… allerdings erst im April. Aber ich schwöre: Aufgenommen habe ich die Fotos wirklich (noch) im März. Ich habe es diesmal einfach nicht geschafft, den Blogbeitrag rechtzeitig zu schreiben und zu veröffentlichen. Aber: Besser spät als nie.
Am Teich wird’s langsam lebendig: Nicht nur, weil Primeln, Osterglocken, Krokusse, Scilla und – darüber freue ich mich besonders – Veilchen blühen. Auch die Frösche sind zurückgekehrt. Oder haben sie sogar in unserem Teich überwintert? Mindestens fünf haben wir schon gesichtet: zwei größere und drei kleine, wohl die Nachzügler aus dem letzten Sommer. Leider wird der Blick auf den Teich derzeit durch den hässlichen schwarzen Kunststoffzaun getrübt, den der Nachbar an der Grundstücksgrenze gezogen hat: Doch es wird hoffentlich bald besser, wenn die Vogelschutzhecke rasch grün wird und ihn verdeckt.
Nicht nur die Heckenrosen am Teich, auch die Rosen in den Beeten habe ich kräftig zurückgeschnitten. Ich hoffe, dass sie es mir nicht verübeln. Die Christrosen verblühen allmählich, dafür bekommen die Pfingstrosen die ersten zarten Blätter. Und auch am Apfelbaum zeigt sich das erste Grün. Es wird noch ein paar Wochen dauern, bis er blüht.
Vor dem Apfelbaum sind die Kirschen an der Reihe, zuerst die süßen, dann die sauren. Und dann dauert es nicht mehr soooo lange, bis wir ernten können. Die Süßkirschen überlasse ich den Vögeln. Weil wir den Baum nicht spritzen, haben die Früchte immer Fleischeinlage. Die Sauerkirschen mögen die Maden zum Glück nicht – und wir können hoffentlich wieder Marmelade einkochen.
Lange haben sie sich geziert, doch in diesem Jahr blühen im neuen Beet neben der Einfahrt die Scillas. Eigentlich zum ersten Mal. Dass ich den Boden umgegraben habe, um den Efeu zu entfernen, hat den Blausternen offenbar nicht geschadet – im Gegenteil. Vielleicht haben sie jetzt in der efeufreien Zone endlich die Freiheit zu wachsen. Vielleicht waren sie aber auch schon in den letzten Jahren da – versteckt unter der dichten Efeudecke. Wer kennt es schon, das geheime Leben der Pflanzen.
Noch ist das Beet kahl, doch insgeheim hoffe ich, dass im Sommer hier ein Sonnenblumenfeld entsteht. Die Vögel haben nämlich die Kernen, die wir ihnen ausgestreut haben, gerne und reichlich gegessen – und die Reste auf dem Beet verstreut.
Wer zu spät kommt, den bestraft bekanntlich das Leben. Als ich am zweitletzten Märztag endlich Zeit für die Blickwinkelfotos fand, war der Zugang zum Springhorstsee leider gesperrt. Am Ufer wird zurzeit eifrig gearbeitet. Fotos vom See und von der kleinen Insel gibt es daher nicht aus den gewohnten Blickwinkeln, sondern nur von der parallel zum Seeufer verlaufenden Straße durch den Zaun.
Es hat sich einiges getan im vergangenen Monat: Nichts bleibt, wie es war. Und es war, als hätte der Schäfer es geahnt. Als ich ihn im Februar fotografierte, schaute er schon skeptisch. Jetzt haben sich, so scheint es, seine Befürchtungen bewahrheitet. Mit der Ruhe und Abgeschiedenheit ist es vorbei. Seine Insel ist keine Insel mehr, sondern sie ist jetzt durch einen Steg mit dem Festland, sprich, dem Seeufer, verbunden. Doch das ist nicht die einzige Veränderung. Der neue Besitzer des Cafés ist, so scheint es, ein großer Stegfan. Zwei große Schwimmplattformen aus Holz sind im See vertäut: Die Gäste des neuen Cafés Frida am See können also künftig nicht nur am, sondern auch auf dem Wasser sitzen – wenn der Lockdown irgendwann vorbei ist. Und weißer Sand vermittelt künftig am Rande von Burgwedel Sandstrandfeeling.
Hier entsteht ein neuer Sandstrand
Ob dem Schäfer all dies wirklich gefällt – ich fürchte nicht. Er war verschwunden. Vielleicht sucht er ein neues Domizil für sich und seine kleine Herde. Ob er zurückkommt? Die April-Bilder werden’s zeigen.
