Heute, am 1. November, beginnt der nanowrimo, der National novel writing month. Offiziell gibt es ihn gar nicht mehr. Denn im März stellte die Non-Profit-Organisation, die den Schreibmonat seit 2000 organsierte, laut Wikipedia ihre Arbeit ein – wohl aus finanziellen Gründen und weil es Auseinandersetzungen in der Community gab, unter anderem wegen eines Beitrags zur Künstlichen Intelligenz.
Aber die Idee lebt weiter. Auch in diesem Jahr setzen sich wieder Schreibende überall in der Welt das Ziel, im November einen (kurzen) Roman mit mindestens 50.000 Wörtern zu schreiben. Durchschnittlich 1.666 Wörter täglich waren und sind für mich völlig utopisch, denn ich gehöre zu denen, die das tun, wovor alle Schreibcoaches und Schreibratgeber eindringlich warnen: Ich überarbeite meine Texte bereits während des Schreibens.
Dass es besser wäre, unzensiert zu schreiben und die Überarbeitung auf später zu verschieben, leuchtet mir zwar ein. Aber 40 Jahre Schreibgewohnheit verbunden mit dem angeborenen und/oder anerzogenen Hang zum Perfektionismus lassen sich nicht so einfach ändern. Und so habe ich – angeregt von den Instagrammerinnen Kathinka Engel und Kyra Groh – in den vergangenen Jahren aus dem nanowrimo meinen privaten „Schreib so viel du kannst November“, gemacht, quasi einen „nanowrimo light und stressfrei“. Auch der Account #SchreibSoVielDuKaNo ist übrigens (leider) nicht mehr aktiv.
Aber es gibt mehrere Alternativen zum nanowrimo. Einige englischsprachige nennt der Blogbeitrag „NaNoWriMo 2025/2026 – alles über den Monat für Autor*innen“ . Er enthält außerdem einige nützliche Tipps und beantwortet Fragen zum Schreibnovember. Und wer beispielsweise im Netz nach Schreibnovember, Schreibmonat oder Vielschreibmonat sucht, wird schnell fündig.
Ich habe mir für den Schreibnovember eigene Ziele gesetzt: Ich möchte vor allem intensiver an der Geschichte arbeiten, die ich schon vor Jahren begonnen habe: Damit sie irgendwann – sicher nicht in diesem, aber vielleicht im nächsten Jahr – fertig wird, habe ich mir vorgenommen, jeden Tag durchschnittlich mindestens eine Stunde daran zu arbeiten. Außerdem möchte ich täglich mein Journal und mein Arbeitsjournal führen. Und auch zwei Blogbeiträge in der Woche stehen auf meiner To-want-Liste.
Schreiben im AutorInnenzentrum in Hannover …und zu Hause in Großburgwedel
Die Chancen, dass die guten Schreibvorsätze zumindest die ersten beiden Tage überdauern, stehen nicht schlecht. Ich bin mit dem Schreibdate mit Denise Fritsch in den Schreibmonat gestartet und habe große Teile dieses Blogbeitrags geschrieben. Morgen treffe ich mich ganz analog wie an fast jedem erstenSonntag im Monat mit Schreibfreundinnen im AutorInnenzentrum Hannover, nächste Woche geht es dann wieder digital mit den Schreibzeiten der Textmanufaktur und von Denise Fritsch weiter.
Das gemeinsame Schreiben inspiriert und motoviert mich, danzubleiben. Dabei hilft mir auch eine Anregung, die ich aus einem Blogbeitrag von Astrid Engel übernommen. Jeder Tag, an dem ich meine Schreibziele erreicht habe, bekommt einen roten Punkt in meinem Kalender. „Nach ein paar Tagen willst du die Kette nicht mehr reißen lassen“, schreibt sie. Ich habe festgestellt, dass „Don’t break the chain“ bei mir funktioniert.
Eigentlich wollte ich bei Judith Peters Blogtoberfest mitmachen. Die Aussicht mehr Bewegung in mein Leben zu bringenund „das 4. Quartal zu deinem besten in 2025 zu machen“ und mehr LeserInnen zu gewinnen, klang einfach zu verlockend. Aber dann hatte ich keine Lust, in einer weiteren To-do-Liste all meine Ziele bis zum 31. Dezember aufzulisten. Denn mit meinen Plänen ist es ja so eine Sache .
