Kluge Frauen – schöne Gärten

Geografie mangelhaft. Dass Bad Gandersheim so nah liegt und überdies mit öffentlichen Verkehrsmitteln so gut zu erreichen ist, wurde mir erst im vergangenen Jahr eher zufällig bewusst, als eine Streckensperrung mich auf einer Fahrt nach Bad Harzburg durch die am Harzrand gelegene Kurstadt führte. Merke: Umleitungen haben manchmal also durchaus auch etwas Gutes.

Seither steht Bad Gandersheim auf der Liste der Orte, die ich unbedingt besuchen wollte. Schließlich war die Stadt, genauer gesagt das Kloster Brunshausen, Wohn- und Wirkungsstätte von Hrotsvit von Gandersheim. Allen, die die Dame nicht kennen, sei’s gesagt: Hrotsvit oder auf Deutsch Roswitha lebte vor mehr als tausend Jahren, von etwa 935 bis 980. Sie war die erste deutsche Dichterin und eine der bedeutendsten des Mittelalters.

Kirche des Klosters Brunshausen

Das war wohl zumindest für einige Frauen doch nicht so finster, wie frau manchmal glaubt. Roswitha wurde in der Schule des Klosters in den sieben freien Künsten – Arithmetik, Geometrie, Astronomie, Musik, Grammatik, Dialektik und Rhetorik – unterrichtet. Und sie lernte natürlich Latein, die Sprache, in der sie auch ihre Bücher verfasste. Zwei historische Werke über das Leben Kaiser Ottos I. und die Gründungsgeschichte des Stiftes Gandersheim hat sie geschrieben, außerdem sechs Dramen und acht christliche Legenden, darunter auch die Theophilus-Legende, in der sie als Erste den Urstoff des Faust bearbeitete, der dann durch Goethe berühmt wurde.

Weil ich nicht nur Literatur (vor allem von Frauen), sondern auch Pflanzen und schöne Gärten mag, war die Landesgartenschau ein willkommener Anlass, endlich nach Bad Gandersheim zu fahren. Eine gute Entscheidung. Denn das Gartenschau-Gelände mit vier ganz unterschiedlichen Parkbereichen und ganz viel Wasser war so recht nach meinem Geschmack: Zwei Bäche – Gande und Eterna – durchfließen das Areal, außerdem gibt es zahlreiche Seen und Teiche und im sogenannten Roswitha-Park ein Sole-Naturbad, in dem die BesucherInnen der Gartenschau schwimmen, sich sonnen und entspannen können.

Das habe ich natürlich getan, außerdem habe ich in diesem Bereich der Gartenschau meinen Füßen auf dem Barfußpfad etwas Abwechslung, im Kneipp-Becken Abkühlung gegönnt und schließlich an einem Weinstand einen leckeren Weinbergspfirsichsecco probiert, der definitiv nach mehr schmeckte.

Die verschiedenen Geräte im Spiel- und Sportpark habe ich dagegen nicht getestet. Ich habe mich weder auf die Slacklines getraut noch habe ich den Boulderfelsen erklettert, sondern bin, meinem Alter entsprechend, brav auf den Wegen bzw. auf dem Rasen geblieben. Zu sehen gab es genug, sechs kleine Themengärten beispielsweise …

… oder – nicht nur in diesem, sondern in allen Bereichen des Parks – verschiedene Kunstobjekte. Zum Nachdenken hat mich die Demutsbank angeregt, bei der eine Lautsprecherstimme daran erinnerte, dass es vieles gibt, wofür man oder frau dankbar sein sollten. Ganz gewiss für einen sonnigen, geschenkten Tag in einer schönen Umgebung.

Mein Lieblingsbereich war definitiv der Landschaftspark: An den Osterbergseen, wo vor nicht allzu langer Zeit Bergungspanzer der Bundeswehr übten, ist – der Gartenschau sei Dank – eine Augenweide für Gartenfans und ein Paradies für Insekten und Schmetterlinge entstanden. Unzählige Stauden verwandeln die Ufer der beiden künstlichen Seen in ein Blütenmeer. Und auf kleinen schwimmenden Gärten fühlen sich Wasservögel und Reiher wohl.

Auch mir hat es an den Seen sehr gut gefallen: Ich habe am Seeufer immer wieder kurze Pausen eingelegt, um zu lesen, zu schreiben, zu frühstücken oder einfach nur aufs Wasser zu schauen und das Leben und den Tag zu genießen.

Natürlich bin ich auch an der Gande entlang zum Kloster Brunshausen spaziert, das als „Keimzelle“ von Bad Gandersheim gilt. Der Weg führt durch das Landschaftsschutzgebiet Auepark, den weitgehend naturbelassenen Bereich der Gartenschau. Von einem 150 Meter langen Holzsteg kann man jetzt bislang versteckte Teiche und Tümpel sehen und die dort lebenden Wasservögel beobachten.

Am nördlichen Ende – oder Anfang – des Aueparks liegt das Kloster auf einem kleinen Hügel. In der Klosterkirche habe ich mir die Ausstellung angesehen, die an Roswitha und andere starken Frauen erinnern, die vom Mittelalter bis in die Neuzeit hinein im Kloster lebten. Im Kirchenschiff sind außerdem kostbare Textilien ausgestellt – und auf der Empore können sich die BesucherInnen – passend zur Landesgartenschau – auf eine Zeitreise durch die Gartengeschichte begeben.

Dort liegt auch eine Auswahl der Bücher der Autorinnen aus, die mit dem Roswitha-Literaturpreis ausgezeichnet wurden. Die Stadt Gandersheim hat den Preis im Jahr 1973 gestiftet – im Gedenken an die berühmteste Tochter der Stadt. Preisträgerinnen waren viele Schriftstellerinnen, deren Bücher ich schätze: Marie-Luise Kaschnitz und Hilde Domin beispielsweise, Ilse Aichinger, Ulla Hahn, Ruth Klüger, Cornelia Funcke und Julia Franck. Außerdem wird die beliebteste Schauspielerin bei den Gandersheimer Domfestspielen alljährlich mit dem Roswitha-Ring  der Stadt Bad Gandersheim geehrt.

Die romanische Stiftskirche, davor die Tribünen der Freilichtbühne

Vielleicht werde ich mir im nächsten Jahr einmal eine Vorstellung ansehen, die auf der Freilichtbühne vor der romanischen Stiftskirche stattfindet. Dann habe ich sicher auch Gelegenheit, die Stadt zu besichtigen. Zu entdecken gibt es dort einiges: die Stiftskirche mit ihrer Doppelturmfassade natürlich, zahlreiche Renaissance- und Barockgebäude oder das Sommerschloss Brunshausen mit eindrucksvollen Wandmalereien und kostbaren Büchern. Und natürlich werde ich dann noch einmal an Gande, Eterna und den Osterbergseen entlangspazieren und den Blick aufs Wasser genießen.

Kunst in Burgwedel – Kunst in Bewegung

Noch einmal Kunst in Burgwedel, diesmal Kunst in Bewegung (KIB). Vielleicht zum letzten Mal. Denn die OrganisatorInnen Maria Hausknecht, Karlheinz Schridde und Elke Seitz haben angekündigt, dass sie nicht mehr weitermachen möchten – zumindest nicht mehr so wie bisher. Es fehlt an finanzieller, organisatorischer und tatkräftiger Unterstützung – und auch ein bisschen an jungen KünstlerInnen, die ihre Arbeiten ausstellen. Es wäre schade um die Veranstaltung, die es seit 2006 gibt.