Am neuen Pöttcherteich ist indes noch alles beim Alten: Die Kopfweide ist, ebenso wie ihre Artgenossen direkt daneben, immer noch kahl und auch das Schilf hat sein winterlich braunes Kleid noch nicht abgelegt. Aber das ändert sich bald, da bin ich sicher. In einem Monat sieht alles ganz anders aus.
Die Kopfweide am Pöttcherteich – bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel und kurz bevor die Sonne zuerst hinter den Wolken und dann am Horizont verschwindet
Ich gebe es zu, Neumz* hat mich in seinen Bann gezogen, seit ich zum ersten Mal von dem Musikprojekt gelesen und dann auch darüber geschrieben habe (https://timetoflyblog.com/neumz-frauen-singen-gregorianisch). Vielleicht nicht nur, weil ich gregorianische Gesänge mag, sondern auch, weil mich die Bilder von der Abtei Notre-Dame de Fidélité von Jouques an eine Studienfahrt durch Burgund und Belgien erinnern – und an die Pläne, die eine Studienfreundin und ich dabei geschmiedet haben. Ganz vergessen haben wir sie in all den Jahr(zehnt)en nie: Als wir in Brügge den alten Beginenhof besuchten, haben wir uns vorgenommen, später einmal einen Beginenhof zu gründen.
Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit waren Beginengemeinschaften weit verbreitet, später gerieten sie völlig in Vergessenheit. Selbst wir hatten bis zu unserem Besuch in Brügge noch nie von der frühen Frauenbewegung gehört, obwohl wir Geschichte studiert hatten.
Beginen waren alleinstehende Frauen, die seit dem 12. Jahrhundert in vielen Städten – quasi als eine Art Laienorden – eigenständige Lebens- und Arbeitsgemeinschaften bildeten. Sie arbeiteten u. a. als Handwerkerinnen, Künstlerinnen, Kauffrauen sowie als Lehrerinnen und in der Pflege und waren finanziell unabhängig – damals für Frauen keine Selbstverständlichkeit . Im Gegensatz zu Nonnen legten Beginen keine Gelübde ab und konnten die Gemeinschaft in der Regel wieder verlassen, wenn sie es wollten. Die Gemeinschaften verwalteten und organisierten sich selbst – anders als für Ordensgemeinschaften gab es für Beginenkonvente und -höfe keine allgemeinverbindlichen Regeln;
Im Beginenhof in Brügge leben heute Benediktinerinnen, die wohl wie die Benediktinerinnen der Abtei Notre-Dame de Fidélité von Jouques nach den Regeln des heiligen Benedikt leben: also im Wesentlichen nach der Devise „ora et labora“, bete und arbeite. Der Tagesablauf wird durch die Stundenliturgie und durch die Messe geprägt; die Nonnen sollen, so verlangte es der heilige Bedendikt jede Woche das gesamte Buch der Psalmen singen. Drei Jahre soll es dauern, bis sie alle rund 8.000 gregorianischen Gesänge gesungen und aufgenommen haben; mehr als 7.000 Stunden Musik werden dann über eine App abrufbar sein.
Kloster Notre-Dame de Fidélité de Jouques, Screenshot https://neumz.com
Ich habe mir die kostenlose App auf mein Smartphone geladen und höre die Gesänge seither oft und gerne. Als mit einem Newsletter das Osterangebot von Neumz auf meinem Computer landete, habe ich getan, was ich ohnehin geplant hatte: Ich unterstütze das Musikprojekt mit knapp 60 Euro im Jahr und fördere damit auch Notre Dame de l’Écoute in Benin, die Stiftung der Benediktinerinnen in Afrika.
Als Patron, wie das auf Französisch heißt, oder genauer gesagt als Patronne, kann ich einige Zusatzfunktionen der App nutzen: Ich kann zum Beispiel nach bestimmten Gesängen suchen und mir meine Lieblingsgesänge anhören, wann immer ich möchte – demnächst auch offline. Künftig soll es außerdem ein Audio-Upgrade auf eine bessere Wiedergabequalität geben – und irgendwann auch eine Alarm-Funktion. Darauf freue ich mich. Denn dann kann ich mich an die Gebetszeiten erinnern und mich von den Gesängen der Nonnen durch den Tag begleiten lassen.
Partitur mit lateinischem Text und Übersetzung – hier in Englisch. Screenshot https://neumz.com
All denen, die mich kennen und sich wundern, sei versichert: Nein, ich bin nicht plötzlich fromm geworden. Ich habe nicht vor, den Namen des Herrn „vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang“, zu loben, wie es in Psalm 113 steht. Und ich werde auch sicher nicht in den Schoß der Heiligen katholischen Kirche zurückkehren. Bei den Protestanten fühle ich mich besser aufgehoben. Aber die Idee, den Alltag durch die Gesänge kurz zu unterbrechen und den Tag auf diese Weise zu strukturieren, gefällt mir.
