu malen und zu zeichnen. Mein Perfektionismus steht mir im Wege. Denn ich halte mich für völlig talentfrei – und ich habe, ich gestehe es, nicht wirklich den Mut, eine Anfängerin zu sein. Doch auch das gehört zu den Dingen, die ich ändern möchte. Denn es ist ja angeblich nie zu spät, neu anzufangen …

Zum Nachlesen: Julia Cameron: Es ist nie zu spät, neu anzufangen. Der Weg des Künstlers ab 60. Droemer Knaur, München 2017

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Richtungsstreit

Ich wandere gerne, aber mit der Orientierung ist es so eine Sache: Kartenlesen zählt nicht zu meinen besonderen Stärken. Das liegt sicher auch daran, dass ich Probleme habe, rechts und links zu unterscheiden. Manchmal sage ich rechts, wenn ich links meine – und umgekehrt. Sicher bin ich, nebenbei bemerkt, nur, wenn ich den Daumen meiner rechten Hand sehe. Der ist aber manchmal verdeckt, wenn ich eine große Karte in der Hand halte.

Auch das optimale Kartenformat muss meiner Meinung nach noch erfunden werden. Einmal entfaltet, gelingt es mir nur selten, eine Karte wieder richtig zusammenzufalten. Viel genutzte Karten wie meine Harzwanderkarte lösen sich an den Faltstellen auf – natürlich mit Vorliebe dort, wo ich gerade etwas nachschauen möchte. Regen und der zugegebenerweise nicht immer pflegliche Transport in der Hosen- oder Seitentasche des Rucksacks beeinflussen die Les- und Nutzbarkeit von Wanderkarten zusätzlich.

Da liegt es natürlich nahe, auf Wanderapps zu vertrauen. Die sprechen mit mir und selbst wenn ich das Smartphone nicht in der Hand, sondern in der Tasche trage, sagt sie mir, wo ich hingehen muss, um mein Ziel zu erreichen: rechts, links, geradeaus. Oft sogar mit genauen Entfernungsangaben. In 300 Metern links abbiegen oder in fünf Metern geradeaus gehen. Entscheide ich mich aus Versehen für das andere rechts oder links, sagt mir die App, dass ich den rechten Weg verlassen habe und gefälligst umkehren soll. Dass ich für ein paar Euro in vielen Ländern Karten und fertige Routenvorschläge auf meinem Smartphone abrufen kann, ist ein weiterer Vorzug.

Eigentlich wäre die App also die ideale Begleiterin, doch wirklich beste Freundinnen werden wir wohl doch nie. Zum einen missfällt mir der leicht genervte Ton, in dem sie mich daran erinnert, dass ich mal wieder falsch abgebogen bin. Vor allem aber habe ich das Gefühl, dass ich mich nicht hundertprozentigauf sie verlassen kann. Manchmal lässt sie mich nämlich eine Zeit lang in die falsche Richtung gehen, ehe sie mich warnt: „Du hast die ursprüngliche Route verlassen. Wirf einen Blick in die Karte und kehre um.“ Und manchmal führt sie mich auf Wege, die gar keine (mehr) sind. Bei meiner letzten Harzwanderung zum Beispiel.

Eigentlich wollte ich, vom Elfenstein kommend, dem Wegweiser folgen und links in Richtung Bad Harzburg wandern. Doch weil die App quengelte, kehrte ich um und ging auf dem von ihr vorgeschlagenen oberen Herrenweg weiter. Ein Fehler, wie ich leider zu spät merkte. Nach etwa zwei Kilometern wurde der Weg schlechter, nach einem weiteren Kilometer war er durch frauhohe Gräser, Büsche und umgestürzte Bäume fast unpassierbar. Bei schlechterem Wetter wäre ich sicher umgekehrt, da es aber windstill war und die App versprach, dass ich nach 600 Metern auf einen anderen Weg einbiegen könnte, schlug ich mich durch das Gestrüpp – und erreichte etwas später als geplant und ein bisschen zerkratzt mein Ziel, das Café Winuwuk.

An anderen Tagen zeigt die App ausgewiesene, ausgeschilderte, auf der Karte verzeichnete und sehr gut begehbare Wege nicht an – und weigert sich auch beharrlich, meine Vorschläge anzunehmen. Auf Diskussionen lässt sie sich dann nicht ein – und ich auch nicht: Ich schalte sie dann ab und verlasse mich wie in Vor-App-Zeiten auf Wegweiser und Karte. Letztere nehme ich nämlich nach Möglichkeit mit – auch wenn Kartenlesen nicht zu meinen Stärken gehört.