Doch als ich über einen Blogbeitrag von Astrid Engel auf einen älteren Blogbeitrag von Judith gestoßen bin, habe ich es mir nochmal anders überlegt. In ihrem Blogbeitrag beschreibt Judith Peters, wie sie mit regelmäßigen Quartals-Listen Berge versetzt .
Nun, Berge versetzen will ich nicht. Ich finde, wir Menschen pfuschen der Natur oft genug ins Handwerk und meist kommt nix Gutes dabei raus. 12-Wochen-Listen kenne ich und schreibe sie auch gelegentlich. Denn es stimmt, dass ich kurzfristige Ziele nicht so schnell aus den Augen verliere wie solche, die in ferner Zukunft liegen. Dann wird aus aufgeschoben doch allzu oft aufgehoben. Aber Judiths Abwandlung des Konzepts „12-Wochen-Jahr“ hat mir gefallen: Sie notiert nicht Dinge, die sie tun muss, sondern Projekte und Ereignisse, auf die sie sich freut, die sie sie erledigen möchte. Schreibt eben keine To-do-, sondern eine To-want-Liste.
Der langen Rede kurzer Sinn. Ich habe mich also noch in der Nacht hingesetzt und habe angefangen, Pläne und Vorhaben zu notieren, die ich nicht umsetzen muss, sondern möchte:
Schreiben
Jeden Tag schreiben. Dank der August-Challenge von Astrid Engel klappt das seit Anfang August ganz gut klappt https://timetoflyblog.com/schreib-challenge-im-august-ich-bin-dabei.
Dabei helfen mir vor allem die Online-Schreibtreffen, die die Textmanufaktur und Denise Fritsch anbieten . An ihnen möchte ich auch bis zum Ende des Jahres regelmäßig teilnehmen.
Aber ich möchte endlich auch eine Schreibroutine etablieren, die mir hilft, mich an den Schreibtisch oder an den Computer zu setzen, wenn ich keine Schreibverabredung habe und nicht sehr motiviert bin.
Den Nanowrimo gibt es nicht mehr – 50.000 Worte in 30 Tagen zu schreiben ist für mich ohnehin illusorisch. Aber ich möchte im November intensiver an der Geschichte arbeiten, die ich vor Jahren begonnen habe: Sie soll nicht unvollendet bleiben.
Außerdem möchte ich bis zum Jahresende mehr bloggen: Ich habe ich in diesem Jahr bislang 40 Blogbeiträge geschrieben und veröffentlicht. Bis zum Jahresende sollen es 60 sein. Ich möchte also in den nächsten Wochen 20 Blogbeiträge schreiben, das sind fast zwei also wöchentlich. Dies ist Blogbeitrag Nr. 41.
Auch Nature Writing möchte ich ausprobieren. Dabei können mir Wanderungen, Spaziergänge und Künstlertreffs in der Natur helfen.
Und dann ist ja auch noch das Projekt 27. September, das Maxim Gorki ins Leben gerufen und Christa Wolf fortgeführt hat. Ich habe Ende Septermber einen Blogbeitrag darüber geschrieben und einige Schreibfreundinnen motiviert aufzuschreiben, was sie an diesem Tag erlebt, getan und gedacht haben. Irgendwann wollen wir uns treffen, uns unsere Texte vorlesen und uns austauschen.
Ich notiere vieles ganz klassisch per Hand – in verschiedenen Büchern. Das hat den Nachteil, dass ich oft mehrere Bücher – Tagebuch, Notizbuch, Bulletjournal, Arbeitstagebuch – mit mir rumschleppe. Außerdem geht mancher gute Gedanke verloren, weil ich deine Notiz oder einen Text nicht wiederfinde. Ich möchte daher ein Notizsystem finden, das mir hilft, den Überblick zu bekommen oder zu bewahren (über Hinweise und Tipps freue ich mich sehr).
Reisen
Früher bin ich oft zur Buchmesse gefahren: zuerst zur Frankfurter, dann auch zur Leipziger. Doch seit Corona hat es nicht mehr geklappt: In diesem Jahr habe ich mir wieder ein Ticket besorgt. Inzwischen bin ich schon wieder zurück und kann diesen Punkt auf meiner To-want-Liste schon abhaken.