Der Tag beginnt früh im Kloster in der Provence – morgens um 5 mit dem Matunium – und er endet früh – mit dem Komplett um 20 Uhr, gefolgt von der Großen Stille, der Nacht. Zwischen dem Morgen- und dem Nachtgebet liegen die Lobgebete um 7.30 Uhr,Terz (10.30 Uhr), Sexte (12.45 Uhr), None (14.45 Uhr) und Vespern (17.30 Uhr).
Das frühe Aufstehen ist für mich kein Problem: Meist bin ich um diese Zeit ohnehin schon wach. Problematischer ist es das frühe Ende des Tages. Und die vorgegebenen Zeiten zwischendurch einzuhalten, ist mir bislang noch nicht gelungen. Terz, None und Co gehen im Alltag oft unter, und wenn ich mich an sie erinnere, ist die Zeit meist schon vorbei. Bis die Alarmfunktion der App funktioniert, praktiziere ich deshalb kanonische Stunden oder Offizien light: Ich höre mir die entsprechenden Gesänge an, wenn es mir zeitlich passt. Ohne Stress und Zeitvorgaben. Eigentlich eine gute Wahl. Auf diese Weise lassen sich die kleinen Auszeiten viel besser in den eigenen Tagesablauf integrieren.
Übrigens: Seit fast 20 Jahren gibt es in Deutschland wieder Beginenhöfe und -projekte; fast 20 sind im Dachverband der Beginen organisiert. Wer sich für die modernen Beginenhöfe interessiert, findet Infos in einem Artikel von mir unter https://issuu.com/schluetersche/docs/wohnwerken_02
Heinrich Heine war hier – wie viele seiner Dichterkollegen seit dem 18. Jahrhundert. Auch Friedrich Gottlieb Klopstock, Hermann Löns, Theodor Fontane, Wilhelm Raabe und natürlich Johann Wolfgang von Goethe haben den Harz besucht – Letzterer sogar mehrmals. Ob Goethe auch durchs Ilsetal gewandert ist, weiß ich nicht. Er war auf seiner ersten Harzreise auf jeden Fall ganz in der Nähe – auf dem Brocken. Er hat den höchsten Berg Norddeutschlands zwar von der anderen Seite, von Torfhaus aus, erklommen; die Geister lässt er jedoch in Faust, der Tragödie erster Teil, „Übern Ilsenstein!“ – also übers Ilsetal – zum Hexentanzplatz auf dem Blocksberg fliegen.
Den Brockengipfel im Blick
Heine hat 1824 auf seiner Wanderung von Göttingen durch den Harz den umgekehrten Weg vom Brocken durch das Ilsetal hinunter nach Ilsenburg genommen – allerdings zu Fuß. Und er hat der lieblichen, süßen Ilse in seinem Reisebericht ein literarisches Denkmal gesetzt.
Heinricht Heine – rechts das Original, links die modernisierte Variante
Mit Heines Beschreibung könnte meine ohnehin nicht konkurrieren, deshalb lasse ich ihn hier zu Wort kommen. „Es ist unbeschreibbar, mit welcher Fröhlichkeit, Naivität und Anmut die Ilse sich hinunterstürzt über die abenteuerlich gebildeten Felsstücke, so daß das Wasser hier wild emporzischt und unten wieder über die kleinen Steine hintrippelt, wie ein munteres Mädchen. Ja, die Ilse ist eine Prinzessin, die lachend und blühend den Berg hinabläuft“, heißt es in der Harzreise.
Einen Höhenunterschied von etwa 120 Metern überwindet der Bach, der unterhalb des Brockengipfels entspringt, auf einem Streckenabschnitt von etwas mehr als einem Kilometer; ein kleiner Wasserfall reiht sich kaskadenartig an den anderen. Wo beispielsweise die unteren Ilsefälle beginnen und die oberen enden – und umgekehrt – war für uns nicht zu erkennen. An unserer Begeisterung hat das nichts geändert.
Der nach Heinrich Heine benannte Wanderweg ist, da bin ich sicher, zumindest im unteren Teil der schönste Weg zum Brocken, und einer der schönsten Wege, die ich im Harz bislang gewandert bin. Zwar gibt es in dem idyllischen Bachtal keine grandiosen Ausblicke, aber die Ilse entschädigt.