Martin Vietmeyer, Christine Jehne und Britt Buvrin-Wolff haben Kunst in Bewegung initiiert, in den ersten Jahren organisiert – und damit offenbar den Geschmack (nicht nur) der BurgwedelerInnen getroffen. In Scharen pilgerten Kunstinteressiert und Neugierige zu den Ausstellungsorten nicht nur in Großburgwedel selbst, sondern auch in den Burgwedel-Dörfern. An manchen Wochenenden war wirklich, so schien es, halb Burgwedel und Umgebung in Bewegung – viele zu Fuß oder mit dem Rad.

Der besondere Charme lag in den ersten Jahren darin, dass die Burgwedeler KünstlerInnen ihre Ateliers öffneten und ihre Arbeiten dort zeigten, wo sie entstanden. Als immer mehr KünstlerInnen aus der näheren und weiteren Umgebung Kunst in Bewegung entdeckten und mitmachten, verlagerte sich der Schwerpunkt von privaten auf „öffentliche“ Räume wie Volkshochschule, Rathaus, Kirchenkreisamt, Bücherei oder Schulen. Aber auch Restaurants, Anwaltskanzleien, kleine Läden oder Versicherungsagenturen verwandelten sich für ein Wochenende in Galerien. In den vergangenen drei Coronajahren stellten die KünstlerInnen dann zentral und unter freiem Himmel aus – unter anderem im Rathauspark und im Amtspark. In diesem Jahr fand Kunst in Bewegung wieder drinnen statt. Mehr als 30 KünstlerInnen und KunsthandwerkerInnen zeigten ihre Malerei, Fotografie Schmuckstücke und andere Kunstobjekte. Orange Plakate, Fahnen und Fahrräder weisen den Weg zu den zehn Ausstellungsorten.

Einige Orte und KünstlerInnen sind schon seit Jahren dabei: Elke Seitz beispielsweise, eine der Organisatorinnen von Kunst in Bewegung. Ein Besuch in dem versteckten Garten des Atelier Seitz ist für mich ein Muss, besonders beeindrucken mich immer wieder die Objekte aus zerbrochenen Spiegeln. Und ein bisschen fühle ich mich in Elke Seitz Garten wie Alice auf dem Weg ins Wunderland.

Auch die beiden anderen Künstlerinnen, die ihre Bilder an diesem Kunstort zeigen, sind „alte Bekannte“, die schon lange bei Kunst in Bewegung mitmachen: Heidrun Schlieker bannt mit schneller Pinselführung meist norddeutsche Landschaften ausdrucksstark auf die Leinwand. Ihre Skizzenbücher, die ich ganz besonders mag, hat sie diesmal leider nicht dabei.

Bei Christine Küppers gefallen mir vor allem die Frauenbilder, ebenso bei Maria Hausknecht, die ihre meist abstrakten Bilder im Foyer des Amtshof zeigt. Apropos Frauen – sie sind klar in der Mehrzahl, bei MalerInnen und Motiven, aber auch bei den Besucherinnen. Kunst ist, so scheint es, vorwiegend Frauensache, auch wenn sich das in den Medien leider nicht immer widerspiegelt.

Der große Veranstaltungsraum im Amtshof bietet Ausstelllungsfläche für fünf KünstlerInnen und genügend Platz für großformatige Bilder in ganz verschiedenen Techniken, Materialien und Stilrichtungen. Die Bandbreite reicht von eher realistischen Landschaften bis zu abstrakten Darstellungen.

Gleich nebenan entdecke ich in den Räumen der VHS zwei Künstlerinnen, die ich bislang nicht kannte: Bei Annette Böwe trifft Farbe auf Struktur. Ihre auf Leinwand mit Acrylfarbe und Spachteltechnik gestalteten abstrakten Bilder erinnern mich ein wenig an Christine Jehne, eine der Initiatorinnen von Kunst in Bewegung. Sehr farbenfroh sind auch Maike Remanes Bilder, die sich „zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit bewegen“.

In der ältesten Straße Großburgwedels, der immer noch kopfsteingepflasterten Heinrich-Wöhler-Straße, zeigt im ehemaligen Sternerestaurant Ole Deele eine der jüngsten TeilnehmerInnen ihre Arbeiten. Mich fasziniert, wie Kerstin Bäßmann die Motive auf das Wesentliche reduziert und mit wenigen (Tusche)Strichen aufs Papier bannt. Das möchte ich auch können! Im Hof Schirmer trifft Digitales auf Analoges. Silke Jüngst verarbeitet unbeachtete Dinge zu hochwertigem Schmuck – und ritzt Texte im Binärcode auf Kupferplatten oder druckt sie auf Karten. Im Großformat ist binary II im Alten Park in den Ästen eines Baums zu bewundern.  

Zum Schluss meiner Kunsttour durch Burgwedel kehre ich noch einmal zu den Anfängen zurück – Sabine Mazur-Lunze und Katja Blume haben wie früher ihre Häuser und Ateliers für Kunstinteressierte geöffnet. Sabine Mazur-Lunze präsentiert Fotokarten und Fotoleinwände mit Naturmotiven im eigenen Wohnzimmer.

Und Katja Blume erlaubte sogar Einblicke in ihr Atelier smune, in dem ihre Zeichnungen, Handletterings, Druckarbeiten und Bücher übers Handlettering und Zeichnen entstehen. Es wäre wirklich schade, wenn Blicke hinter die Kulissen und in die Werkstätten in Burgwedel künftig gar nicht mehr möglich wären.

Immerhin: Ersatzlos gestrichen wird Kunst in Bewegung vielleicht doch nicht. Organisator Karlheinz Schridde plant laut HAZ vom 22. August (Ausgabe Burgwedel/Isernhagen/Burgdorf) für 2024 eine Veranstaltung „Kunst in Begegnung“, bei der es „vor allem um den Austausch von Kunstschaffenden und Publikum gehen“ soll . Ich bin gespannt.

Kunst am Baum

Der Alte Park an der Thönser Straße in Großburgwedel ist gerade mal einen halben Hektar groß – klein für einen Park, aber recht ansehnlich für eine Galerie. In die verwandelt sich der kleine Park seit 2008 für ein paar Wochen am Ende des Sommers mit der Freiluftausstellung Parkomanie. Mit seinen Ausstellungen möchte der Veranstalter, der Kunstverein Burgwedel-Isernhagen, „dazu beitragen, Hemmschwellen abzubauen, indem sich die Kunst in den öffentlichen und frei zugänglichen Raum, also zum Menschen hin, begibt“, heißt es in der Ausschreibung (https://www.kunstverein-bwi.de/ausstellungen-veranstaltungen-kunstfahrten-2023/). Die Parkomanie sei „ein gezielter Beitrag, Kunst ohne Zwang zu erleben und ihr eine größere Wahrnehmung in der Öffentlichkeit – und durch sie – zu ermöglichen“.