Im November fahre ich zu meiner Freundin in die Pfalz, um mit ihr Geburtstag zu feiern und bei der Gelegenheit auch den Museums-Pass Musées einweihen, den sie mir geschenkt hat. Mit ihm kann ich ein Jahr lang mehr als 350 (!) Museen, Schlösser und Gärten in Deutschland, Frankreich und der Schweiz besuchen. Weitere Besuche sind also vorprogrammiert.
Ich plane Städtetrips in zwei Städte, die ich noch nicht kenne: nach Jena zum Beispiel, das gar nicht so weit entfernt liegt.
Vielleicht kann ich die eine oder andere Städtereise mit einem Abstecher auf einen Weihnachtsmarkt verbinden. Ich bin ein Weihnachtsmarktfan und möchte in diesem Advent zwei neue kennenlernen
Die meisten meiner Freundinnen wohnen leider nicht in Burgwedel – und ich sehe sie auch deshalb viel zu selten. Bis Jahresende möchte ich drei von ihnen treffen. Zwei habe ich schon wiedergesehen: eine befreundete Verlegerin auf der Buchmesse und auf dem Rückweg die Freundin in der Pfalz.
Kulturelle und andere Aktivitäten
Ich lese recht viel, aber nur selten Gedichte. Bis zum Jahresende möchte ich jeden Tag eines lesen. Das Buch „Mit Gedichten durchs Jahr. Ein lyrischer Kalender mit 365 Gedichten“ liegt jetzt neben meinem Bett. Heute Morgen habe ich nach dem Aufstehen Muriel Sparks „Eingetrübt“ gelesen (eine Brille brauche ich dazu zum Glück nicht).
Zwei Konzerte stehen bis Jahresende auf meiner Wunschliste. Für eines – Filmmusiken von Hans Zimmer – haben wir schon Karten, das zweite soll ein Weihnachtskonzert sein, zum Beispiel ein Konzert des Mädchenchors Hannover.
Die Idee ist von Julia Cameron*: Einmal in der Woche soll frau einen „Künstlertreff“ einplanen, also allein etwas unternehmen, was sie interessiert oder fasziniert. Eine gute Idee, die einen Platz auf meiner To-want-Liste verdient.
Die hannoverschen Museen und die Herrenhäuser Gärten besuche ich dank Museums- bzw. Jahreskarte regelmäßig. Im Sealife war ich dagegen noch nie. Das möchte ich ändern.
Sport und Gesundheit
Eigentlich bewege ich mich gerne und viel. Bis zum 13. Mai bin ich täglich durchschnittlich mehr als 10.000 Schritte gegangen. Aber nach meinem Unfall durfte ich ein paar Wochen das gebrochene Sprunggelenk gar nicht belasten, danach musste ich erst wieder gehen lernen (ein Ziel für das dritte Quartal, das ich erreicht habe). Jetzt setze ich mir ein neues Ziel: 8.000 Schritte am Tag.
Drei Spaziergänge in der Woche – auch das ist eine Anregung von Julia Cameron. Allein und ohne Smartphone, nur mit meinem Notizbuch möchte ich spazieren gehen. Nicht nur der Gesundheit wegen, sondern um Klarheit zu finden und meine Beobachtung zu schulen.
Längere Strecken zu gehen, muss ich erst wieder üben. Eine erste (kurze) Wanderung habe ich Anfang des Monats schon geschafft https://timetoflyblog.com/update-es-geht-weiter, (mindestens) zwei weitere sollen folgen.
Yoga hatte bis zu meinem Unfall einen festen Platz im Tagesablauf, nämlich früh morgens, während ich – noch vor den Morgenseiten – die erste Tasse aufbrühte. Weil ich morgens direkt keinen Kaffee mehr trinke, muss ich einen neuen Platz für meine Übungen finden.
Ich bin ein Saunafan, aber mein letzter Saunabesuch liegt schon Monate zurück. Bis zum Jahresende möchte ich mir zwei Thermenbesuche gönnen.
Last, but not Least
„Was kann ich der Welt zurückgeben?“ lautete eine der Fragen, die Judith Peters in der Vorlage für den Blogtober stellte. Das klingt mir zugegebenerweise zu pathetisch. Ob ich der Welt etwas zurückgeben kann, weiß ich nicht. Ich möchte mich auf jeden Fall mehr im AutorInnenzentrum Hannover engagieren. Katia, die für den Vorstand des Vereins kandidiert, hat eine Liste mit Aufgaben herumgeschickt, die erledigt werden müssen. Ich werde anbieten, die eine oder andere zu übernehmen.