Der Weg schlängelt sich direkt an ihrem Ufer entlang, vorbei an mächtigen Granitfelsen, zum Beispiel am gut 470 m hohen Ilsestein. Wie die Ilse müssen wir über manche Steine klettern, und das sieht sicher weder bergauf noch bergab so leicht und anmutig aus wie bei der Ilse. Doch die übt, anders als wir, ja auch täglich, seit ewigen Zeiten.
Der Ilsestein von unten – und Rast auf einem großen Stein in der Ilse
Kein schöner, sondern ein eher deprimierender Anblick sind die Bäume am oberen Teil des Wegs, etwa ab der Bremer Hütte, wo der Buchenwald endet und der Fichtenwald beginnt. Oder begann. Denn wo Heine einst von einer „Waldung himmelhoher Tannen“ umfangen wurde, sind heute nur noch Baumgerippe zu sehen.
Das Sterben und Leben der Bäume im Harz
Klimawandel, Stürme und der Borkenkäfer haben ganze Arbeit geleistet. Sie hatten aber auch in den Fichtenmonokulturen leichtes Spiel. „Diesen Bäumen ist nämlich das Wachsen nicht so ganz leicht gemacht worden“, schrieb Heine schon vor fast 200 Jahren. „Die meisten Bäume mußten mit ihren Wurzeln die großen Granitblöcke umranken und mühsam den Boden suchen, woraus sie Nahrung schöpfen können.“ Tröstlich ist, dass die Natur den Wald zurückerobert – sie baut die menschengemachten Fichtenwälder um zu einem wilden Naturwald – wie anno dazumal, noch vor Heines Zeiten.
Laut Nationalpark Harz ist der Wald so lebendig und dynamisch wie selten zuvor – 20 bis 30 Prozent der im Wald lebenden Arten brauchen Totholz zum Leben. Und davon gibt es genug. Neue Bäume und andere Pflanzen wachsen auf und zwischen den alten. Die Natur nutzt die Chance, die das Fichtensterben ihr bietet. Vielleicht können und sollten wir von ihr lernen. Irgendwann werden wir dem Borkenkäfer vielleicht dankbar sein.
Bis auf den Brocken sind wir dieses Mal nicht gegangen – wir haben bei der Stempels Buche, von der leider auch nur noch ein Stumpf steht, kehrtgemacht. Vielleicht wandern wir bei unserem nächsten Besuch im Ilsetal weiter. Wahrscheinlich zieht es uns aber eher zur Plessenburg und zur Paternosterklippe und wir besuchen Prinzessin Ilse auf dem Ilsestein. Dort wohnt die Tochter König Ilsungs, nach der Bach, Ort, und Tal benannt sind, nämlich angeblich, seit ein Berggeist sie vor vielen, vielen Jahren vor dem Fluch einer bösen Hexe und vorm Ertrinken gerettet hat. Oder wir wandeln auf den Spuren des Borkenkäfers, dem in Ilsenburg sogar ein eigener Pfad – der Borkenkäferpfad – gewidmet ist.
Die Sage um die Prinzessin Ilse steht im Internet unter
Im Garten geht die weiße Phase zu Ende, langsam wird’s lila. Die Primel am Teich war nach den Schneeglöckchen Anfang Februar die erste Blüte, die sich hervorwagte – selbst, dass sie tagelang unter einer dicken Schneeschicht ausharren musste, hat ihr nichts ausgemacht.
Die weiße Phase geht zu Ende
Am Teich blüht’s lila …
Die Blaukissen ließen nach der Schneeschmelze ebenfalls nicht lange auf sich warten. Jetzt verdichten sich die kleinen Kreuzblüten allmählich zu einem lila Kissen; schon bald werden sie die grüne Blättchen fast vollständig verdecken. Den Lesezwerg freut’s und auch ein erster Schmetterling war schon zu Gast.
Auch ein Krokus kommt selten allein. Sie drängen sich dicht an dicht, zum Beispiel am Teich und unterm Rhododendron . Dort sind auch die ersten Blüten des Kleinen Immergrün (Vinca minor) zu sehen – und der Blaustern (Scilla siberica), der eigentlich Lilastern heißen sollte.
Krokus
Immergrün
und Blaustern
Ich habe die Scillas vor einigen Jahren im brach liegenden Nachbargarten ausgegraben und in unseren Garten importiert. Bis sie aber so dicht stehen wie einst im Garten unserer Nachbarin oder jetzt im Alten Park werden wohl noch Jahre vergehen.