Rund um die Uhr können alle, die – absichtlich oder zufällig – im Park sind, die Werke anschauen. Sie hängen an oder stehen, passend zum Ausstellungsthema zwischenraum / space between, zwischen den alten Bäumen. Ich gehe gerne durch den Park – und manchmal nehme ich, bekennende Kunstbanausin, mir auch die Zeit, darüber nachzudenken oder auf den Begleittafeln nachzulesen, was die KünstlerInnen mir sagen wollen. Manches verstehe ich auch ohne Erklärung auf Anhieb, anderes erschließt sich mir erst auf den zweiten Blick oder gar nicht.

Wie achtlos weggeworfene Mülltüten sieht die Upcycling-Skulptur „Aufgeblasen“, aus. Die Berlinerin Pia Höhfeld will damit zum Nachdenken und zur Diskussion über Plastik- und anderen Müll anregen. „Der Müll, den wir weggeworfen haben, nimmt in meiner Kunst wieder Raum ein und konfrontiert uns mit unserem eigenen Konsumverhalten“, schreibt sie in ihrem Statement.

Wie ein Spinnennetz spannt sich der rote Faden von W. van Ravenhorst zwischen den Ästen eines Baumes, schafft Verbindungen, die aber nicht immer von Dauer sind. Schon in der ersten Woche hat sich das Netz sichtbar verändert.

Die Nachricht auf den hoch im Baum hängenden Tüchern kann ich nicht entschlüsseln. Denn sie besteht aus lauter Nullen und Einsen. „Es ist ein Songtext“, verrät Silke Jüngst, aber welcher es ist, bleibt ihr Geheimnis. „Digitale Nachricht auf analogem Material. Ungreifbare Datensätze auf haptischem Untergrund. Schwarz auf Weiß, Null und Eins. Der Text in Binärcode, obwohl direkt vor unseren Augen, bleibt verborgen und ist nur für Eingeweihte lesbar. Die analoge Welt hält mit der digitalen nicht mehr mit. Dazwischen Leerraum, Freiraum, Mut zur Lücke? Raum für neues Denken?“, schreibt die Künstlerin in ihrem Statement zu binary II. Der Gedanke fasziniert mich ebenso wie die Frage, ob Hanno Küblers Skulptur „Ohne Titel (großes Nest) ein künstliches Objekt oder ein wirkliches Nest ist. Dass „das Vogelnest zur Zeit wissenschaftlich untersucht (wird), um zu klären, um welche Vogelart es sich handelt und ob sie aufgrund des Klimawandels hier ansässig wird“, glaube ich allerdings nicht. Aber wer weiß es schon?

Meine Lieblingsskulptur steht direkt am Eingang des Alten Parks. Was „Into the Spaceless“ des Wilhelmshavener Künstlers Weibach2 mir sagen will, bleibt mir trotz der Erläuterungen unverständlich – aber ich muss ja nicht alles verstehen. Die Skulptur, die von allen Seiten anders aussieht, gefällt mir einfach. Und das genügt mir als bekennende Kunstbanausin.

Mehr Informationen

kunstverein burgwedel-isernhagen artclub e.v.

https://www.kunstverein-bwi.de/

Wandern in den Weinbergen

Seit ich öfter wandere, weil ich wegen meines kaputten Knies nicht mehr laufen kann, steht der Klettersteig am Calmont zwischen Ediger-Eller und Bremm auf meiner Bucket List – zu deutsch: Löffelliste: also auf der Liste der Dinge, die ich tun möchte, bevor ich den Löffel abgebe.

Die Tourdaten klingen nicht besonders beeindruckend. Gerade mal 380 Meter ist der Calmont hoch, der Gipfel liegt nur 293 Meter über der Mosel. Insgesamt geht es auf dem 6,6 Kilometer langen Rundweg 469 Meter bergauf – und natürlich ebenso viele bergab. Trotzdem war es eine der anspruchvollsten Wanderungen, die ich bislang gemacht habe. Denn die Weinlagen Bremmer Calmont und Ellerer Calmont, durch die der Klettersteig führt, zählen laut Wikipedia mit Hangneigungen von stellenweise bis zu 68 Grad zu den steilsten der Welt (https://de.wikipedia.org/wiki/CalmontCalmont).

Weil Weinbau in Steillagen wirklich aufwendig und anstrengend ist und sich nur lohnt, wenn die dort wachsenden Weine angemessen bezahlt werden, lagen Ende des letzten Jahrtausends viele Weinberge am Calmont brach. Erst in den 2000er-Jahren haben die WinzerInnen den Calmont wiederentdeckt; inzwischen wachsen in den beiden Steillagen fast überall wieder Reben. Trotzdem sind mir unterwegs weit mehr TouristInnen (mindestens drei Dutzend) begegnet, die durch die Weinberge wanderten, als WinzerInnen, die dort arbeiteten (drei).

Die steilsten Weinberge der Welt

Der Calmont-Klettersteig zählt nämlich zu den schönsten Wanderwegen an der Mosel. Angelegt wurde er vor mehr als 20 Jahren vom Deutschem Alpenverein und Freiwilligen aus den umliegenden Dörfern, aus Bremm, Ediger-Eller und Neef. Sie haben die Wege erneuert und schwierige Passagen mit Stahlseilen, Leitern, Trittbügeln und Trittstiften entschärft, sodass jetzt auch Menschen mit wenig Klettererfahrung wie ich auf dem schmalen, aber gut gesicherten Weg die tollen Aussichten genießen können.

Imposante Ausblicke gibt es unterwegs zuhauf – auf die Mosel, auf die Weinberge, auf die Orte im Tal und auf die Ruine des Klosters Stuben, ein im 12. Jahrhundert gegründetes „Augustinerinnenkloster für Jungfrauen und Witwen adligen Standes“. Damals stand das Kloster auf einer Insel; die Schwestern hießen „sorores de insula beati Nicolai in Stuppa“, also Schwestern auf der Sankt-Nikolaus-Insel in Stuben, weil die Klosterkirche dem Heiligen Nikolaus geweiht war. Der Name des Klosters kommt von den Stupa bzw. Stuba, den ‚heizbaren Stuben‘ oder ‚kleinen Häusern‘, in denen die Schwestern wohnten (http://www.calmont-region.de/index.php/kultur-geschichte-klosterstuben).

Apropos Namen. Der Name Calmont kann laut Wikipedia entweder vom lateinischen calidus „warm“ und mons „Berg“ oder vom keltischen kal „hart“ abgeleitet werden. Ob warmer Berg oder Felsenberg – der Calmont macht beiden Namen alle Ehre. Der Weg war steinig und schweißtreibend, Letzteres weil er nicht nur kontinuierlich bergauf, sondern auch über einen Südhang führt, wo die Sonne mittags brennt, wenn sie denn scheint. Das tat sie an diesem Nachmittag glücklicherweise, weil der Boden nach dem Regen am Morgen schnell abtrocknete. Wenn es regnet und/oder der Weg nass ist, kann es rutschig werden. Dann hätte ich meine Wanderung sicher verschoben.  

Der Klettersteig endet in Bremm; kurz vorher bin ich in Richtung Gipfelkreuz abgebogen. Das zwölf Meter hohe Kreuz steht aber nicht auf dem Calmont-Gipfel, sondern acht Meter tiefer, auf nur 372,5 Meter Höhe, und 665 Meter davon entfernt. Doch das habe ich erst nachträglich gelesen.