*Julia Cameron, Emma Lively: Es ist nie zu spät, neu anzufangen. DEr Weg des Künstlers ab 60. Droemer Knauer München 2016
Ich habe als freie Journalistin und Autorin jahrzehntelang im Homeoffice gearbeitet – schon, als es dieses Wort noch gar nicht gab. Geschrieben habe ich (fast) immer allein. Wie gut es tut, (manchmal) gemeinsam mit anderen zu schreiben, habe ich erst vor einigen Jahren bei einem Schreibwochenende in Wien entdeckt. Ich habe die Idee dann nach Hannover exportiert und dort einen (Frauen)Schreibtreff initiiert. Seit mehr als fünf Jahren treffen wir uns am ersten Sonntag im Monat, um einen Nachmittag lang gemeinsam – jede an ihren eigenen Texten – zu schreiben.
Inzwischen nutze ich neben dem Schreibtreff auch andere Möglichkeiten zum Cowriting: So logge ich mich, wann immer ich Zeit habe, dienstags bis freitags bei der von der Textmanufaktur angebotenen Schreibzeit am Morgen ein oder am späten Mittwochnachmittag beim Schreibdate von Denise Fritsch. Manchmal verabrede ich mich mit meiner Schreibpartnerin zum gemeinsamen Schreiben – mal treffen wir uns online, mal ganz analog irgendwo in Hannover. Und dann gibt es ja auch noch das Cowriting mittwochs im AutorInnenzentrum.
Gemeinsam Schreiben im AutorInnenzentrum in Hannover
Mein eigenes Schreibzimmer möchte ich auf gar keinen Fall missen. Und nach wie vor schreibe ich meist allein. Aber es gibt (für mich) eben auch gute Gründe, mich (regelmäßig) mit anderen zum Schreiben zu verabreden. Hier die fünf wichtigsten.
1. Schreibverabredungen schaffen Verbindlichkeit
Zeit zu schreiben hätte ich als Rentnerin eigentlich genug. Aber seit Schreiben für mich „nur noch“ Hobby ist, ich keine Abgabetermine mehr einhalten und mit Schreiben kein Geld mehr verdienen muss, nehme ich mir diese Zeit zu selten. Der Wunsch und der gute Willen sind da, aber dann gibt es im Alltag allzuoft Dinge, die zuerst erledigt werden wollen. Mal wartet die Wäsche, das Badezimmer muss mal wieder geputzt, eine Mail geschrieben oder das Unkraut im Garten gejätet werden.
Wenn ich mich mit anderen zum Schreiben verabrede, halte ich diese Verabredung in der Regel ein und sage sie nur ab, wenn es einen wirklich triftigen Grund gibt. Ich nehme mir dann also nicht nur vor, zu schreiben, sondern ich tue es auch – und komme dann mit meinen Texten oder Projekten auch meist voran.
2. Keine Ablenkung durch Alltagsdinge
Scheinbar wichtige Dinge (siehe oben) verhindern nicht nur, dass ich anfange zu schreiben, ich lasse mich von ihnen auch allzugerne unterbrechen. Wenn ich mich mit anderen irgendwo an einem anderen Ort zum Schreiben treffe, bleiben viele alltäglichen Ablenkungen zu Hause. Aber auch bei Online-Schreibtreffs am heimischen Computer hält mich die Anwesenheit der Mitschreiberinnen im virtuellen Raum davon ab, andere Dinge zu tun. Meist lasse ich meine Kamera während der Schreibzeit an, damit alle sehen können, dass ich brav an meinem Platz bleibe und schreibe. Und manchmal klicke ich selbst auf die Videobilder der MitschreiberInnen. Denn es motiviert mich, wenn ich ihnen einen Moment beim Schreiben oder Nachdenken zusehen kann.
3. Gemeinsames Schreiben inspiriert
Die besondere Atmosphäre, die beim gemeinsamen Schreiben entsteht, hat Judith Wolfsberger in ihrem Buch „Schafft euch Schreibräume“* sehr gut beschrieben. „In diesem gemeinsamen Schreibraum wird frau getragen von der kreativen Energie der Gruppe, dem Klappern der Tastaturen und Teetassen, dem Blättern, Kritzeln, Atmen, dem Kaffeegeruch. Die anderen schreibenden Körper, aktiven Köpfe, kreativen Seelen im Raum schaffen eine Anwesenheit, Gemeinsamkeit, die über so manche Ausflucht oder Selbstzweifel hinwegträgt. Dadurch stellt sich die innere Klarheit ein: jetzt bin ich hier in diesem Schreibraum, also schreibe ich“, schreibt sie auf Seite 209.