… und im Alten Park
Besonders freue ich mich über die ersten Veilchen. Die Blümchen sind ja angeblich einfach in der Pflege und blühen im Frühjahr üppig und alle Jahre wieder. In unserem Garten tun sie sich bislang jedoch schwer; ich weiß nicht, wie viele Ansiedlungsversuche in den vergangenen Jahren gescheitert sind. Dass ein paar diesen Winter überlebt haben, betrachte ich als gutes Omen. Ich hoffe, dass sie sich weiter ausbreiten – und dass sie mich künftig nicht nur mit ihrem Anblick, sondern auch mit ihrem zarten Duft erfreuen.
Darüber, dass ich der Anregung aus dem Buch „Minimalismusprojekt“ folgend in der Fastenzeit jeden Tag einen Gegenstand entsorgen möchte, habe ich ja schon geschrieben – und es funktioniert wirklich gut. Nein, ich veranstalte keine Wegwerforgien, aber ich habe bislang mein Ausmist-Soll – ein Gegenstand täglich in der ersten, zwei in der zweiten Woche usw. – nicht nur erfüllt, sondern übererfüllt. Ein gutes Gefühl.
Reizvoll finde ich auch Christof Herrmanns Idee einer 15-Minuten-Inventur: Das Prinzip ist ganz einfach: Man oder in diesem Fall frau nimmt sich einen Bereich vor, den sie in einer Viertel Stunde ausmisten kann.*
Für ein paar Bereiche, die er vorschlägt, müsste ich sicher eher vier Stunden statt einer Viertel anberaumen; ich beschließe daher, mit einer mittleren Herausforderung zu beginnen und meine Schreibstifte aufzuräumen und auszumisten. „Alle Stifte in der Wohnung zusammentragen und dann die aussortieren, die nicht mehr schreiben oder mit denen man nicht gerne schreibt“, heißt die Aufgabe.
Das kann nicht so schwierig sein und ist sicher schnell erledigt, denkt frau. Denn ich bin zwar ein Papierfreak und kann oft nicht widerstehen, wenn ich ein schönes Notizheft sehe. Aber bei Schreibstiften bin ich inzwischen eher pragmatisch: Meist schreibe ich mit Stiften, die ich als Werbegeschenk bekommen habe. Die Zeit, in der ich mir gelegentlich Markenkulis gekauft oder gewünscht habe, liegt lange zurück. Vor etwa anderthalb Jahren habe ich in einem kleinen Laden in Goslar einen Kuli aus Holz erstanden, den ich eigentlich verschenken wollte, dann aber doch behalten habe. Seither habe ich mir nur noch Fineliner und Aquarellstifte gekauft, weil ich angefangen habe zu zeichnen oder besser gesagt zu kritzeln. Die Fineliner werden mit inventarisiert und aussortiert – die Aquarellmalstifte bleiben bei der Aktion außen vor, weil sie ja keine Schreib-, sondern Malstifte sind.
Angesammelt …
Die erste Erkenntnis: 15 Minuten haben fürs Stifte ausräumen bei weitem nicht gereicht. Das liegt sicher auch daran, dass ich, egal wohin ich gehe, immer mein Tagebuch, mein Bulletjournal und natürlich auch einen Stift zum Schreiben mitnehme. Meine Lieblingskulis waren also auf verschiedene Taschen und Rucksäcke verteilt. Den Holzkuli (siehe oben) und einen Kuli, den ich vor fast vier Jahren aus der Albertina in Wien mitgebracht habe, musste ich sogar aus dem Futter meines Einkaufsrucksacks befreien: Wie sie dort hingeraten sind, ist mir ein Rätsel, denn ich habe trotz intensiver Suche kein Loch gefunden, durch das sie geschlüpft sein könnten. Also zuerst eine Naht auftrennen und sie natürlich auch wieder zunähen …
Erkenntnis Nummer 2: Christof Herrmann hat recht: Es haben sich wirklich sehr viele Stifte angesammelt – obwohl ich die Aufgabe abgewandelt und nicht Stifte aus dem ganzen Haus, sondern nur aus meinen Zimmern zusammengetragen habe.
Erkenntnis Nummer 3: Ich bin eine Sammlerin, die sich schwer von Dingen trennen kann. Denn warum hebt frau Stifte auf, die nicht mehr funktionieren – und ich gestehe, es waren einige. Jetzt habe ich sie habe sie entsorgt – vorschriftsmäßig im Restabfall.
Ausgeschrieben …
Auch von dem Vierfarbstift, der meinem Vater gehört hat, und den dazu gehörenden Ersatzminen – gut ein Dutzend – habe ich mich getrennt. Geschrieben hat der Stift schon lange nicht mehr, und als ich versucht habe, eine Mine auszutauschen, ist die Feder für den Druckmechanismus gerissen. Die Minen waren ohnehin längst eingetrocknet – kein Wunder, sie waren mindestens 40 Jahre alt – und Ersatz gibt es sicher längst nicht mehr.