Vom sogenannten Gipfelkreuz führt der Höhenweg zurück nach Ediger-Eller, vorbei an einem römischen Bergheiligtum aus dem 2. bis 4. Jahrhundert, das seit 2005 ausgegraben und rekonstruiert wurde, und am Vier-Seen-Blick. Der Rückweg durch den Wald war weitgehend flach – doch am Ende bewahrheitete sich, dass man bei einem Rundweg genauso viele Meter bergab wie bergauf gehen muss – und umgekehrt. Als an einer Weggabelung zwei Wege zur Wahl standen – ein etwa fünf Kilometer langer durch das Tal des Ellerbachs und der weitaus kürzere, aber steile Moselsteig – habe mich für den Moselsteig entschieden. So konnte ich auf dem letzten Kilometer bis zum Bahnhof von Eller noch einmal schöne Ausblicke auf die Mosel genießen, auch wenn mein rechtes Knie heftig protestierte.

Die Fahrt nach Ediger-Eller lohnt übrigens nicht nur wegen des Klettersteigs am Calmont. Ediger und Eller sind wirklich hübsche Dörfer mit kopfsteingepflasterten Gassen, künstlerisch bedeutenden, leider veschlossenen Kirchen, ehemaligen Kloster- und Adelshöfen und vielen denkmalgeschützten Fachwerkhäusern, die teilweise schon im 16. Jahrhundert gebaut wurden.

Und mitten im historischen Ortskern von Eller habe ich in einem Gasthaus, das gerade renoviert wird, einen Co-Working-Space entdeckt. Neues Arbeiten in altem Gemäuer. Stehen geblieben ist die Zeit dort nicht. Im Jahre 2010 wurde Ediger-Eller beim Dorferneuerungswettbewerb als einer der zukunftsfähigsten Orte Deutschlands ausgezeichnet.

Co-Working-Space: Neues Arbeiten im alten Gemäuer im historischen Ortskern von Ediger-Eller

Monatsrückblick Juli 2023

Schon lange denke ich darüber nach, regelmäßig am Ende eines Monats bzw. am Anfang des nächsten einen Monatsrückblick zu schreiben. Jetzt ist eine gute Gelegenheit, damit anzufangen. Los geht’s also.

Der Juli begann mit einer guten Nachricht. Ein „zystenartiges Gebilde“ in meiner Bauchspeicheldrüse hat sich bei näherer Betrachtung mittels Endosonografie als harmlose Zyste erwiesen. Darüber, dass es kein Tumor ist, bin ich natürlich sehr erleichtert. Denn mit ihrer Bauchspeicheldrüse legt frau sich besser nicht an, wie meine Freundin Sabine feststellt.

Eins ist mir in den Wochen, in denen ich auf die Untersuchungen wartete, bewusst geworden: Die Zeit, die mir bleibt, ist sehr endlich. Dass ich so gesund und noch so fit bin, ist ein Geschenk – andere haben weit weniger Glück. Und wer weiß, wie lange das Glück anhält. Meine Eltern sind zwar beide recht alt geworden – mein Vater 86, meine Mutter 95 Jahre -, aber das ist keine Garantie für ein langes Leben.

Auch diese Erfahrung hat mich in meiner Entscheidung bestärkt, keine neuen (Schreib)Aufträge mehr anzunehmen. Ich möchte ab jetzt mehr das tun, was ich möchte, nicht das, was andere von mir wollen. Nein zu sagen, fällt mir nicht leicht, aber ich mache Fortschritte und folge immer häufiger dem Rat meiner Tochter: „Do more of what makes you happy.“ So habe ich gestern (ok, das war schon im August) ganz heroisch einen neuen Auftrag abgelehnt.

Eine Woche nach meinem Kurzaufenthalt im Krankenhaus war ich zum ersten Mal in meinem Leben in den Alpen. Über das Schreibwanderwochenende mit Dorothee Köhler und Cilli Bauer in Bad Hindelang habe ich ja schon in diesem Blog geschrieben (https://timetoflyblog.com/das-schreiben-ist-der-wanderin-lust). Die Landschaft hat mich wirklich beeindruckt und die Wanderungen, die wir unternommen haben, lechzen nach mehr. Ich werde sicher wieder in die Alpen fahren, wenn nicht in diesem, dann im nächsten Jahr.

Eins ist klar: Wenn ich die Alpenüberquerung zu Fuß schaffen will, muss ich vorher üben, sprich, regelmäßig wandern. Mit meiner Kollegin Foe habe ich die erste Etappe des Harzer Klosterwanderwegs zurückgelegt, der vom ehemaligen Kloster Neuwerk in Goslar bis zur Klosterkirche St. Marien auf dem Münzenberg in Quedlinburg führt. Die drei ehemaligen Klöster auf der Strecke von Goslar nach Vienenburg – Neuwerk, Grauhof und Wöltingerode – waren sehenswert, auch wenn sie längst keine Klöster mehr sind. Vor allem die Klostergärten haben mir gefallen.

Ob wir den Klosterweg weiter wandern werden, weiß ich nicht. Denn er führte oft über Wirtschaftswege, die Strecke war flach – es gab im wahrsten Sinne des Wortes wenige Höhepunkte. Und auch die nächsten Etappen führen nicht durch den Harz, sondern meist an seinem Rand entlang. Wahrscheinlich werde ich doch eher zuerst auf dem Hexenstieg den Harz von West nach Ost – von Osterode nach Thale – durchqueren.

Bei einem weiteren Kurztripp habe ich noch ein Kloster, Kloster Wienhausen, besucht. Diesmal war ich nicht mit Öffis, sondern mit dem Wohnmobil unterwegs. Und zum ersten Mal bin ich selbst gefahren. Ich fahre nicht gerne Auto, mein Mann ist nicht gerne Beifahrer. Und so hat sich die Rollenverteilung wie von selbst ergeben. Aber das ist natürlich keine Dauerlösung, vor allem auf längeren Strecken macht ein Fahrerwechsel Sinn. Die Fahrt zum Campingplatz Allerstrand war zwar nur kurz, aber ziemlich kurvig und anspruchsvoll. Und wir, mein Mann, unser Auto und ich, haben die Fahrt heil überstanden.

Der Campingplatz Allerstrand ist klein, ruhig und liegt, wie der Name schon sagt, direkt an der Aller. Wir haben zwei wirklich erholsame Tage verbracht, haben viel gelesen und sind natürlich gepaddelt. Es macht riesigen Spaß, mit Paula blue über das Wasser zu gleiten und die Landschaft aus einer anderen Perspektive zu erleben. Paula blue verdankt ihren Namen übrigens Paula Modersohn-Becker und der Tatsache, dass wir vor gut einem Jahr – im Mai 2022 – auf der Hamme bei Worpswede unsere erste Fahrt gemacht haben (https://timetoflyblog.com/camping-kajak-und-kunst).

Mit den Rädern sind wir nach Wienhausen gefahren: Das Kloster habe ich diesmal nicht besichtigt, das werde ich beim nächsten Mal wieder tun. Denn unser erster Aufenthalt am Allerstrand wird nicht der letzte sein.

Kloster Wienhausen

Geschwommen bin ich übrigens auch – und weil es mir viel Spaß gemacht hat, habe ich mir, wieder zurück in Burgwedel, eine Zehnerkarte fürs Schwimmbad gekauft. Ich war inzwischen sogar schon zweimal dort, obwohl ich eigentlich lieber in Seen, Flüssen oder im Meer schwimme. Wenn wir demnächst an die Mosel fahren, habe ich dazu ja wieder Gelegenheit.