Die inspirierende Atmosphäre entsteht, so meine Erfahrung, auch im digitalen Raum – ohne die von Judith Wolfsberger beschriebenen Gerüche und Geräusche. Denn die Mikros sind während der Schreibzeit ausgeschaltet, damit alle wirklich ungestört schreiben können. Allein das Wissen, dass auch andere zur gleichen Zeit konzentriert schreiben, motiviert mich, erhöht meine Kreativität. Und meine innere Kritikerin traut sich meist gar nicht hervor, wenn sie die Anwesenheit und die geballte Kraft der vielen Schreibenden spürt.
4. Feste Abläufe sind hilfreich
SchreibexpertInnen sind sich einig: Feste Schreibzeiten und Schreibrituale helfen, in den Schreibmodus oder gar -flow zu kommen. Mir ist es bis jetzt noch nicht gelungen, in meinem Alltag eine eigene Schreibroutine und feste Schreibzeiten zu etablieren. Beim gemeinsamen Schreiben – ob digital oder analog – gibt es beides: feste Zeiten und bestimmte Abläufe, zum Beispiel eine kurze Mediation, Schreibimpulse oder ein Austausch über die Schreibziele am Anfang, eine ebenso kurze Reflexion am Schluss. Mir hilft’s.
5. Es macht Spaß, gemeinsam mit anderen zu schreiben
Ob singen, laufen, wandern oder malen: Vieles unternehmen wir gemeinsam mit anderen. Nur beim Schreiben bleiben wir meist allein – vielleicht weil viele beim Schreiben Ruhe brauchen. Oder weil das Bild vom Schriftsteller, der allein an seinem Schreibtisch sitzt, in den Köpfen vieler Schreibender spukt.
Dass Frauen ein eigenes Zimmer brauchen, um erfolgreich schreiben zu können, hat Virginia Woolf in ihrem berühmten Essay vor fast 100 Jahren geschrieben. Aber Schreiben war für sie auch eine gemeinschaftliche Sache. „Sie war Teil der von ihr und ihrer Schwester Vanessa Bell initiierten Bloomsbury Group. Ihr Leben lang genoss sie intensiven Austausch mit ihrer community, das gegenseitiges Feedback und tausende lange Briefe, die sich gegenseitig schrieben“, schreibt Judith Wolfsberger auf ihrer Website Virginias Vision.
PS 1: Es sind übrigens meist Frauen, die gemeinsam mit anderen schreiben möchten. Der Frauenschreibtreff im AutorInnenzentrum hat einmal als offener Schreibtreff begonnen – und wurde irgendwann zum Frauenschreibtreff, weil schreibende Männer kein Interesse am gemeinsamen Schreiben hatten. Und auch bei den Online-Schreibtreffen sind die meisten TeilnehmerInnen weiblich.
PS 2: Dieser Blogbeitrag ist zum größten Teil in der Schreibzeit am Morgen mit Sabine E. Rasch und während des Schreibdates mit Denise Fritsch entstanden.
PS 3: Mit diesem Blogbeitrag habe ich Judith Peters Blog-Empfehlung für die Kalenderwoche 29/2025 aufgegriffen. Sie schlägt vor, darüber zu schreiben, warum ich irgendetwas – z. B. Bloggen, Radfahren, Schwimmen oder Gärtnern – besonders liebe
Allerdings widerstrebt es mir, das Wort „lieben“ in diesem Zusammenhang zu verwenden. Denn hier halte ich es mit dem ehemaligen Bundespräsidenten Gustav Heinemann, der auf die Frage, ob er den Staat denn nicht liebe, geantwortet haben soll: „Ach was, ich liebe keine Staaten, ich liebe meine Frau; fertig!“ (Zitiert von Hermann Schreiber in DER SPIEGEL, 13. Januar 1969 ). Ich finde, Gustav Heinemann hatte recht.
Judith Wolfsberger: Schafft euch Schreibräume! Weibliches Schreiben auf den Spuren Virginia Woolfs. Ein Memoir. Gebundene Ausgabe, Brill Österreich Ges.m.b.H.; 1. Edition (5. März 2018), 29 Euro