Aufbewahren werde ich allerdings den Stiftehalter meines Vaters, einen Miniglobus. Ich fand ihn schon als Kind toll – deshalb behält seinen Platz auf meinem Schreibtisch, obwohl ich ihn eigentlich nie benutze.
Für fast drei Dutzend Kulis und Stifte habe ich AbnehmerInnen gefunden. Einige Kulis sind in der Küche gelandet, wo wir sie immer wieder brauchen, um Einkaufslisten zu schreiben und andere Dinge zu notieren. Die Farbstifte bekommen die Enkelkinder; und eine Kollegin hat Verwendung für einige Kulis und ein paar Bleistifte, weil ihre immer wieder auf wundersame Weise verschwinden. Manche Dinge, auch oder sogar vorzugsweise Stifte, bewegen sich offenbar selbstständig in Raum und Zeit. Grund genug, einige Stifte als Reserve zu behalten (Erkenntnis Nr. 4).
Sie bekommen eine neue Besitzerin.
Die restlichen Stifte dürfen also bleiben: Die Kulis, mit denen ich am besten und am liebsten schreibe, und die funktionierenden Fineliner, die meine Tage- und Notizbücher bunter machen sollen. Es sind immer noch zu viel für einen wirklich minimalistischen Schreibtisch, aber immerhin: Ein Anfang ist gemacht. Und ich nehme mir fest vor, nur noch einen neuen Stift zu kaufen, wenn ein alter unbedingt ersetzt werden muss.
Sie dürfen bleiben …
Einige Markenkulis und ein -füller haben Schonfrist bis nach dem Lockdown: Ich habe sie vor Jahren gekauft oder geschenkt bekommen und gerne mit ihnen geschrieben, Weil man für sie besondere Minen und Patronen benötigt, habe ich sie lange nicht mehr benutzt. Aber ich will sie reaktivieren, sobald die Schreibwarenläden wieder geöffnet sind.
Derselbe Monat und fast die gleichen Blickwinkel (oder sind es doch dieselben. Aber das ist – wieder mal – ein anderes Thema). Auf jeden Fall dieselben Motive am Springhorstsee und am Pöttcherteich. Zwischen den verschiedenen Februarfotos liegen gerade einmal zwei Wochen – und ein Temperaturunterschied von 25 Grad, der quasi über Nacht kam und den Schnee dahinschmelzen ließ.
Die Kopfweide am Pöttcherteich ist immer noch kahl, aber das wird noch ändern, da bin ich sicher. Und irgendwann schaffe ich es sicher auch, ein Foto bei Sonnenuntergang aufzunehmen. Dann erscheint der kleine Weiher nämlich in einem ganz besonderen Licht. Es ist ja erst Februar, und das Jahr ist noch lang.
Am Springhorstsee ist zurzeit noch wenig Betrieb, zumindest an normalen Werktagen. Doch das wird sich wohl ändern, wenn das neue Café Frida im April öffnet – so Corona es zulässt.
Derzeit wird noch eifrig umgebaut, drinnen wie draußen. Auch das Ufer wird, so scheint es, umgestaltet, wie ein Seitenblick zeigt.
Café Frida – noch wird gebaut …
Der Schäfer schaut dem Treiben von seiner Insel zu. Vielleicht fragt er sich, ob er mit seinen Schafen bleiben darf – und ob er weiter so ungestört bleibt. Denn vom Café-Strand bis zur Insel sind es nur wenige Meter. Aber Schwimmen war bislang nur im Strandbad am gegenüberliegenden Ufer erlaubt. Ob sich das ändert?
Das Strandbad öffnet vermutlich erst Ende April oder Anfang Mai wieder. In diesem Jahr möchte ich häufiger schwimmen gehen als im vergangenen – das habe ich mir fest vorgenommen.
Blumen statt Schokolade! Wo lässt sich das Motto von Susanne Hackel (kräuterwerkstatt) für die Fastenzeit (https://timetoflyblog.com/ziele-fuer-die-fastenzeit) besser umsetzen als in den Herrenhäuser Gärten? Und wann besser als an einem sonnigen Februarsonntag, der – noch im Winter – schon ein richtiger Frühlingstag ist?
Frühlingsboten
Zwar sind die Schauhäuser leider wegen Corona geschlossen, ich kann also nur von außen einen Blick ins Tropen- und ins Orchideenhaus werfen. Schade.