Apropos Mosel: Meine Eltern, die die meiste Zeit ihres Lebens dort gelebt haben, sind beide im Juli gestorben: mein Vater am 3. Juli 2010, meine Mutter vor vier Jahren, am 31. Juli. Seither steht ihre Orchidee auf meiner Fensterbank – neben dem  Bärenpärchen, das meine Tochter meinen Eltern zur Goldenen Hochzeit geschenkt hatte.

Blick zurück nach vorn

Letzte Woche habe ich die beiden letzten Artikel für eine Zeitschrift abgegeben, die ich einige Jahre als verantwortliche Redakteurin betreut habe, heute dann die gestalteten Seiten korrigiert. Jetzt ist dieses Kapitel abgeschlossen. Ich habe vier Jahrzehnte lang mit Schreiben meinen Lebensunterhalt verdient. Jetzt nehme ich keine Schreibaufträge mehr an, sondern schreibe „nur noch“, was mir gefällt. Blogbeiträge wie diesen zum Beispiel.

Ist es Zufall oder ein Zeichen, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist, aufzuhören? Vor genau 40 Jahren, im August 1983, habe ich ein Praktikum im Verlag Heinen, einem kleinen Verlag an der Mosel, begonnen. Das war zwar unbezahlt, aber ich war trotzdem überglücklich. Denn ich wollte auf keinen Fall Lehrerin werden – und Jobs in Verlagen damals waren rar und heiß begehrt. Ohne Praktika oder Kontakte hatte frau keine Chance, den Einstieg ins Verlagswesen oder bei einer Zeitung zu schaffen.

Auch mir hat damals ein Bekannter geholfen: Wir hatten ein paar Jahre zusammen in einer Leichtathletikgruppe trainiert und uns dann während meines Studiums aus den Augen verloren. Bei einem Weinfest trafen wir uns wieder und kamen ins Gespräch: Er erzählte mir, dass er Geschäftsführer eines Verlags sei, ich ihm, dass ich eine Stelle in einem Verlag suchte. So hat alles angefangen.

Ich bin dann wieder zurück in meinen Heimatort gezogen, denn aus dem Praktikum wurde nach drei Monaten ein bezahltes Volontariat. Gelernt habe ich in dem Verlag viel, vor allem „by doing“. Ich war von Anfang an für eine Buchreihe zuständig und habe nicht nur Texte lektoriert, sondern auch viele selbst geschrieben und für die Bücher fotografiert. Drei Jahre lang habe ich an der Mosel gearbeitet und gelebt – wahrscheinlich in dieser Reihenfolge wie so oft, vielleicht allzuoft, in meinem Leben. Dann bin ich der Liebe wegen in den Norden gezogen und habe beruflich neu angefangen.

Meine Erfahrung im Verlag hat mir nach dem Umzug Türen geöffnet. Die vier Bücher, an denen ich als Autorin und Fotografin mitgearbeitet hatte, haben bei Bewerbungen beeindruckt. Trotzdem war die Chance, eine feste Stelle zu finden, als Mutter eines kleinen Kinden gleich null: Krippenplätze gab es damals in meinem neuen Wohnort noch nicht, den ersten Kindergartenplatz bekam meine Tochter mit dreieinhalb Jahren in der Nachmittagsgruppe: Betreuungszeit von 14 bis 17 Uhr. Aber wenn ich wirklich einmal erst um 17 Uhr kam, um Nele abzuholen, erntete ich böse Blicke. Ich hatte als einzige Mutter in meinem Bekanntenkreis meinen Beruf nicht aufgegeben und galt als Rabenmutter, weil ich lieber arbeitete, statt mich um mein Kind zu kümmern. Und ich überließ seine Betreuung „Fremden“, wenn ich Termine hatte oder am Schreibtisch saß – gelegentlich meinen Eltern oder meiner Nachbarin, deren Tochter mit meiner befreundet war, meist aber meinem Mann, also Neles Vater.

Natürlich hatte ich ein schlechtes Gewissen. Dass es eigentlich ein Kompliment, eine Rabenmutter zu sein, wurde mir erst später bewusst. Raben sind nämlich nicht nur sehr intelligent, sondern auch ausgesprochen gute Eltern: Sie kümmern sich sehr lange und intensiv um ihren Nachwuchs; bis zu vier Jahre bleiben die kleinen Raben im Nest und lernen von ihren Eltern in dieser Zeit auch komplexe Dinge (https://www.ardalpha.de/wissen/natur/tiere/intelligenz-kraehen-raben-rabenvoegel-voegel-100.html). Außerdem betreuen Rabenväter und -mütter die Kleinen oft gemeinsam, sind also ein Vorbild in Sachen partnerschaftliche Arbeitsteilung und in der Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Solche Vorbilder braucht es in der Menschenwelt noch immer, auch wenn sich bei der Kinderbetreuung und in der Einstellung zur Erwerbstätigkeit von Müttern in Deutschland vieles geändert hat. Seit zehn Jahren haben Kinder ab dem ersten Geburtstag das Recht auf einen Betreuungsplatz, aber nicht alle bekommen einen. Nach einer Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (https://www.bib.bund.de/Publikation/2022/pdf/15-Jahre-Elterngeld-Erfolge-aber-noch-Handlungsbedarf.pdf?__blob=publicationFile&v=2) arbeiten inzwischen mehr als die Hälfte (56 Prozent) der Mütter mit Kindern unter drei Jahren. Viele Väter nehmen Elternzeit, die meisten der Studie zufolge allerdings nur zwei Monate – und fast immer zusammen mit ihren Partnerinnen. Dass Väter ein ganzes Jahr aus dem Beruf aussteigen und sich hauptberuflich um Haushalt und Kinder kümmern, ist immer noch die Ausnahme. Der Fortschritt ist halt (manchmal) eine Schnecke. Und womöglich dauert es noch einmal vierzig Jahre, bis sich Väter und Mütter die Familien- und Erwerbsarbeit wirklich partnerschaftlich teilen.

Aber vielleicht gelingt der Wandel ja auch schneller. Denn die Arbeitsbedingungen haben sich in vielen Berufen – auch in meinem – rasant geändert. Zwar schrieben wir unsere Texte schon in den 1980-Jahren am Computer, doch sie wurden im Vor-Internet-Zeitalter noch auf Disketten gespeichert und in die Lithoanstalt gebracht oder geschickt. Die dort gefertigten Schwarz-Weiß-Filme montierte mein Kollege, gelernter Schriftsetzer, von Hand mit den Vierfarb-Lithos der Fotos zu (druck)fertigen Seiten. Bei nachträglichen Korrekturen mussten neue Filme gezogen und in die Seiten einmontiert werden – ein ziemlich arbeits- und kostenaufwendiger Prozess. Fotos nachträglich auszutauschen, war für uns völlig tabu. Ein Vierfarb-Litho von einem etwa 10 x 15 cm großen Foto kostete damals rund 400 DM – viel Geld für einen kleinen Verlag mit einem begrenzten Budget.

