Das Schreiben ist der Wanderin Lust

„Schreibst du mal wieder einen Blog“, fragte mein Mann am Sonntag. Und als kurz danach Dorothees Mail mit dem Link zu den gesammelten Fotos unserer Wandergruppe und zu ihrem Blogbeitrag (https://wandernundschreiben.de/rueckblick-zeit-fuers-ich-schreibwanderungen-im-allgaeu/) in meinem E-Mail-Postfach landete, war klar, dass ich – endlich – selbst über das Schreibwanderwochenende in Bad Hindelang schreiben musste.

Ich bin noch nie im Hochgebirge gewandert, möchte aber irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft die Alpen zu Fuß überqueren. Das von Schreibtrainerin Dorothee Köhler und Wanderführerin Cilli Bauer angebotene Schreibwanderwochenende war daher eine gute Gelegenheit, meine Alpentauglichkeit zu testen. Die Anforderungen – drei bis vier Stunden Gehzeit und bis zu 500 Höhenmeter im Aufstieg pro Tag mit (Schreib)Pausen zwischendurch – schienen machbar und waren es auch.

Die Kombination von Schreiben und Wandern (https://timetoflyblog.com/wandern-und-schreiben) hat mich natürlich ebenfalls gereizt. Während ich erst regelmäßig wandere und walke, seit ich wegen meiner Knie – genau genommen wegen des rechten – nicht mehr laufen kann, schreibe ich seit einem halben Jahrhundert. Und wenn ich wandere oder auch nur spazieren gehe, habe ich mein Notizheft, mein Tage- und mein Skizzenbuch immer dabei.

Immer dabei: ein Notiz- und Schreibheft

In den Alpen war ich bislang noch nie; ich bin nur auf dem Weg nach Italien mit dem Auto durch das Gebirge gefahren. Die Tage in Bad Hindelang waren für mich also eine Premiere – und zwar eine gelungene. Meine erste Wanderung in den Alpen wird, das habe ich mir fest vorgenommen, nicht die letzte sein.

Mit 300 Kilometern gut ausgeschilderten Wanderwegen ist Bad Hindelang, im Naturschutzgebiet Allgäuer Hochalpen gelegen, ein sehr guter Ausgangspunkt für Wanderungen. Und die Ausblicke sowohl von der Terrasse unserer Unterkunft, der Jugendbildungsstätte des Deutschen Alpenvereins im Hindelanger Ortsteil Bad Oberndorf, als auch bei unseren Wanderungen haben mich wirklich beeindruckt. Ich hätte stundenlang schauen können.

Auseinanderhalten konnte ich die vielen Gipfel jedoch nicht, obwohl sich Cilli Bauer redlich bemühte, uns die Umgebung zu erklären. Sie war für Technik- und Ausrüstungstipps zuständig, Dorothee Köhler für die Schreibimpulse während und nach den Wanderungen. Die Touren, die beide gemeinsam ausgesucht haben, waren landschaftlich toll – und trotzdem selbst für eine kniegeschädigte Flachländerin wie mich gut zu bewältigen. Wir sind am ersten Tag zum Schleierfall und zum Wildfräuleinstein gewandert, am zweiten dann durch den Hirschbachtobel auf den 1.479 Meter hohen Hirschberg gestiegen.

Wo die wilden Frauen wohnen: der Wildfräuleinstein

Noch höher hinaus – aufs 1.655 Meter hohe Imberger Horn – ging es am Sonntag, dem leider letzten Wandertag. Die meisten der insgesamt 800 Höhenmeter haben wir allerdings nicht zu Fuß zurückgelegt, sondern mit Hornbahn, einer Gondelbahn, die in Bad Oberndorf beginnt und auf 1.314 Meter endet.

Ich war in unserer Gruppe nicht nur die älteste Teilnehmerin, sondern auch die einzige ohne Wandererfahrung im Hochgebirge. Doch meine Kondition ist dank jahrelangem Ausdauertraining, durchschnittlich (fast) 10.000 Schritten täglich und gelegentlichen Wanderungen mit meiner Tochter noch recht gut. Beim Bergauf-Gehen hatte ich selbst in steilen Passagen gar keine Probleme; ich bin, wie mein früherer Schwager behauptete, (immer noch) klein, wetterfest und geländegängig. Temperaturen über 25 Grad machen mir, anders als vielen anderen, nichts aus. Und gegen schmerzende Knie beim Bergab-Gehen halfen meine Wanderstöcke und Cillis Techniktipps.

Und so bin ich, was die Alpenüberquerung angeht, recht optimistisch. Mit ein bisschen Training kann ich es sicher schaffen. Weil aber weder mein Mut noch mein Orientierungsvermögen und meine Erfahrung ausreichen, um eine so lange und wohl auch schwierige Strecke alleine zu bewältigen, kommt für mich eigentlich nur eine geführte Wanderung in Frage.

Aber ich bin, auch das ist ein Fazit des Schreibwanderwochenendes, nur bedingt wandergruppentauglich. Dass unsere Gruppe in Hindelang – acht Frauen und ein Mann – in der kurzen Zeit zusammengewachsen ist und so gut harmonierte, lag sicher auch daran, dass wir alle nicht nur wandern, sondern auch schreiben wollten. Die gemeinsamen Interessen verbinden. Doch so viel Rücksicht aufeinander gibt es vielleicht nicht in jeder Gruppe.

Aber die Begleitung muss stimmen. Denn es ist es für mich gerade bei längeren Wanderungen wichtig, mein eigenes Tempo zu finden: Bergauf gehe ich gerne schneller, bergab darf oder muss es dann auch wegen meiner Knie etwas langsamer sein. Irgendwo zu warten, macht mir nichts aus, im Gegenteil: Ich nutze solche Pausen gerne, um zu schreiben, zu zeichnen, zu lesen oder einfach nur nachzudenken. Schwieriger ist es für mich, wenn ich das Gefühl habe, dass alle anderen auf mich warten müssen. Deshalb suche ich jetzt nicht nur nach einer schönen, nicht allzu überlaufenen Route, sondern auch nach einer passenden (Klein)Gruppe resp. Mitwanderinnen.

Aber manchmal geschehen ja bekanntlich hilfreiche Dinge wie von selbst, wenn wir uns ein Ziel setzen, einen Traum oder ein Projekt verwirklichen wollen. Und vielleicht landet ja demnächst wieder – wie schon im Februar – eine Einladung zu einer Wanderung in meinem elektronischen Postfach. Diesmal für eine längere.

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