Aber auch draußen im Berggarten blüht es: Winterlinge, Schneeglöckchen und Krokusse vor allem …
… aber auch ein paar Christrosen noch und ein erster Rhododendronstrauch schon. Der Hamamelis, die japanische Zaubernuss, trägt ebenfalls schon Knospen und Blüten, meine beiden Lieblingsbäume, die kaukasisische Flügelnuss und die Süntelbuche, sind dagegen noch kahl. Aber nur Geduld, ihre Zeit kommt noch.
Kaukasische Flügelnuss
Süntelbuche
Der Moorweiher und die Teiche im Staudengrund waren noch nicht ganz vom Eise befreit …
Moorweiher
und zwei Teiche im
Staudengrund
… im künstlichen Bach fließt noch kein Wasser und die Bachufer im Staudengrund sind noch recht kahl. Aber das ändert sich bald – in ein paar Wochen ist nicht nur der Staudengrund nicht wiederzuerkennen. Egal, wie oft ich den Berggarten besuche – immer wieder zeigen sie ein anderes Gesicht. Die grüne Fortsetzung folgt bald.
Manche Dinge kommen – oder geschehen – gerade zur richtigen Zeit. Zufall, sagen die einen, Bestimmung nennen es die anderen. So habe ich das Buch „Das Minimalismusprojekt“* – ganz minimalistisch – schon vor Wochen in der Bücherei vorbestellt, weil ich mich schon lange für das Thema interessiere und auch dem Blog von Christof Herrmann folge. Als es kam, landete es zunächst auf dem Stapel ungelesener Bücher, bis ich es wieder zurückgeben musste, weil die Leihfrist abgelaufen war. Vorher habe ich es natürlich noch gelesen, gerade, als ich meine Ziele für die bevorstehende Fastenzeit festlegen wollte.
Natürlich gehören auch die Klassiker wieder dazu: Keine Schokolade bis Ostern, kein Alkohol – was mir in diesem Jahr ganz leicht fällt, weil coronabedingt kein Besuch bei meiner Freundin in Bruchsal ansteht, und kein Eis: auch das ist in diesem Jahr nicht ganz so schwer, weil meine Lieblingseisdiele im Bahnhof von Hannover zwar geöffnet hat, ich aber a. zur Zeit recht selten nach Hannover fahre, wo meine Lieblingseisdiele ist und b. das Eisschlecken mit Maske wenig Spaß macht. Ich will weniger fernsehen und auch weniger Cola trinken. Und weil ich noch eine gute Ernährungsgewohnheit etablieren möchte, nehme ich mir vor, in den nächsten sechs Wochen jeden Tag mindestens eine Tasse grünen Tee zu trinken.
Zu grünem Tee habe ich leider ein gespanntes Verhältnis: Ich weiß, dass er vor Krebs, Entzündungen und anderen Krankheiten schützen, jung halten, beim Abnehmen helfen und Denkleistung und das Gedächtnis verbessern soll. Aber leider ist er nicht nur sehr gesund, sondern riecht und schmeckt er auch so. Also eher wie Medizin – nicht besonders gut. Irgendwie nach altem, abgestandenen Gras, finde ich. Immerhin habe ich jetzt zwei aromatisierte Grünteesorten gefunden, die mir einigermaßen schmecken, und an die ich mich vielleicht gewöhnen kann. Zumindest in der Fastenzeit, erst einmal.
Die Fastenaktion der evangelischen Kirche: „7 Wochen ohne Blockaden“ hilft mir spontan in diesem Jahr bei der Suche nach Fastenzielen nicht wirklich. Mit dem Thema kann ich zunächst wenig anfangen – vielleicht weil es so wenig greifbar ist. Auch die erste Fastenmail hilft mir wenig. „Mitten in der weltweiten Blockade wollen wir schauen, an welchen Stellen wir auf kleinere Blockaden verzichten können. Es geht darum, den Spielraum zu entdecken, die kleine Lücke, die Bewegung zulässt. Außerdem können wir uns sieben Wochen lang Strategien überlegen, wie wir ein paar kleine Blockaden auflösen oder wegräumen können“, heißt es da (https://7wochenohne.evangelisch.de/fastenmail). Ich werde auf jeden Fall weiter darüber nachdenken. Blockaden gibt es auch bei mir einige, die es aufzulösen gilt. Vielleicht kommt die Erkenntnis noch – mit weiteren Fastenmails, die ich abonniert habe, oder wenn ich mehr grünen Tee trinke und dadurch besser denken kann (s. o.). Die Fastenzeit hat ja gerade erst begonnen.