Längst gebe ich meine Texte selbst in das Layoutprogramm ein und korrigiere die gestalteten Seiten – von meinem Computer zu Hause oder wo immer ich gerade bin. Und auch Fotos können heute ohne großen Aufwand getauscht, vergrößert oder verschoben werden. In manchen Verlagen gestalten die RedakteurInnen die Seiten, Zeitschriften oder ganze Bücher selbst und übernehmen „nebenbei“ viele organisatorische und administrative Aufgaben. Zum Schreiben und zum Redigieren bleibt ihnen oft nur noch wenig Zeit, zu wenig, wie manche bedauern. Und vielleicht übernehmen das Texten in Zukunft künstliche Intelligenzen.

Ich bin gespannt, wo die Reise hingeht, aber ich bin froh, dass ich es ab jetzt von außen beobachten kann. Ich habe die Entscheidung gegen die Schule, für den Journalismus nie bereut. Ich wäre keine gute Lehrerin geworden, aber ich war eine recht gute Journalistin – und ich war es gerne. Recherchieren und schreiben haben mir immer Spaß gemacht – es war für mich mehr als ein Job und ich werde es weiter tun. Aber vier Jahrzehnte „Lohnschreiberei“ sind genug – ich freue mich, dass ich künftig schreiben kann, was und für wen es mir gefällt. Zum Beispiel für die LeserInnen meines Blogs.

Das Schreiben ist der Wanderin Lust

„Schreibst du mal wieder einen Blog“, fragte mein Mann am Sonntag. Und als kurz danach Dorothees Mail mit dem Link zu den gesammelten Fotos unserer Wandergruppe und zu ihrem Blogbeitrag (https://wandernundschreiben.de/rueckblick-zeit-fuers-ich-schreibwanderungen-im-allgaeu/) in meinem E-Mail-Postfach landete, war klar, dass ich – endlich – selbst über das Schreibwanderwochenende in Bad Hindelang schreiben musste.

Ich bin noch nie im Hochgebirge gewandert, möchte aber irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft die Alpen zu Fuß überqueren. Das von Schreibtrainerin Dorothee Köhler und Wanderführerin Cilli Bauer angebotene Schreibwanderwochenende war daher eine gute Gelegenheit, meine Alpentauglichkeit zu testen. Die Anforderungen – drei bis vier Stunden Gehzeit und bis zu 500 Höhenmeter im Aufstieg pro Tag mit (Schreib)Pausen zwischendurch – schienen machbar und waren es auch.

Die Kombination von Schreiben und Wandern (https://timetoflyblog.com/wandern-und-schreiben) hat mich natürlich ebenfalls gereizt. Während ich erst regelmäßig wandere und walke, seit ich wegen meiner Knie – genau genommen wegen des rechten – nicht mehr laufen kann, schreibe ich seit einem halben Jahrhundert. Und wenn ich wandere oder auch nur spazieren gehe, habe ich mein Notizheft, mein Tage- und mein Skizzenbuch immer dabei.

Immer dabei: ein Notiz- und Schreibheft

In den Alpen war ich bislang noch nie; ich bin nur auf dem Weg nach Italien mit dem Auto durch das Gebirge gefahren. Die Tage in Bad Hindelang waren für mich also eine Premiere – und zwar eine gelungene. Meine erste Wanderung in den Alpen wird, das habe ich mir fest vorgenommen, nicht die letzte sein.

Mit 300 Kilometern gut ausgeschilderten Wanderwegen ist Bad Hindelang, im Naturschutzgebiet Allgäuer Hochalpen gelegen, ein sehr guter Ausgangspunkt für Wanderungen. Und die Ausblicke sowohl von der Terrasse unserer Unterkunft, der Jugendbildungsstätte des Deutschen Alpenvereins im Hindelanger Ortsteil Bad Oberndorf, als auch bei unseren Wanderungen haben mich wirklich beeindruckt. Ich hätte stundenlang schauen können.

Auseinanderhalten konnte ich die vielen Gipfel jedoch nicht, obwohl sich Cilli Bauer redlich bemühte, uns die Umgebung zu erklären. Sie war für Technik- und Ausrüstungstipps zuständig, Dorothee Köhler für die Schreibimpulse während und nach den Wanderungen. Die Touren, die beide gemeinsam ausgesucht haben, waren landschaftlich toll – und trotzdem selbst für eine kniegeschädigte Flachländerin wie mich gut zu bewältigen. Wir sind am ersten Tag zum Schleierfall und zum Wildfräuleinstein gewandert, am zweiten dann durch den Hirschbachtobel auf den 1.479 Meter hohen Hirschberg gestiegen.

Wo die wilden Frauen wohnen: der Wildfräuleinstein

Noch höher hinaus – aufs 1.655 Meter hohe Imberger Horn – ging es am Sonntag, dem leider letzten Wandertag. Die meisten der insgesamt 800 Höhenmeter haben wir allerdings nicht zu Fuß zurückgelegt, sondern mit Hornbahn, einer Gondelbahn, die in Bad Oberndorf beginnt und auf 1.314 Meter endet.

Ich war in unserer Gruppe nicht nur die älteste Teilnehmerin, sondern auch die einzige ohne Wandererfahrung im Hochgebirge. Doch meine Kondition ist dank jahrelangem Ausdauertraining, durchschnittlich (fast) 10.000 Schritten täglich und gelegentlichen Wanderungen mit meiner Tochter noch recht gut. Beim Bergauf-Gehen hatte ich selbst in steilen Passagen gar keine Probleme; ich bin, wie mein früherer Schwager behauptete, (immer noch) klein, wetterfest und geländegängig. Temperaturen über 25 Grad machen mir, anders als vielen anderen, nichts aus. Und gegen schmerzende Knie beim Bergab-Gehen halfen meine Wanderstöcke und Cillis Techniktipps.

Und so bin ich, was die Alpenüberquerung angeht, recht optimistisch. Mit ein bisschen Training kann ich es sicher schaffen. Weil aber weder mein Mut noch mein Orientierungsvermögen und meine Erfahrung ausreichen, um eine so lange und wohl auch schwierige Strecke alleine zu bewältigen, kommt für mich eigentlich nur eine geführte Wanderung in Frage.

Aber ich bin, auch das ist ein Fazit des Schreibwanderwochenendes, nur bedingt wandergruppentauglich. Dass unsere Gruppe in Hindelang – acht Frauen und ein Mann – in der kurzen Zeit zusammengewachsen ist und so gut harmonierte, lag sicher auch daran, dass wir alle nicht nur wandern, sondern auch schreiben wollten. Die gemeinsamen Interessen verbinden. Doch so viel Rücksicht aufeinander gibt es vielleicht nicht in jeder Gruppe.

Aber die Begleitung muss stimmen. Denn es ist es für mich gerade bei längeren Wanderungen wichtig, mein eigenes Tempo zu finden: Bergauf gehe ich gerne schneller, bergab darf oder muss es dann auch wegen meiner Knie etwas langsamer sein. Irgendwo zu warten, macht mir nichts aus, im Gegenteil: Ich nutze solche Pausen gerne, um zu schreiben, zu zeichnen, zu lesen oder einfach nur nachzudenken. Schwieriger ist es für mich, wenn ich das Gefühl habe, dass alle anderen auf mich warten müssen. Deshalb suche ich jetzt nicht nur nach einer schönen, nicht allzu überlaufenen Route, sondern auch nach einer passenden (Klein)Gruppe resp. Mitwanderinnen.

Aber manchmal geschehen ja bekanntlich hilfreiche Dinge wie von selbst, wenn wir uns ein Ziel setzen, einen Traum oder ein Projekt verwirklichen wollen. Und vielleicht landet ja demnächst wieder – wie schon im Februar – eine Einladung zu einer Wanderung in meinem elektronischen Postfach. Diesmal für eine längere.

2023 einhalb

5. Juli, die zweite Jahreshälfte hat vor ein paar Tagen begonnen, Zeit also, darüber nachzudenken und darüber zu schreiben, was – frei nach Reinhard Mey – „aus all dem geworden (ist), was ich mir am Neujahrsmorgen, ganz fest vorgenommen hab?“

Meine guten Vorsätze für das Jahr 2023 waren, das stelle ich beim Blättern in alten Tagebüchern und beim Scrollen durch alte Blogbeiträge fest, fast die gleichen wie in den vergangenen Jahren. Und wie in den Jahren davor habe ich auch in diesem vieles, was ich mir vorgenommen habe, nicht durchgehalten. „Die zweite Yogaeinheit am Abend beispielsweise oder das tägliche Meditieren sind ebenso hehre Ziele geblieben wie die tägliche Skizze“  – den Satz brauchte ich nicht neu zu formulieren, sondern konnte ihn unverändert aus der Halbjahresbilanz 2021 in diesen Text kopieren (https://timetoflyblog.com/2021-einhalb). Ich trinke immer noch (viel) zu wenig und auch was die tägliche Bewegung angeht, bleibe ich – allerdings nur knapp – hinter meinen Vorsätzen zurück. Durchschnittlich 9.898 Schritte bin ich seit Anfang des Jahres jeden Tag gegangen. Die angestrebten 10.000 Schritte täglich sind also immerhin in Reichweite.

Gelesen habe ich in diesem Jahr nach meiner wahrscheinlich nicht vollständigen Liste 33 Bücher, das sind mehr, als ich mir vorgenommen habe (ein Buch je Woche). Und ich bin erfreulicherweise mehr gereist als in den vergangenen Jahren. Wir waren mit dem Wohnmobil drei Wochen in Italien und ein paar Tage auf Fehmarn.

Dank des 49-Euro-Tickets kann ich es mir leisten, zwischendurch einfach mal mit der Bahn irgendwohin zu fahren– beispielsweise zu meiner Tochter in den Harz, zu den Enkelkindern nach Hamburg, zum Stadtbummel nach Lüneburg oder zu einem Vortrag nach Würzburg. Die Reise nach Franken war irgendwo auch eine Reise in die Vergangenheit: Als ich in den 1980er-Jahren mein Volontariat in einem kleinen Buchverlag machte, war der Bildband über Franken das erste Projekt, für das ich verantwortlich war, für das ich viele Texte geschrieben und auch Fotos gemacht habe – analog natürlich. Damals war ich oft im Juliusspital, in dem der Vortrag stattfand, allerdings nicht im Krankenhaus, sondern im Weingut, das zum Krankenhaus gehört. Oder umgekehrt.

Bei meinen Besuchen in Würzburg habe ich auch den Leiter des Weinguts des Bürgerspitals kennengelernt, das wie das Juliusspital zu den großen Weingütern der Stadt und in Franken gehört. Rudolf Frieß schenkte mir dann zwei Jahre später zwei Bocksbeutel mit Frankenwein: einen zur Geburt meiner Tochter, den anderen zu unserer Hochzeit – ja, in dieser Reihenfolge. Die beiden Flaschen mit meiner fränkischen Lieblingssorte Rieslaner liegen noch im Keller. Vielleicht öffne ich eine, wenn ich demnächst meine beiden letzten beiden Auftragsartikel abgegeben habe und nach fast 40 Jahren aufhöre, als Journalistin zu arbeiten. So schließt sich der Kreis.

In der ersten Jahreshälfte habe ich noch mehr Schreibaufträge angenommen als geplant. Das wird sich ändern. Künftig will ich nur noch für mich schreiben, das habe ich mir fest vorgenommen: Blogbeiträge, Essays und vielleicht auch wieder ein Buch. Vielleicht schaffe ich es ja dann auch, regelmäßig am Ende des Monats Bilanz zu ziehen wie Anke auf ihrem Blog https://www.goingandflowing.de/ oder – Fernziel – wie stancerbn allwöchentlich auf die vergangene Woche zurückzublicken https://alltaeglichesundausgedachtes.com/. Und vielleicht erreiche ich dann ja zumindest in der zweiten Jahreshälfte mein Ziel: zwei Blogartikel vor Woche. Im ersten Halbjahr war es gerade mal ein Post je Woche. Immerhin.

Mehr schreiben, lesen, zeichnen, wandern, reisen – und endlich FreundInnen wiedersehen, die ich schon ewig nicht mehr gesehen, steht auf der Wunschliste, die ich letzte Woche geschrieben habe. Morgen Abend fahre ich zu einem Schreib- und Wanderwochenende in die Alpen und bessere dabei hoffentlich auch meine Schrittebilanz auf. Mein kleines Skizzenbuch nehme ich natürlich auch mit. Ein guter Start also in eine – frei nach Reinhard Mey –

„gute zweite Halbzeit
Und ein gutes altes Jahr
Werde, was Ihr Euch wünscht Wirklichkeit
Bis zum 1. Januar!“
https://www.songtexte.com/songtext/reinhard-mey/71-12-4bda0706.html

In Memoriam: Orlando Orlandi Posti

In meinem Blogbeitrag über die Stadt der Tagebücher im Mai habe ich über die Briefe eines jungen Mannes geschrieben, die mich sehr beeindruckt und an Anne Franks Tagebuch erinnert haben (https://timetoflyblog.com/die-stadt-der-tagebuecher). Seinen Namen hatte ich mir leider nicht gemerkt – es waren wohl einfach zu viele Informationen und Eindrücke an diesem Vormittag. Inzwischen habe ich ihn von Silvia Gennaioli von der Fondazione Archivio Diaristico Nazionale in Pieve Santo Stefano, die mich Anfang Mai durch das Tagebuchmuseum führte, erfahren.

Orlando Orlandi Posti war Student, Mitbegründer der Italienischen Revolutionären Studentenvereinigung (ARSI) und eine der Geiseln, die im Zweiten Weltkrieg von deutschen Soldaten beim Massaker in den Ardeatinischen Höhlen ermordet wurden. Der 17-Jährige wurde Anfang Februar 1944 von der SS verhaftet, als er seine Freunde vor einer geplanten Razzia der deutschen Besatzer im Bezirk Monte Sacro warnen wollte. Während seiner fast zwei monatigen Gefangenschaft in der Via Tasso gelang es ihm, Briefe an seine Mutter zu schreiben und aus dem Gefängnis zu schmuggeln.

Über das Massaker in den Ardeatinischen Höhlen (Fosse Ardeatine) wissen die meisten Menschen in Deutschland wenig oder gar nichts. Ich gebe zu: Auch ich musste zuerst recherchieren, was dort geschehen war, bevor ich diesen Beitrag schreiben konnte. Dabei habe ich mich immer für Geschichte interessiert und das Fach – allerdings vor sehr langer Zeit – studiert.