Im Buch „Minimalismusprojekt“ entdecke ich dagegen sofort etwas, was in den Wochen bis Ostern angehen möchte. Ich will zum Beispiel in den nächsten Wochen „ansteigend ausmisten“. Das heißt ich trenne mich in der ersten Woche täglich von einem, in der zweiten Woche von zwei Gegenständen usw. Bis Ostern wären das immerhin 168 Gegenstände, die ich entsorge, verschenke, weitergebe. Schon beim ersten Durchsehen meines Kleiderschranks finde ich genügend Teile für die ersten beiden Wochen, und für den Notfall habe ich noch ganze Regale alter Bücher im Keller. Trotzdem traue ich mich an die Version für fortgeschrittene, jeden Tag einen Gegenstand mehr zu entsorgen, noch nicht ran – vielleicht im nächsten Jahr.
So mancheR, der in den vergangenen Jahren gefastet hat, macht in diesem Jahr ja nicht mit, weil er oder sie der Meinung ist, dass wir alle in diesen Zeiten ohnehin schon auf so viel verzichten müssen. Vielleicht gefällt mir deshalb auch eine Idee, die dich auf dem Instagram-Account von kräuterwerkstatt gefunden habe: „Ich nutze die Fastenzeit wie jedes Jahr für eine zuckerfreien Wochen. Blumen statt Schokolade ist jetzt mein Motto. Statt mich mit Süßem zu belohnen, kaufe ich mir lieber Blumen und gönne mir Dinge, die der Seele gut tun“, schreibt Susanne Hackel.
Ganz zuckerfrei schaffe ich es sicher nicht durch die nächsten Wochen, aber mit weniger bestimmt. Und bei der Sache mit den Blumen mache ich mit. Eine erste Portion Blumen habe ich mir gestern schon gegönnt, und zwar auf eine nachhaltige Art: Ich bin mit dem Fahrrad in die Herrenhäuser Gärten und habe mich an Krokussen, Schneeglöckchen und Winterlingen gefreut, die dort schon massenhaft sprießen.
Christof Herrmann: Das Minimalismusprojekt. 52 praktische Ideen für weniger Haben und mehr Sein. Gräfe und Unzer, München 2020 17,99 Euro Blog https://www.einfachbewusst.de
Auf meiner Fensterbank ist der Frühling schon Anfang Februar eingezogen. Ich habe mir zu Imbolc, dem keltischen Maria Lichtmess, eine Hyazinthe gekauft – ein Zeichen, dass der Winter bald zu Ende geht und der Frühling kommt.
Eigentlich wollte ich die Blüten nach ein paar Tagen aus ihrem Topfleben befreien und in den Garten pflanzen, wo Hyazinthen meiner Meinung nach hingehören. Im Garten bilden sie nämlich viele Brutzwiebeln aus, sprich, sie vermehren sich von selbst und blühen jedes Jahr wieder – jahrelang.
Die Pflanzen im Topf wieder zum Blühen zu bringen, ist dagegen ziemlich aufwendig – sie dürfen im Sommer nicht zu dunkel stehen und nicht zu viel gegossen werden. Im Herbst oder Winter sollen die Hyazinthen dann ein paar Wochen bei null bis sechs Grad im Dunkeln verbringen, notfalls im Gemüsefach des Kühlschranks, empfehlen die Fachleute. Doch dafür fehlen mir die Geduld und wohl auch die grünen Daumen – vor allem wenn es eine einfachere und bessere Alternative gibt . Im Garten, da bin ich sicher, haben die Pflanzen deutlich bessere Überlebenschancen. Und Platz für ein paar schöne Frühblüher ist da allemal.
Weil draußen hoher Schnee lag, mussten die Hyazinthen länger auf meiner Fensterbank ausharren als geplant. Ob sie sich wohl gefühlt haben, weiß ich nicht. Sie haben auf jeden Fall schön geblüht und intensiv geduftet – fast zu intensiv am Anfang, angenehm in den letzten Tagen. Vielleicht hat sich meine Nase daran gewöhnt. Oder es liegt daran, dass inzwischen drei der vier Blüten verblüht sind. Ich habe sie abgeschnitten, wie es die Fachleute raten.
Heute Mittag werde ich sie mit ihren Namensvetterinnen, den Traubenhyazinthen, in den Garten pflanzen. Free Hyacinthus und Muscari sozusagen. Die Traubenhyazinthen haben die letzten Tage im Wintergarten verbracht und konnten ihre neue Heimat schon kennenlernen.
Die Meteorologen prophezeien für die nächsten Tage Temperaturen weit über 10 Grad und viel Sonne – gute Voraussetzungen also für den Start ins neue Gartenleben.