Am 24. März 1944 ermordeten deutsche Soldaten 335 Menschen –  als Vergeltungsmaßnahme für den Tod von 33 Südtiroler Polizisten, die am Tag zuvor bei einem Bombenanschlag von italienischen Widerstandskämpfern in der Via Rasella ums Leben gekommen waren (https://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_in_den_Ardeatinischen_Höhlen). Die Hinrichtungen dauerten einen ganzen Nachmittag; die jüngste ermordete Geisel war 15 Jahre alt, die älteste 74. Orlando Orlandi Posti starb ein paar Tage nach seinem 18. Geburtstag. Seine Träume, nach dem Krieg und der deutschen Besatzung Medizin zu studieren, zu reisen, in Freiheit zu leben, konnte er nicht verwirklichen.

Seine Mörder durften weiter leben, alt werden und in Freiheit sterben. Herbert Kappler, der Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD in Rom, der das Kriegsverbrechen organisierte und einige Geiseln selbst ermordete, wurde zwar 1948 zu lebenslanger Haft verurteilt. Aber er konnte vor seinem Tod im Februar 1978 aus dem Gefängnis fliehen (https://de.wikipedia.org/wiki/Herbert_Kappler). SS-Hauptsturmführer Erich Priebke, der die Erschießungen protokollierte und auch selbst Geiseln erschoss, tauchte nach dem Krieg unter und floh mit seiner Familie nach Südamerika – unterstützt von katholischen Geistlichen. Ein halbes Jahrhundert lebte der Kriegsverbrecher unbehelligt in Argentinien. Erst 1998 wurde er in Italien zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt, die jedoch wegen seines Alters in Hausarrest umgewandelt wurde.

„Im Prozess 1996 vor dem Militärgericht berief sich Priebke auf den Befehlsnotstand“, schrieb Malte Herwig in einem Artikel, der im Oktober 2013, kurz nach Priebkes 100. Geburtstag, im Magazin der Süddeutschen Zeitung erschien (https://sz-magazin.sueddeutsche.de/geschichte/der-letzte-fall-79973). Seine Beteiligung am Massaker bereute er auch kurz vor seinem Tod nicht, ein Fehler sei nur gewesen, dass „Leider Gottes … fünfe zu viel erschossen worden“ sind, nämlich 335 Menschen statt 330: für jeden getöteten Polizisten zehn unschuldige Geiseln. Er bemitleidete nur sich selbst und seine Mittäter. „Für uns war das ja furchtbar“, sagte Priebke, der sich selbst als gläubigen Christ bezeichnete. Mögen er und alle seine Helfer und Helfershelfer ewig in der Hölle schmoren.

Als ich den Artikel las, kam mir der Begriff von der „Banalität des Bösen“ in den Sinn, den die Philosophin Hannah Arendt 1963 beim Prozess gegen Adolf Eichmann prägte. Treffender kann man die „massive Gleichgültigkeit, mit der die Verbrechen begangen“ und die moralische Verantwortung dafür abgegeben wurde, wohl nicht beschreiben (https://www.deutschlandfunkkultur.de/outsourcing-moralischer-verantwortung-die-banalitaet-des-100.html).

2004, zum 60. Jahrestag des Massakers in den Adreatinischen Höhlen, wurden Orlando Orlandi Postis Briefe und Tagebuchnotizen aus dem Gefängnis veröffentlicht. Bislang gibt es das Buch* leider nur auf Italienisch. Aber vielleicht findet sich ja ein Verlag, der zum 80. Jahrestag im März 2024 die „Lettere dal carcere di via Tasso“ ins Deutsche übersetzen lässt und herausgibt. Damit sich künftig auch Menschen in Deutschland an das Kriegsverbrechen erinnern und Orlando Orlandi Posti und die anderen Opfer nie vergessen werden.

*Orlando Orlandi Posti: Roma ’44. Lettere dal carcere di via Tasso di un martire delle Fosse Ardeatine  Italienische Ausgabe, Rom, Donzelli 2004, 9,99 Euro

Quer durchs Land

Vor gut einem Monat sind wir von unserer Wohnmobiltour durch die Toskana zurückgekommen. Seitdem reise ich – viel umweltfreundlicher und auch preiswerter – mit dem 49-Euro-Ticket durchs Land.

Dass es das lang angekündigte Ticket nur als Abo gibt, stört mich nicht. Ein bisschen Verbindlichkeit – und Planungssicherheit für die Verkehrsbetriebe – darf’s für mich durchaus sein. Schwerer tue ich mich damit, dass es die Fahrkarte nur als digitale Version gibt. Ich gehöre nämlich zu denen, die gerne etwas in der Hand haben – schließlich habe ich früher mal gelernt, dass ich getrost nach Hause tragen kann, was ich schwarz auf weiß besitze. Und ich frage mich, warum das, was bei Fahrkarten und Bahnkarten problemlos funktioniert, nicht auch beim Deutschlandticket möglich sein soll. Aber was nicht ist, ist nicht. Und so gewöhne ich mich notgedrungen daran, statt meiner Fahrkarte mein Smartphone zu zeigen, wenn ich kontrolliert werde.

Wie oft ich das Ticket im Mai genutzt habe, kann ich nicht genau sagen. Aber ich war ziemlich viel unterwegs. Für meine Fahrten nach Hannover, zum Künstlerhof in Mehrum oder in die Nachbarorte hätte auch das preiswertere Seniorenticket für die Region Hannover ausgereicht. Aber die Mehrkosten für das 49-Euro-Ticket haben sich allein durch die die beiden Fahrten in den Harz zu meiner Kollegin Foe amortisiert.

Die Kosten sind ohnehin nur ein Aspekt. Mindestens ebenso wichtig – oder noch wichtiger – ist für mich die neu gewonnene „Bewegungsfreiheit“. Ohne das Ticket wären wir sicher nicht spontan an einem Samstagvormittag nach Lüneburg gefahren.

Und wahrscheinlich hätte ich mich bei der Suche nach einem „zeitnahen“ Termin bei einem Facharzt auf die ÄrztInnen der Region beschränkt. So habe ich in ganz Niedersachsen nach einem Radiologen gesucht – und ihn in Goslar gefunden. Und ganz nebenbei habe ich auf dem Weg zu der Praxis auch den Romanischen Garten entdeckt.

Bei meinem nächsten Abstecher in den Harz werde ich nicht auf direktem Weg nach Bad Harzburg fahren, sondern über Bad Gandersheim. Dort möchte ich nicht nur die Landesgartenschau besuchen, sondern auch auf den Spuren von Roswitha von Gandersheim wandeln. Sie gilt als erste deutsche Dichterin und hat um 950 in ihrem Epos: „Das Gedicht von dem Gandersheimischen Klosters“ über die Anfänge des Stifts und der Stiftskirche Gandersheim geschrieben.

Bis jetzt bin ich nur durch Niedersachsen gereist, aber die ersten Fahrten quer durchs Land sind geplant. So stehen Hamburg, Lübeck, Leipzig und Potsdam auf meiner Liste. Außerdem möchte ich endlich meine Museumstour durch Süddeutschland starten. Denn ich liebäugle schon lange mit dem Museums-PASS-Musées. Mit diesem Pass kann ich für 119 Euro ein Jahr lang mehr als 300 Museen, Schlösser und Gärten in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Frankreich und der Schweiz besichtigen (https://www.museumspass.com/de) . Wenn ich meine Freundin in Süddeutschland besuche, sind viele Museumsorte mit Öffis gut zu erreichen. Es gibt also viel zu entdecken …